The Weather Station - Ignorance

Fat Possum / Membran
VÖ: 05.02.2021
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hochdruckgebiete
Der Musik der kanadischen Band The Weather Station wohnt ein stiller Zauber inne. So still, dass die Gruppe um Frontfrau Tamara Lindeman hierzuseits bislang kaum stattfand. Bis dato keine Rezension, kaum Nennungen als Referenz für andere Bands und Künstler und auch das sonst so geschwätzige Forum brachte nur wenig Beiträge zu der Gruppe hervor. Der Hype findet woanders statt. In Amerika, da geht's ab! Insbesondere das neue, fünfte Studioalbum der in Toronto ansässigen Band, "Ignorance", konnte Begeisterungsstürme auslösen. Ein laues Lüftchen davon bekommen wir nun auch hier mit. Gerechtfertigt wäre ein wenig mehr Aufmerksamkeit in jedem Fall: Ihren luftig-erdigen Indie-Folk lassen The Weather Station sehnsuchtsvoll in Richtung Dream-Pop abgleiten. Dabei entsteht kein unerhörtes Spektakel, aber für ein wohltemperiertes Bad in Schönklang und Melancholie eignet sich die Platte dafür umso mehr. Der Titel des Albums sollte sich im besten Falle also nicht bewahrheiten.
Der Opener "Robber" beginnt spannungsgeladen: Die Drums scheppern stoisch, Streicher und Synthies legen die flächige Grundlage, Lindemans Stimme schwebt mit einiger Grandezza über den Arrangements. Die später eingestreuten Saxofone liefern einen leicht jazzigen Vibe, ohne den Charakter des Stücks auf links zu drehen. Freilich, in diesem Song ist viel los, und trotz des Ideenreichtums und des volles Sounds wirkt die Nummer erstaunlich reduziert. Der Minimalismus ist bei The Weather Station kein Selbstzweck, sondern eine perfekte Inszenierung. "Atlantic" tippelt nervös zwischen satten Pianotupfern und dem stoischen Rhythmus, der den Song ans Limit pusht. Dazwischen fließen die Vocals wie ein klarer Kristallbach, der sich seinen Weg durch das unwirtliche Gelände sucht. Die Melodien und Arrangements klingen bis ins Letzte ausgefeilt. Man möchte fast sagen: auf Hochglanz poliert. Was man der Band ankreiden könnte, wenn man auf Ecken und Kanten steht. Doch The Weather Station steht dieses majestätische Soundkostüm hervorragend.
Man kann sich in der funkelnden Schönheit dieser Songs zweifelsfrei verlieren: "Parking lot" wartet mit Streichern auf, die nur ein kurzes Crescendo abfeuern, Piano, Drums und Lindemans gravitätische Stimme stehen jederzeit im Fokus, doch erst gemeinsam ergeben diese Bestandteile ein größeres Ganzes. Einen Gesamtzusammenhang, der über den bloßen Moment hinausweist. Das ist die große Stärke dieser Platte: Die Songs wirken wie aus einem Guss, die Dramaturgie ist fein abgestimmt. "Separated" ist der beschwingt aufspielende Indie-Pop-Glanzpunkt, der zur Albummitte hin die Stimmung auflockert. Zumindest auf der musikalischen Ebene. Im großen Schlussakkord "Subdivisions" ist die Melancholie in feinen Fäden eingewebt. Gegen Ende öffnet sich die bis dahin tränenziehende Nummer, ganz so als wäre sie für die große Leinwand erschaffen worden. Es soll ja schlussendlich keiner behaupten, er hätte von "Ignorance" nichts mitbekommen.
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Highlights
- Atlantic
- Parking lot
- Subdivisions
Tracklist
- Robber
- Atlantic
- Tried to tell you
- Parking lot
- Loss
- Separated
- Wear
- Trust
- Heart
- Subdivisions
Gesamtspielzeit: 40:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Brismor Postings: 2 Registriert seit 20.02.2021 |
2021-02-20 16:55:00 Uhr
Dem kann ich mich nur anschließen, ein überaus gelungenes Album |
fakeboy Postings: 739 Registriert seit 21.08.2019 |
2021-02-19 15:38:54 Uhr
Pitchfork hat einen Knall, wenn sie dieser Platte eine 9 aber der neuen Notwist "nur" eine 7 geben... |
Hoschi Postings: 497 Registriert seit 16.01.2017 |
2021-02-19 15:32:38 Uhr
Gerade auf einem Frühlingsspaziergang gehört und positiv überrascht.Kannte die Kapelle vorher nicht. Die Songs haben einen tollen Fluss und sind grandios-warm-analog produziert. Auch das jazzige Schlagzeug gefällt sehr und erinnert, gerade im Opener, stark an Talk Talk. Mir gefällt die A Seite aber deutlich besser als die B Seite, welche mir eine Spur zu melancholisch ausgefallen ist. Klingt nach einem sehr guten Frühlings Album. Bis jetzt eine gute 7/10. Nichts noch nie Dagewesenes aber eine schöne Ergänzung. |
Unangemeldeter Postings: 384 Registriert seit 15.06.2014 |
2021-02-18 13:28:20 Uhr
Ebenfalls @ijb: https://www.flight13.com/weather-station-ignorance/142115 |
Kai Postings: 696 Registriert seit 25.02.2014 |
2021-02-18 13:12:06 Uhr
@ijbhttps://shop.bingomerch.com/collections/the-weather-station |
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Referenzen
Big Thief; Adrianne Lenker; Buck Meek; Daughter; London Grammar; Phoebe Bridgers; Sharon Van Etten; Aldous Harding; Nadia Reid; Helena Deland; Lomelda; Waxahatchee; Loma; Hannah Georgas; Goat Girl; This Is The Kit; Tomberlin; Julien Baker; Laura Marling; Nilüfer Yanya; Haim; Angel Olsen; Fenne Lily; Courtney Marie Andrews; Hurray For The Riff Raff; Basia Bulat; Laura Veirs; Jessica Pratt; Land Of Talk; Joni Mitchell; Cate Le Bon; The Staves; Torres; Feist; Julia Jacklin; Phantastic Ferniture; Nadine Shah; Joan As Police Woman; Weyes Blood; Fleetwood Mac; Kate Bush; Tori Amos; Florence & The Machine
Surftipps
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- https://en.wikipedia.org/wiki/The_Weather_Station
- https://theweatherstation.bandcamp.com/album/ignorance
- https://www.discogs.com/de/artist/2643712-The-Weather-Statio n
- https://www.last.fm/de/music/The+Weather+Station
- https://pitchfork.com/artists/30293-weather-station/
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/the-weather-station-mit -neuem-album-nuancenreich-und-elegant.2177.de.html?dram:arti cle_id=491941
- https://www.theguardian.com/music/2021/feb/10/the-weather-st ation-tamara-lindeman-climate-grief
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