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Lake Of Tears - Ominous

Lake Of Tears- Ominous

AFM / Soulfood
VÖ: 19.02.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Am Ende

Plötzlich waren Lake Of Tears von der Bildfläche verschwunden. Na klar, es war bekannt, dass Bandchef Daniel Brennare immer wieder mit Schüben seiner Depressionen zu kämpfen hatte. Und auch sonst war in der Betrachtung der Diskographie der Schweden nicht immer klar, ob Brennare als Songwriter nun getrieben oder doch eher experimentierfreudig war. Doch selbst unter diesen Umständen wirkte "Illwill", das letzte Album der Schweden aus dem Jahr 2011, wegen seiner Härte mehr und mehr wie ein Aufschrei, nicht wie eine Platte einer Band, die 1992 als reine Death-Metal-Truppe begann. Erst nach und nach löste Brennare dieses Rätsel, indem er seine Leukämie-Erkrankung öffentlich machte. Und auch wenn es natürlich viel wichtiger ist, dass das er den Krebs, dieses Arschloch, besiegt zu haben scheint, steht der Sänger und Girarrist nunmehr zwar mit einer neuen Platte, aber dafür komplett ohne Band da.

Es ist also nicht sonderlich überraschend, dass sich der 49 Jahre alte Frontmann nicht allzu vehement gegen Gerüchte wehrt, "Ominous" sei das endgültige, das letzte Album. Und da mangels Band oder gar Co-Songschreiber keinerlei Korrektiv mehr vorhanden ist, stößt Brennare seine Fans zunächst einmal mächtig vor den Kopf. Denn das vorab veröffentlichte "At the destination" verstört durch kalte Industrial-Sounds, die eher aus dem Hause Fear Factory stammen könnten als von einer Band, die einst zu den Pionieren des schwedischen Death Metal gehörte. "I'm at the destination. There is nothing here. Nothing here at all", verkündet eine elektronisch verfremdete Stimme, und die darüber klagende Geige verstärkt die klirrende Kälte der Riffs um ein Vielfaches. Das folgende "In wait and in worries" ist zwar weniger elektronisch, verströmt jedoch durch konsequente Reduktion jene Hoffnungslosigkeit, die schon der Titel suggeriert.

Doch was ist der Grund für diese verzweifelte Finsternis? Es genügt ein Blick in die Biographie des Bandkopfs, um zu wissen, dass der "Cosmic sailor", der Protagonist im textlichen Konzept dieser Platte, ein Avatar für den Frontmann ist. Dazu kommen als übergroße Symbole die beiden Vögel auf dem Cover, die nicht etwa Odins Raben Hugin und Munin darstellen, sondern für sich die körperlichen und seelischen Leiden des Schweden darstellen. "I am doom, my name, it was written / Into the night, but the night was forgotten / In the first of the morning I come / With the cold black sun" heißt es in "Ominous one", und die Verzweiflung Brennares, die Angst vor dem Krebstod wird greifbar. Doch daneben sitzt der zweite Rabe, der geradezu höhnisch verkündet: "Minutes have been like hours / And every hour like a year / Now every second I grow stronger / As the day is getting colder."

Es gibt zahlreiche Musiker, die persönlich erlebtes Leid als Triebfeder für ihr kreatives Schaffen nutzen können, für die Musik reine Katharsis ist. Und auch Daniel Brennare kehrt sein Innerstes nach außen, kämpft gegen seine Krankheit und den Dämon namens Depression an. Wer so etwas jemals in seinem Umfeld oder gar selbst gegenüberstehen musste, kann vermutlich spüren, dass jeder Akkord der Verzweiflung authentisch ist. Und doch taucht plötzlich in dieser Schwärze ein Funken Hoffnung auf: "Hey, I'm still breathing / My perception's expanding / But the vision seems so strange / There are colors returning." Irgendwo ist doch noch etwas, wofür es sich lohnt, aufrecht stehen zu bleiben. Ja, das sind brutal persönliche Lyrics, vermutlich die persönlichsten, die am tiefsten unter die Haut gehenden, die Brennare jemals für Lake Of Tears verfasst hat. Und natürlich kann "Ominous" genau deshalb nicht die Energie versprühen, die beispielsweise "Headstones", den Bandklassiker schlechthin, ausgezeichnet hatte. Doch gerade für solche tiefen Einblicke in das eigene Ich gebührt dem Schweden höchster Respekt. Noch dazu, wenn diese Einblicke so stark umgesetzt werden wie mit dieser Platte.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • At the destination
  • Ominous too
  • One without dreams

Tracklist

  1. At the destination
  2. In wait and in worries
  3. Lost in a moment
  4. Ominous one
  5. Ominous too
  6. One without dreams
  7. The end of this world
  8. Cosmic sailor
  9. In gloom

Gesamtspielzeit: 44:28 min.

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Armin

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2021-02-25 10:35:41 Uhr - Newsbeitrag
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