Roosevelt - Polydans

Greco-Roman / City Slang / Rough Trade
VÖ: 26.02.2021
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Einheizbrei
Ein Liebesbrief an die darbende Clubszene soll es sein, das dritte Roosevelt-Album "Polydans". Sicher spürt Marius Lauber wie so viele den Mangel an nächtlichem Füßewackeln auf verschwitzten Tanzflächen, nicht zuletzt hat er mit seinem Debüt und dem Nachfolger "Young romance" ein paar perfekte Untermalungen dazu abgeliefert. Da sollte die neue doch eigentlich ein Selbstläufer sein, oder? Wenn man böse wäre, könnte man sagen: Scheinbar hat Lauber ein bisschen selbst vergessen, wie es sich auf den Leuchtkacheln der Welt anfühlt. Denn hinter generischen Songtiteln wie "Closer to my heart", "See you again" oder "Lovers" steckt häufig ebenso 08/15-Ware. Speziell "See you again" beginnt wie gefühlte 90 Prozent aller Synthpop-Songs und hält auch nur das, was Zeilen wie "Hold on, never let go / We're higher than we've ever been" androhen.
Herrje, klar war Roosevelt auch bislang keiner hohen Kunst verschrieben. Aber wie unbeeindruckend "Polydans" stellenweise aufgrund der immergleichen Tempi und Beat-Designs vorbeirauscht, ist schon schade. Die Lyrics sind eh nicht der Rede wert, sollen ja auch nur die rhythmische Bewegung untermalen. Dazu wurde man aber eben schon mal stärker motiviert. Das sehr atmosphärische "Forget" zeigt allerdings, dass in der Hinsicht noch was geht im Hause Roosevelt. Ein dräuender Synth baut Atmosphäre auf, die sich in einer ekstatischen zweiten Songhälfte entlädt. Auch das an vorletzte Stelle geschobene "Echoes" setzt dieses Tension-Release-Schema zu wundervollen Effekten um. Die Klimax mit whoo-hoo-enden Chören und Fake-Gniedel-Gitarre ist pure Fanbeglückung. Nichts Überraschendes natürlich – aber wen interessiert's?
Der Rest kann leider selten mithalten, raspelt stattdessen noch einmal mehr Käse drüber. "Strangers" und "Feels right" geben durchaus okaye Singles ab, würden aber auf einer Best-of-Compilation keinen Blumentopf gewinnen. Ähnlich blass wie "See you again" bleibt das mit sehr, sehr (sehr) vielen Halleffekten arbeitende "Lovers", das seine Mopsfideligkeit nicht in einen guten Song kanalisieren kann. Die undezente Mitklatschanimation einiger Songs ist auch im verzichtbaren Bereich zu Hause. Über allem thronen also zwei Probleme in Kombination. "Polydans" bietet nicht Neues, nichts Ungehörtes. Das allein ist keine Katastrophe, auch als Slint mit Tröten kann man schließlich eine 9/10 abstauben. (Nur Spaß, die sind wirklich gut.) Aber man sollte schon irgendwas besser als andere machen. "Polydans" ist hingegen prädestiniert dazu, in der Masse abzutauchen. Dabei ist das ja derzeit gar nicht erlaubt.
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Highlights
- Forget
- Echoes
Tracklist
- Easy way out
- Strangers
- Feels right
- Closer to my heart
- Montjuic
- Forget
- See you again
- Lovers
- Echoes
- Sign
Gesamtspielzeit: 41:54 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3016 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-03-01 07:35:58 Uhr
Mir gefällt das Album sehr gut. Durchwegs hohes Niveau. Nicht unerwartetes, aber das brauchts ja auch nicht. Für mich persönlich eine 8/10. |
qwertz Postings: 638 Registriert seit 15.05.2013 |
2021-02-28 18:49:29 Uhr
Finde "Lovers" gar nicht so schlimm, aber generell wirkt Roosevelts Songwriting-Schema nun wirklich etwas ausgereizt und riecht nach Sackgasse. Für ein drittes Album fehlt mir da doch ein bisschen Abwechslung, frische Ansätze oder Weiterentwicklung. Vielleicht reicht es ja zumindest irgendwann mal für einen Mainstream-Hit, mit dem er wenigstens mal etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt und was dran verdient. |
BVBe Postings: 517 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-02-27 14:14:43 Uhr
POLYDANS ist besser als 5/10, nur "Lovers" ist echt vom Übel. Das gehört an den Ballermann oder den ZDF-Fernsehgarten und hätte ich nie auf einem Roosevelt-Album erwartet. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 19401 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-02-17 20:16:55 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 19401 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-02-12 19:21:18 Uhr - Newsbeitrag
Happy Valentine's Day! Roosevelt mit neuer Single "Lovers" Neues Album "Polydans” am 26.02.21 Ansehen: Live-Session für das US Magazin SPIN Liebe Freund*innen von City Slang, heute in genau zwei Wochen erscheint eines der Indie-Pop Highlights des Jahres, das neue Roosevelt Album "Polydans". Nach den Singles "Sign", "Echoes", "Feels Right" und "Strangers", wofür er sich zuletzt für eine Performance via SPIN "verdreifachte", um den Song als buchstäbliche One-Man Band zu performen, folgt heute nun mit "Lovers" seine neue Single. Mit "Lovers" fängt Marius eine Momentaufnahme des freien Falles in die junge Liebe und zitierte The Cure's "Friday I'm In Love" als Inspiration für den Herzschlag des Songs, unterstützt von einer sprudelnden Produktion und den typischen charmanten Synthies. Roosevelt über den neuen Song: "'Lovers' war der allerletzte Track, den ich für das neue Album fertiggestellt habe. Es ist immer relativ einfach für mich, ein Gefühl dafür zu bekommen, was auf einem Album noch fehlt, wenn die meisten Tracks bereits fertig sind. Diesmal fühlte es sich so an, als hätten fast alle anderen Tracks sehr synkopische Rhythmen, beeinflusst von Funk-Gitarren und House-Akkorden. Mit 'Lovers' wollte ich etwas wirklich anderes machen, ein klassisches Liebeslied, das einen super geraden und einfachen Four-to-the-Floor-Beat und eine Bassline hat. Ich habe mir 'Friday I'm In Love' von The Cure sehr oft angehört, während ich die Platte gemacht habe und wollte diese unschuldige Ode ans sich Verlieben einfangen." |
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Referenzen
Tame Impala; Pet Shop Boys; Erasure; Zoot Woman; We Invented Paris; Empire Of The Sun; Passion Pit; Beat! Beat! Beat!; Hot Chip; Caribou; Toro Y Moi; Joe Goddard; New Order; Vimes; Miike Snow; LCD Soundsystem; Totally Enormous Extinct Dinosaurs; Hercules And Love Affair; Phoenix; Kylie Minogue; Friendly Fires; The National Bank; Delphic; Röyksopp; Washed Out; Memory Tapes; Miami Horror; Cut Copy; Depeche Mode; A-Ha; Metronomy; Tanlines; Wild Nothing; Animal Collective; Daft Punk; La Roux; Pale Waves; Giorgio Moroder; Moby; Duran Duran; Calvin Harris; MGMT; Gold Panda; Crookers; Discovery
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