Perfume Genius - Immediately remixes
![Perfume Genius- Immediately remixes](cover/perfume6.jpg)
Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 12.03.2021
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
![](styles/v2_0/img/deinestimme.png)
Die Kette reißt
Irgendwie hat man ja gehofft, dass Mike Hadreas dieser Versuchung widersteht. Diesen Fehler nicht begeht. Und nun tut er doch das, woran so viele so oft gescheitert sind: Er lässt ein Album vollständig, Track für Track, von Freunden und/oder (vermutlich bezahlten) Bekannten durch den Mixer drehen. Klar war seine fünfte Platte "Set my heart on fire immediately" als Perfume Genius ein erfreulicher nächster Schritt in einer beeindruckenden Evolution vom vermummten Lo-Fi-Folk zum eklektischen Drama-Kunstpop. Man mag dem Unterfangen womöglich noch zugute halten, dass Hadreas' Werke im Original sowieso eher eine Ansammlung faszinierender Miniaturen bilden, anstatt fest verzahnte Glieder in einer Kette darzustellen. Dennoch: Es scheitert. "Immediately remixes" ist zu oft nur so spannend wie die Idee seines Titels und so zusammenhang- und lieblos wie das Artwork aus zusammenkopierten Single-Covers.
Es erstaunt in der Tat. Der Name Perfume Genius stand schließlich bisher stets für eine hohe Qualitätssicherung, für starke Gedanken hinter jedem Schritt. Zudem sind große Namen mit an Bord. Der schwer angesagte A. G. Cook beraubt "Describe" zwar seiner schweren Gitarren, überträgt das Schwelgen jedoch erfolgreich in seinen angeschrägt klingelnden Kosmos und lässt das Stück artgerecht zum Ende verglühen. Berührt vielleicht nicht so wie das Original, aber die Messlatte war ja auch hoch. Ebenfalls schick ist die frostig groovende Version von "Jonas", die Planningtorock samt unterkühlten Tanzbeats und sanften Synths aus dem Eisfach zieht. Das ursprünglich sehr abstrakte "Moonbend" behält seine Spookiness, bekommt derweil von der portugiesischen Produzentin Nídia aber noch ein paar klackernde Beine spendiert und läuft darauf ganz ordentlich. Den Vogel schießt aber der quietschige Rave-Exkurs von Danny L Harle auf der Basis von "Just a touch" ab. Passt null hier rein, klar, hat auch mit Perfume Genius nix zu tun. Aber macht Bock.
Das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass "Immediately remixes" zu holprig für Perfume-Genius-Maßstäbe unterwegs ist. Die eigentlich sehr geschätzte Jenny Hval vermurkst ihr ansonsten hübsches "Leave" durch den Monolog am Ende, in dem sie das Lied über alle Maßen preist. Das ist beim ersten Hören noch goldig, nervt aber später zunehmend mehr. Die knisternde Keyboard-Erotik von "Your body changes everything" gefällt derweil, die belanglose Achtziger-Unkrempelung in "Without you" eher weniger. Gegen Ende verliert die Platte dann völlig den Faden, wenn "Nothing at all" mit Flötentönen nervt und sich die nachfolgenden Tracks alle mehr oder weniger in nebulöse Langeweile verabschieden. Schade, dass es also auch bei Perfume Genius nicht besser klappt als bei vielen anderen. Nach dem Entdecken der interessanteren Ansätze wird "Immediately remixes" wohl als unwillkommenes Kind der Diskografie im Schrank verstauben. Und das kann für einen Mike Hadreas doch wahrlich nicht der Anspruch sein.
Highlights
- Describe (A. G. Cook remix)
- Moonbend (Nídia remix)
- Just a touch (Danny L Harle Harlecore remix)
Tracklist
- Whole life (Jaakko Eino Kalevi remix)
- Describe (A. G. Cook remix)
- Without you (Jim-E Stack remix)
- Jason (Planningtorock 'Jason there's no rush' remix)
- Leave (Jenny Hval remix)
- On the floor (Initial Talk remix)
- Your body changes everything (Boy Harsher remix)
- Moonbend (Nídia remix)
- Just a touch (Danny L Harle Harlecore remix)
- Nothing at all (Westerman rework)
- One more try (Actress remix)
- Some dream (Koreless remix)
- Borrowed light (Katie Dey remix)
Gesamtspielzeit: 53:16 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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smrr Postings: 436 Registriert seit 02.09.2019 |
2021-01-16 13:54:25 Uhr
Indie-Alben remixen: So ein ganz generelles WHY? (jap, in Großbuchstaben). Der Remix da oben ist ein prima Argument. Was fürn unnötiger Quatsch.Allerdings: Die Gästeliste der Remixer ist schon klasse. Nídia - top. Und von Koreless jahrelang nichts mehr gehört. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10260 Registriert seit 26.02.2016 |
2021-01-16 13:36:31 Uhr - Newsbeitrag
Remixalbum zu "Set My Heart On Fire Immediately" kommt am 19.2.Tracklist: 01 “Whole Life (Jaakko Eino Kalevi Remix)” 02 “Describe (AG Cook Remix)” 03 “Without You (Jim-E Stack Remix)” 04 “Jason (Planningtorock ‘Jason there’s no rush’ Remix)” 05 “Leave (Jenny Hval Remix)” 06 “On the Floor (Initial Talk Remix)” 07 “Your Body Changes Everything (Boy Harsher Remix)” 08 “Moonbend (Nídia Remix)” 09 “Just A Touch (Danny L Harle Remix)” 10 “Nothing At All (Westerman Rework)” 11 “One More Try (Actress Remix)” 12 “Some Dream (Koreless Remix)” 13 “Borrowed Light (Katie Dey Remix)” |
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Referenzen
Xiu Xiu; Casiotone For The Painfully Alone; Final Fantasy; Owen Pallett; Patrick Wolf; Scott Walker; Antony & The Johnsons; Rufus Wainwright; Andrew Bird; Baby Dee; Bobby Conn; The Irrepressibles; Scott Matthew; Marc Almond; Wild Beasts; Tim Buckley; Shearwater; Sunset Rubdown; Swan Lake; Animal Collective; Deerhunter; Parenthetical Girls; Dirty Projectors; Simon Bookish; Of Montreal; The Magnetic Fields; The Postal Service; Electric President; The Books; Her Space Holiday; Teitur; The Fiery Furnaces; Matthew Friedberger; Matmos; Four Tet; Fridge; Fennesz; Chris Garneau; Deerhoof; Cold Cave; frYars; Yacht; Talk Talk; The Dollhouse; Finn.; Dead Man's Bones; This Mortal Coil; Breathless; Ski Patrol; Joy Division; Bauhaus; Former Ghosts; Zoviet France; Spike Jones; Le Loup; The Kronos Quartet; Maximilian Hecker; St. Vincent; PJ Harvey
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