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Tigers Jaw - I won't care how you remember me

Tigers Jaw- I won't care how you remember me

Hopeless / Soulfood
VÖ: 05.03.2021

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Immer wieder aufstehen

Der Soundtrack der eigenen Jugend gehört zu den Dingen, die man als leidenschaftlicher Musikhörer nie so ganz los wird. Ob Kellerpartys mit Weezer, warme Sommernächte untermalt von Tocotronic oder stundenlange PlayStation-Sessions zu Jimmy Eat World, ganz egal, ob man sich zum verkopften Jazz-Puristen oder DIY-Ultra entwickelt, die Anziehungskraft unserer Musik, als wir jung waren, scheint mit den Jahren eher stärker zu werden, als nach und nach zu verschwinden. Spannend wird es, wenn man eine Band entdeckt, die genau diese Gefühle der nostalgischen Jugendverklärung hervorruft, obwohl die Mitglieder jünger sind als man selbst. Ein persönliches Paradebeispiel: Tigers Jaw aus Scranton, Pennsylvania.

Ihr vor emotionaler Überkompensation stets kurz vorm Kollaps agierender Mix aus Indie-Rock und Midwestern Emo hört sich an, wie sich Sechzehnsein anfühlt. Zumindest aus verklärt retrospektiver Sicht, in der die Sommer endlos waren, die Möglichkeiten ebenso, und Pickel hatte man auch keine. Der Opener und Titeltrack "I won't care how you remember me" spricht direkt all jene an, die ihre fetten Jahre schon hinter sich sehen: "There’s no control from the backseat of your life/ So drive." Als hätten sie es geahnt!

Musikalisch klingen Tigers Jaw, wie auch schon auf dem tollen Vorgänger "Spin", hingegen erwachsen und selbstsicher. Zu akustischer Gitarre und Ben Walshs unverkennbarer Stimme gesellen sich nach zwei Minuten meterdicke, elektrisch verstärkte Akkorde, einsame Piano-Noten und die große Geheimwaffe der Gruppe: Mit Brianna Collins steht eine zweite Sängerin und Songwriterin bereit, deren hohe, unaufdringlich schöne Stimme den perfekten Widerhaken zu Walshs Vocals bietet. Und deren Songs "I won't care how you remember me" den nötigen Tritt verpassen, um über die gesamte Länge spannend, einnehmend und kurzweilig zu bleiben.

Ob sie sich am Mikro abwechseln oder harmonisch nebeneinander her leiden, diese Mixtur aus schwermütigen und schnelleren, heiteren Songs, die das Songwriting-Duo hier abliefert, gehört zu den eigenständigeren und abwechslungsreichsten Alben, die die nach wie vor florierende wasweißichwievielte Welle an Emo-Bands in den letzten Jahren hervorbringen konnte. Das zum Niederknien schöne "Lemon mouth" braucht lediglich drei Akkorde und Collins' Stimme, um Herzen zu brechen. Daneben stehen elaboriertere Kompositionen wie "Body language", die Genre-Helden wie Texas Is The Reason und The Promise Ring in Gedanken auferstehen lassen. Spätestens "Anniversary" lässt dann sämtliche Dämme brechen. Wie alle wahrhaft großen Emo-Hits der vergangenen 30 Jahre ist es nicht bloß eine plastische Beschreibung des Fallens, sondern vor allem auch ein Aufstehen mit gereckter Faust. "We all fall apart in the same way." Mit "I won't care how you remember me" ist Tigers Jaw ihr bislang bestes Album gelungen. Jeder Song pendelt zwischen Verzweiflung und Ekstase und pointiert High- und Lowlights eines Lebens als gleichermaßen prägend wie substanziell. Ganz wie meine Musik von früher, eben.

(Lars-Thorge Oje)

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Highlights

  • I won't care how you remember me
  • Hesitation
  • Can't wait forever
  • Commit
  • Anniversary

Tracklist

  1. I won't care how you remember me
  2. Cat's cradle
  3. Hesitation
  4. New Detroit
  5. Can't wait forever
  6. Lemon mouth
  7. Body language
  8. Commit
  9. Never wanted to
  10. Heaven apart
  11. Anniversary

Gesamtspielzeit: 34:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Milo

Postings: 171

Registriert seit 14.06.2013

2021-03-13 10:43:38 Uhr
Die letzte Hotelier fand ich bis auf 2-3 Songs unglaublich schwach und nervig. Get Up Kids haben ihren "Glanz" schon vor Ewigkeiten verloren. Da retten auch die zuletzt ebenfalls nur mäßig guten Songs nichts mehr. Da gefallen Spanish Love Songs und Manchester Orchestra um einiges mehr.

Tigers Jaw sind schwer in Ordnung. Spin lief in Dauerrotation. Das neue Album ist nochmal ne Ecke besser. 8/10 geht definitiv klar.

Ansonsten kann man sich aus der Ecke noch Bands wie Citizen, Joyce Manor, Boston Manor, Turnstile, Hot Mulligan, Title Fight u.a. geben.

Saschek

Postings: 709

Registriert seit 23.07.2018

2021-03-12 18:59:43 Uhr
Schade, dass Brianna Collins nicht alle Songs alleine singt.

Enrico Palazzo

Postings: 5323

Registriert seit 22.08.2019

2021-03-12 14:34:59 Uhr
Heute mal reingehört, enttäuschend und nur mittelmäßig. Vollkommen glatt poliert, keine Ecken, keine Kanten plus kaum bleibende Melodien oder Refrains. Also nee. Da sind Hotelier, Get Up Kids und in ihren guten bis besten Momenten JEW schon ne ganz, ganz andere Kategorie.

cargo

Postings: 725

Registriert seit 07.06.2016

2021-03-12 09:48:05 Uhr
Der Opener und "Lemons Mouth" sind schwer in Ordnung. Der Rest ist für mich kaum zu ertragender Bubblegum-Emo aus der Highschool.

Hollowman

Postings: 205

Registriert seit 14.06.2013

2021-03-12 07:49:46 Uhr
Ich schließe mich an... schöne Entdeckung nach zwei Durchgängen gestern. Ich mag ja so ein Wechselspiel zwischen Sänger und Sängerin, wie auch bei San Fermin. Ist bestellt.
Highlights hier nach dem Ersteindruck die ersten beiden Tracks, Lemon Mouth und Anniversary.
Zum kompletten Thread

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