Weezer - Ok human

Atlantic / Warner
VÖ: 29.01.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die freieste Band der Welt
Man kann über Weezer erzählen, was man will: Anders als viele andere Bands haben sie es geschafft, sich von jeglicher Form der Erwartungshaltung für immer zu befreien. Die Methode hätte dabei natürlich fanfreundlicher sein können: Schließlich haben Rivers Cuomo und Konsorten über mittlerweile Jahrzehnte hinweg zwischen strahlenden Großtaten und dem größten Rotz unter der Sonne einfach so ziemlich alles aufgenommen und veröffentlicht, was ihnen gerade so in den Sinn kam. Ohne Rücksicht auf Verluste. Da muss man gar nicht erst altklug die ersten beiden Alben bemühen, sondern kann einfach die Story aus jüngerer Vergangenheit erzählen: Auf die stockfinsteren "Raditude" und "Hurley" folgten das – man kann es gar nicht laut genug sagen – großartige "Everything will be alright in the end" und das mit Hits bis unters Dach beladene "Weezer (White album)", wiederum gefolgt von zwei völlig nichtssagenden Alben und einer bescheuerten wie überflüssigen Coversammlung.
Dass "Ok human" mit seinen ganzen klischeetriefenden Streicherarrangements aus dem Nichts appariert und die Band eigentlich mit "Van Weezer" (vermutlich) sehr viel lautere Töne anschlagen wollte? Passt ins Bild. Dass man sich wieder Jake Sinclair ins Produktionsboot geholt hat, der der Band schon auf der erwähnten Weißen eine ganze Ladung an Highlights abgetrotzt hat? Schürt die Hoffnung, mal wieder ein richtig gutes Album von Weezer zu bekommen. Und so hört man doch wieder rein in das vermaledeite, gefühlt 400. Weezer-Album. Weil man eben nie weiß, was passiert. Und wie schon erwähnt, passieren dieses Mal eben Streicher. Das ist nicht einmal eine sonderlich wichtige Information, weil Weezer einfach immer Weezer bleiben. Egal, ob sie gerade College-Rock, am Mainstream geschulten Pop-Kram oder usbekischen Maultrommelcore zum Besten geben. Das Gute an "Ok human" ist aber: Cuomos Trefferquote ist wieder merklich höher. Das mag ein Stück weit an Sinclair liegen, ist aber wohl hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass dieses Mal wirklich keine Melodie cheesy genug ist, um vor der Band sicher zu sein.
Man nehme nur "Numbers", das man so ähnlich bestimmt schon einige Millionen Male in irgendwelchen Kitschfilmen an den total dramatischen Stellen auf die Ohren bekommen hat, das aber im Kontext dieses Albums trotzdem ganz ausgezeichnet funktioniert. Weil die Band eben weiß, was sie zu tun hat, um mit solchen eigentlich völlig offensichtlichen Nummern durchzukommen. "Mirror image" unterstreicht das mit einigem Nachdruck, indem es vom ersten Moment in die Vollen geht, vor keiner Geste zurückschreckt und klugerweise nach einer knappen Minute zum Demotape kollabiert und dann auch die Bühne wieder freigibt. Und wer es noch immer nicht glauben mag, ziehe sich das sympathische "Playing my piano" rein, das seinen Titel zum Thema macht und mit Erfolg die Schinken vom untersten Ende der Grabbelkiste in neuem Glanz erstrahlen lässt. Kein Witz. Am Ende montieren Weezer aus musikalischen Stereotypen ein Album zusammen, zu dem man der Band nur gratulieren kann. Nicht nur, weil sie sich komplett unfallfrei durch 11,5 Songs weezert, sondern weil sie sich mit "Ok human" Freiheit und – wieder kein Witz – Relevanz bewahrt. In diesem Sinne: Danke dafür und macht doch, was Ihr wollt!
Highlights
- Aloo gobi
- Numbers
- Mirror image
- Here comes the rain
Tracklist
- All my favorite songs
- Aloo gobi
- Grapes of wrath
- Numbers
- Playing my piano
- Mirror image
- Screens
- Bird with a broken wing
- Dead roses
- Everything happens for a reason
- Here comes the rain
- La Brea Tar Pits
Gesamtspielzeit: 30:33 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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NochEinTobi Postings: 274 Registriert seit 30.08.2019 |
2021-12-31 08:36:47 Uhr
Mr Oh so hat noch mehr recht als MACHINA :) Auch die liebste Platte von meinem Kleinen, z.B. zum LEGO bauen. Obwohl er "Mama-Schlaf-Musik" sonst verpöhnt.Rivers ist einfach ein musikalischer Stimmungsaufheller. |
Mr Oh so Postings: 2380 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-12-30 18:58:48 Uhr
OK Human hat diesen ganz eigenen warmen, dichten Sound. Als ob Rivers bei dir im Zimmer sitzt und dir etwas erzählt. Die Platte umarmt dich und hat dich lieb. Die vielen kleinen Details machen richtig Spaß, und Rivers haut mal wieder ein paar Melodien für die Ewigkeit raus. Ich glaube, ich habe es biher nicht geschafft, Numbers ohne feuchte Augen zu hören. Ich denke, das darf man schon grandios nennen. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 28988 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-12-30 16:37:07 Uhr
JahresendbetrachtungSchönen, kleines Album mit hübschen Kompositionen und nem schönen Streicher-Anstrich. Find es jetzt nicht grandios, aber ist eine lockere Auflockerung inmitten der ziemlich popsoßigen letzten Alben der Band ("Teal", "Black", aber auch "Van Weezer"). 7,7/10 Highlights: Numbers, Screens, Bird with a broken wing |
HerrH. Postings: 45 Registriert seit 04.02.2021 |
2021-11-25 11:11:09 Uhr
Bähm!Bin aber ängstlich, was die vier Jahreszeiten im nächsten Jahr anbelangt... Übrigens gibt`s eine schöne neue Version von "all my favorite songs" zusammen mit AJR (das aktuelle Album "OK Orchestra" [!] ist eine klare Empfehlung für Gute-Laune-Indie-Folk-Pop) https://www.youtube.com/watch?v=86jeSodhfXw |
Mr Oh so Postings: 2380 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-11-23 17:43:06 Uhr
"Unser aktuelles Album wurde verschoben." Rivers so: "Warte, ich hab da noch was in der Hinterhand" *veröffentlicht OK Human*Unfassbar. |
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Referenzen
Rivers Cuomo; The Rentals; Ozma; Cake; Ok Go; Ash; Phantom Planet; Rooney; Motion City Soundtrack; Green Day; Ben Kweller; Ted Leo And The Pharmacists; Surfer Blood; Best Coast; Real Estate; Wavves; Woods; Girls; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Say Anything; Less Than Jake; Nerf Herder; Hot Hot Heat; The Presidents Of The United States Of America; Foo Fighters; Fountains Of Wayne; The Special Goodness; Nada Surf; Barenaked Ladies; The Shins; Beck; Sugar Ray; Hellogoodbye; Matt & Kim; The Format; Bowling For Soup; Cobra Starship; Wheatus; Smash Mouth; Calvin Harris; Mark Ronson; The All-American Rejects; The New Pornographers; Bad Astronaut; Rufio; Fall Out Boy; The Academy Is...; Los Campesinos!; Tokyo Police Club; Eels; Sugarcult; The Starting Line; Flight Of The Conchords; Reggie And The Full Effect; The Apples In Stereo; Piebald; Feeder; Matt Sharp
Surftipps
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