Fiona Fiasco & Melodiesinfonie - Forever faking memoirs

Radicalis / Membran
VÖ: 26.02.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Leicht, nicht seicht
Es gibt nicht nur in Hollywood Traumpaare. Aus der ländlichen Schweizer-Alpenregion zog es die junge Fiona Fiasco zum Musikstudium nach Zürich. Dort begegnete sie dem Multi-Instrumentalisten Melodiesinfonie und künstlerisch machte es direkt klick. Man probierte so Einiges und fand schnell einen stilistischen Boden. "Forever faking memoirs", das Resultat der Zusammenarbeit, fühlt sich wohl im jazzigen Lounge-Pop, durch den die mal nachdenklichen, mal humorvollen Lyrics Fiascos wabern. Das Duo schafft es dabei, den häufig in diesem Genre verwendeten Vorwurf der Seichtheit zu umwandern, dieses Album ist trotz Easy Going äußerst spannend.
Wie gut Gewitztes und Ernstes zusammengeht, zeigt der Opener "Brangelina fanfiction", welcher beides zu Wort kommen lässt: "Silky lace panties / And New Years Eve penthouse parties / Mean nothing / If you don't love yourself." Dazu tröpfeln milde die Töne hervor, ein locker aufgehängtes Schlagzeug bereitet dem wohligen Räkeln einen wunderbaren Untergrund, conscious Yoga quasi. "Boys suck" zieht im Gegensatz dazu rhythmisch am Tempo, schlängelt sich durch ein Londoner Sixties-Interieur mit psychedelischen Tapeten, alles aber fluffig und flott. Dazu immer wieder ein Gesang, der Nüchternheit mit Sinnlichkeit in Einklang bringt.
In Richtung hippieesker Morgenandacht geht "You didn't touch my neck", welches eine unheimlich entspannte Gitarren-Tändelei in den Mittelpunkt stellt. Generell ist es reizvoll, wie weit die Töne in dem Raum ausgreifen, gerade bei den extra beruhigten Nummern. So kann man in diesem loungigen Märchenwald den Klängen ganz entspannt nachspüren. Dazu gibt es eigentlich immer einen lässigen, unaufgeregten Groove, der Bescheidenheit als oberste Tugend handhabt. Es ist kein Zufall, dass in einem Stück wie "Wo andersch" das genüssliche "ba da ba da", eigentlich ja ein Lückenfüller, mitunter den meisten Eindruck hinterlässt.
Denn "Forver faking memoirs" hat ein Herz für das Beiläufige, die raffinierten Details am Rande der Aufmerksamkeit. Der Synth-befeuerte Retro-Futurismus von "Je suis avec moi" lebt von den kleinen Blinkern und Blipsern nebenbei, auch die agilen, aber entspannten Percussions setzen manch cleveren Akzent. Da erschrickt man fast, wenn in "Too many lovers" ein wuchtiger Drum-Beat der lieblichen Jazz-Gitarre in die Parade fährt. Dies ist aber nur eine kurzzeitige Unterbrechung einer tief empfundenen Friedlichkeit. Jene ist indes nicht banal und seicht in Musik übersetzt, sondern bietet sowohl durch das Songwriting, als auch mit den klanglichen Details viele Anlässe zum intensiven Hören.
Highlights
- Brangelina fanfiction
- You didn't touch my neck
- Too many lovers
Tracklist
- Brangelina fanfiction
- Strong ankles
- Boys suck
- You didn't touch my neck
- Wo andersch
- Je suis avec moi
- Too many lovers
- Pazienzia ei clav
Gesamtspielzeit: 29:30 min.
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