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Glitterer - Life is not a lesson

Glitterer- Life is not a lesson

Anti / Indigo
VÖ: 26.02.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Mal kurz einen durchziehen

Mut zur Direktheit. In einer Welt, die in Grausamkeiten versinkt und oft dem Gehör schenkt, der am lautesten schreit und die radikalste Meinung besitzt, ist es ein kontroverser Schritt, eine kurze, von Meta-Ebenen weitestgehend freie Rock-Platte zu machen. Der abgeklärte Zyniker in uns mag abwinken, wenn er "Life is not a lesson" von Glitterer hört. Neunziger-informierte Songs aus der Sparte Indie / Emo / Alternative, viele davon gerade mal zwischen der Ein- und Zwei-Minuten-Marke. Dazu vorgetragen in ungebrochener Leidenschaft. Das Ziel von Ned Russin aus Washington D.C. war es, seine Songs noch direkter, noch unumwundener als auf seinem Debüt zu gestalten, mit unbändigem Drang und dem Lärm der Verzweiflung. Natürlich hat der Mann, der auch bei Title Fight spielt, sein Gehirn nicht ausgeschaltet, denn die Texte handeln von Self-awareness und dem Umstand, dass man sein Bewusstsein nie ganz ausblenden kann. Also doch so etwas wie eine Meta-Ebene.

Die Songs gehen musikalisch allerdings den straighten Weg, wuchtig wälzt sich etwa "Bodies" voran, die Gitarren knitterig und dreckig. Aus dem ungehobelten Noise schälen sich jedoch klar konturierte Melodien, es geht unzweifelhaft nach vorne. Eine Stärke dieser Platte ist, dass sie trotz des unsauberen Sounds keine Kompromisse in der Direktheit eingeht - vor allem nicht "Are you sure?", das sich bei Pixies den Basslauf von "Gouge away" borgt und keine Umwege geht. "Try harder still" wirkt trotz des verzweifelten Drängens so befreiend wie das tiefe Luftholen nach Anspannung und Krise. Und dieses unverwässerte Verlangen nach Loslösung von jedem depressiven Infight macht aus dieser Platte einen so willkommenen Befreiungsschlag.

Es rumpelt und rauscht Feedback-schwanger in "Little backward glance", doch dieser rigorose Wunsch nach Ausbruch, dieses Reiten auf der eigenen mentalen Gesundheit beeindruckt tief und lässt erst gar kein Herumkritteln ob fehlender Hintertüren zu. Dabei baut Russin auch dezent klangliche Variationen ein. Die auf havariertem Synthie herumeiernde Meditation "How a song should go" bietet Platz für einen Seitenschritt, um das restliche wüste Treiben etwas distanzierter zu betrachten. Doch einen Sturmlauf wie "Didn't want it" genießt man am besten mittendrin, mit all den stürmischen Umwälzungen und im Rausch der Energie.

Dabei rasselt Russin sein Programm nicht stumpf runter: Feine, berührende Melodien setzen den kräftigen Songs oft die Krone auf, bilden emphatische Höhepunkte. Das coole Dahingleiten von "Indeed" findet seine Erfüllung in einer befreienden Konklusion, die aber eher eine Auflösung ist. Neben einigen wenigen Entspannungsmomenten ist dieses Album also ein direkt abgefeuerter Schnellschuss, befreit Geist und Körper und appelliert dazu, auch einmal den direkten Eingebungen zu folgen.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Are you sure?
  • Little backward glance
  • Didn't want it
  • Life is not a lesson

Tracklist

  1. Bodies
  2. Are you sure?
  3. Try harder still
  4. Little backward glance
  5. How a song should go
  6. The end
  7. Didn't want it
  8. Indeed
  9. Birdsong
  10. I made the call
  11. Fire
  12. Life is not a lesson

Gesamtspielzeit: 21:45 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2021-02-25 10:35:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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