Maximo Park - Nature always wins

Prolifica / PIAS / Rough Trade
VÖ: 26.02.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

So keinen Bart
Indie, wir müssen reden. So geht's nicht. Noch nie was von Abfallvermeidung und Nachhaltigkeit gehört? Denn falls Du's noch nicht mitbekommen haben solltest: Im gleichen Maße, wie sich das Wissen der Menschheit alle sieben und die Anzahl lieferbarer Bücher alle elf Jahre verdoppelt, wächst in etwa der Schrotthaufen Deiner meist zu Recht entsorgten Bands. Ein paar Musikschreiber haben sich für Gruppen wie The Pigeon Detectives, The Enemy oder Hard-Fi sogar den Begriff "landfill indie" nebst passender Top 50 ausgedacht. Was Maximo Park da drin verloren haben? Berechtigte Frage, denn bei denen hast Du zugegebenermaßen ganze Arbeit geleistet: nach 15 Jahren auf "Nature always wins" vielleicht nicht mehr der Gipfel der Angesagtheit und inzwischen zum Trio geschrumpft, aber stets eine Bank in Sachen gediegene britische Gitarre.
Und das nicht nur zu Karrierebeginn: Auch "A cloud of mystery" vom eher verschmähten "Quicken the heart" bekommt man heute noch tagelang nicht aus dem Kopf, und das elektronisch somnambule "Leave this island" aus "Too much information" muss nicht den Lauten wie "Apply some pressure" machen, um ein Highlight der Bandgeschichte zu markieren. Folgerichtig, dass das artverwandte "Child of the flatlands" als Vorbote für Album Nummer sieben fungierte. Dieses zeigt Maximo Park aus dem Ei gepellt wie eh und je, auch wenn Paul Smith Teile der Aufnahmen Lockdown-bedingt mit Vollbart bestritt. Schon "Partly of my making" tischt zu Beginn ordentlich auf: Die Gitarre ätzt, die Keyboards sprotzen, Streicher schweben ein, und der Sänger sinniert beschwingt über unaufhaltsamen körperlichen Verfall. Die Natur ist Dein Feind? Mitnichten. Sie macht bloß ihren Job.
Maximo Park tun es ihr gleich – und das gewohnt hochwertig. Mal im rastlosen Stakkato des chronisch grübelnden "I don't know what I'm doing", das mit beinahe dem gleichen Überschwang ausholt wie einst "Graffiti" oder "Going missing", mal bei der kosmisch gefärbten synthetischen Fingerübung "Meeting up", die sich mit anderen Mitteln, aber ähnlich jenseitiger Stimmung wie "Our lady of Lourdes" von Smiths Solodebüt "Margins" zur klinisch sauberen Mini-Hymne aufschwingt. Dazu erzählt der Frontmann wehmütig von imaginierten Begegnungen und dem Hadern mit der eigenen Vorbildfunktion – und ausgerechnet der flockig mit dem Allerwertesten wackelnde Pop von "Why must a building burn?" wagt sich anlässlich der Feuerkatastrophe im Grenfell Tower einmal nach außen, während "Nature always wins" ansonsten zumeist das Innenleben des 41-Jährigen ausleuchtet.
Was jedoch weitaus weniger schummrig vonstatten geht, als latente Selbstzweifel nahelegen. Am stärksten ist dieses Album nämlich, wenn Smith seinen Frieden mit sich macht, im wunderbar behutsam anschwellenden "Versions of you" die kleine Tochter umarmt und zusammen mit dem freudig aufheulenden Synth-Riff des Ohrwurms "All of me" die versonnene Gelassenheit eines Menschen ausstrahlt, der seinen Platz im Leben gefunden hat. Da trägt auch "Child of the flatlands" als Bilanz einer verhuschten Jugend abschließend ein mildes, selbstironisches Lächeln zur Schau und erinnern sich "Placeholder" und "The acid remark" per kantigem Post-Punk wohlwollend der Zeiten, als es noch hieß: Indie, wir müssen tanzen. Geht eineinhalb Jahrzehnte später zu "Nature always wins" immer noch ziemlich gut – und den Müll kann man auch morgen runterbringen.
Highlights
- Versions of you
- All of me
- Meeting up
- Child of the flatlands
Tracklist
- Partly of my making
- Versions of you
- Baby, sleep
- Placeholder
- All of me
- Ardour (feat. Pauline Murray)
- Meeting up
- Why must a building burn?
- I don't know what I'm doing
- The acid remark
- Feelings I'm supposed to feel
- Child of the flatlands
Gesamtspielzeit: 44:41 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25610 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-09-02 21:32:10 Uhr - Newsbeitrag
Ich hab's jetzt erst im Radar. |
Kai User und News-Scout Postings: 2550 Registriert seit 25.02.2014 |
2022-08-26 17:12:03 Uhr
Habs heut auch im Releaseradar gehört und fand es ganz witzig |
Klaus Postings: 8163 Registriert seit 22.08.2019 |
2022-08-25 08:51:48 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=ozi8oYUHM6UVersionen von dir |
Superhelge Postings: 826 Registriert seit 15.06.2013 |
2021-05-01 22:25:04 Uhr
Hat jemand die limitierte Version mit den Saatpäckchen geordert? |
MasterOfDisaster69 Postings: 910 Registriert seit 19.05.2014 |
2021-03-09 11:56:52 Uhr
Danke fuer die Rezi. Also die Highlights sind wirklich toll, ob das für eine 7 reicht, uU knapp. Und das sicher ganz gute Meeting Up hört sich wie qwertz schon anmerkte, schon etwas nach Future Islands an. Aber ok. 7/10 |
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Referenzen
Paul Smith; Paul Smith & The Intimations; Paul Smith & Peter Brewis; Duncan Lloyd; The Smiths; Morrissey; Johnny Marr; The Undertones; XTC; Gang Of Four; Wire; Magazine; Field Music; The Week That Was; School Of Language; You Tell Me; Bell X1; Everything Everything; Wild Beasts; Franz Ferdinand; FFS; Pulp; Jarv Is...; The Last Shadow Puppets; Miles Kane; Orange Juice; Prefab Sprout; Aztec Camera; The Stranglers; Roxy Music; The Jam; Buzzcocks; The Rakes; Joy Division; Fire Engines; The Clash; The Cribs; Hot Hot Heat; Art Brut; The Futureheads; Dogs; Harrisons; Eight Legs; Marion; Strangelove; Sports Team; The Courteeners; The Maccabees; Orlando Weeks; Hatcham Social; The Hours; Little Man Tate; The Crookes; Mystery Jets; The Libertines; Babyshambles; The Rifles; Arctic Monkeys; The Kooks; Kaiser Chiefs; The Wombats; Love Fame Tragedy; DMA's; Blur; The Kinks; The Who; Small Faces
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