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Blanck Mass - In ferneaux

Blanck Mass- In ferneaux

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 26.02.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Reingefallen

Die Hölle, das sind ausnahmsweise nicht die Anderen. Die Hölle ist in Dir, tief in Deinem Bewusstsein, eingebrochen in Deine Isolation. Beschwörung und Exorzismus dieser Dämonen zugleich ist "In ferneaux", das fünfte Album von Fuck Buttons' Benjamin Power und seinem mittlerweile deutlich produktiveren Soloprojekt Blanck Mass. Lediglich zwei "Phasen" finden sich in der Tracklist, vielmehr ist die Platte aber als ein einziger Trip gedacht. Der mit einem großen Fakeout beginnt. Was vorab mit dem Namen "Starstuff" eine Single darstellte, nimmt hier die ersten sechs Minuten ein. Ein Synth funkelt, das Buildup zur Wall of Noise ist langsam, aber stetig. Wenn das Stück schließlich an den gewohnten Hochspannungsstrom angelegt wird, ist die Freude groß. Doch schon nach wenigen Takten zieht sich "Starstuff" wieder zurück. Zum Luftholen für den nächsten Adrenalinschub, mag man meinen. Aber da hat man die Rechnung ohne "In ferneaux" gemacht.

Noch bevor Power sich mit "Dumb flesh" als eine Art böser Bruder der Hauptband Fuck Buttons neu erfand, subtrahierte er auf dem selbstbetitelten Blanck-Mass-Debüt deren mächtige Percussion und ließ Soundscapes übrig, die vielmehr Ambient-Klangwelten entsprachen. "In ferneaux" blickt in Teilen wieder darauf zurück, ist allerdings in der Gesamtheit ein ganz neues Biest. Wenn die an die Vorgänger angelehnte Eröffnungssequenz verklungen ist, bleibt "Phase I" auf einem brummenden Ton stehen und schlägt alle Hoffnungen auf dunkle Club-Banger in den Wind. Eine Klapperschlange klappert, schlängelt sich Richtung Ohrmuschel und dreht doch kurz vorm Zuschnappen ab. Wundervolle New-Age-Klänge schweben durch die Luft, vermitteln eine trügerische Idylle. Es wird gerasselt und gequatscht – kein Wunder, dass Power selbst in etwa 50 bis 60 Field Recordings schätzt, die auf "In ferneaux" verarbeitet wurden.

Bei der Staffelstabübergabe von "Phase I" zu "Phase II" kippt die Stimmung, die Sounds werden lärmig, rauer. Man bräuchte diesen Fingerzeig nicht, aber spätestens beim manischen Straßenprediger, dessen Irrungen und Wirrungen Power bei einer Begegnung in San Francisco aufnahm, wird die Verbindung zum Frühwerk von Godspeed You! Black Emperor überdeutlich. Die Transitionen der Movements auf "In ferneaux" sind allerdings nicht ganz so geschmeidig, das Gespür des kanadischen Kollektivs für große Melodien und orchestrale Grandezza ersetzt Power in "Phase II" vor allem mit aggressivem Noise aus der Merzbow-Kiste. Dennoch kristallisiert sich mit der Zeit ein Stimmungsbogen da heraus, wo man sich in der Kennenlernphase noch von Abschnitt zu Abschnitt am Ärmel gezogen fühlte. Diese "dark night of the soul" verläuft eben nicht linear.

Wirkte "Animated violence mild" zuletzt wie eine muskulöse Sackgasse, war die seitdem persönlich schwierige, von Verlust und Einsamkeit geprägte Zeit für Power zumindest ein künstlerischer Rebound. Ohne Möglichkeit zu touren und vor Publikum zu spielen, besinnt er sich auf "In ferneaux" darauf, aus Erinnerungen und Souvenirs vergangener Reisen eine Art emotionales Tagebuch zu formen. Da treten ein knisterndes Feuer und rauschendes Wasser zusammen auf den Plan, obwohl sie eigentlich Jahre voneinander entfernt aufgenommen wurden. Aus dem fiesesten White Noise schält sich zum Ende nach und nach ein ganz liebliches Keyboard heraus – ein hoffnungsvoller Schluss eines insgesamt sperrigen und unkonventionellen Werks. Das einen gerne reinfallen lässt, in doppelter Hinsicht.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • -

Tracklist

  1. Phase I
  2. Phase II

Gesamtspielzeit: 41:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2021-03-10 20:39:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9319

Registriert seit 26.02.2016

2021-02-26 20:07:08 Uhr - Newsbeitrag
Hier gibt es das Video:



Das Album selbst klingt allerdings sehr anders, ist seit heute draußen.



Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9319

Registriert seit 26.02.2016

2021-01-12 18:28:31 Uhr - Newsbeitrag
Neues Album kommt am 26.2.
Es wird nur zwei Tracks namens "Phase I" und "Phase II" haben, dies hier ist also nur ein Ausschnitt aus einem der Tracks:

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