Møster! - Dust breathing
Hubro
VÖ: 15.01.2021
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Chaos mit Struktur
In der dauerhaften und nahezu unbegrenzten Verfügbarkeit von Musik lauert bei all der Auswahl die Gefahr, das Besondere zu verpassen. Und noch etwas geht für viele verloren: die Muße, Alben wirklich zu genießen. Sich ganz und gar auf sie einzulassen, sie mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das norwegische Quartett Møster! hat mit "Dust breathing" jetzt ein Album veröffentlicht, das nicht übersehen werden darf und zwingend in aller Ruhe gehört werden muss.
Namensgeber Kjetil Møster, Hans Magnus Ryan (weit über die Grenzen Norwegens hinaus bekannt als Mitglied von Motorpsycho), Nikolai Hængsle und Kenneth Kapstad legen auf der bereits fünften Platte aus dem Hause Møster! sechs Songs vor, die im Kern im Jazz zu Hause sind, aber auch Rock, Psychedelic und andere Genres nicht außen vor lassen. Und gleich mit dem ersten Stück "The bonfire, the sun" stellen sie unmissverständlich klar, in welche Richtung diese ganz besondere Reise geht. Mit zurückhaltenden Klängen und einem Klarinettensolo entsteht zunächst ein Eindruck von Harmlosigkeit, der von Minute zu Minute von den vier Musikern einkassiert wird. Ein Saxofon kommt hinzu, der Song nimmt Fahrt auf und wird ein wilder, roher Brocken, in dem aus der Summe der einzelnen Teile ein verblüffendes Ganzes entsteht. Nach fast 14 Minuten geht es zurück auf den Ausgangspunkt. Dieser Titel ist schlicht ein Meisterwerk.
Im weiteren Verlauf spielen sich die vier Norweger mit Schwung und Ideenreichtum durch das komplette Tableau ihrer instrumentalen Kunst. Was besonders beeindruckt, ist der Umstand, im vermeintlichen Chaos, das zwischenzeitlich entsteht, stets eine durchdachte Struktur ausmachen zu können. "Waistful tendensities" folgt auf das Einstiegsepos und rockt sich munter voran, während "Ausculptation" auch Zeit zum Durchatmen lässt. "Organ of bodies" schließlich, das in die drei Abschnitte "I: Blightness", "II: Tentactility" und "III: Palpatience" unterteilt ist, nimmt dann noch einmal mit auf eine wilde Fahrt, die schlicht staunen macht. Wie hier der Spannungsbogen kontinuierlich aufgebaut wird und zwischendrin die tiefen Töne in der Magengrube wühlen, ist überaus gelungen. Wahnsinn mit Methode.
"Dust breathing" ist ein fulminanter musikalischer Trip, vorgetragen von herausragenden individuellen Künstlern, die im Zusammenspiel erst ihre ganze Klasse erreichen. Die sich nicht um Konventionen scheren, ganz konsequent ihre Vorstellung von Musik ausleben und dabei ein Album geschaffen haben, das mit Konzentration und Hingabe erkundet werden möchte. Es steckt eine nicht zu unterschätzende Portion Arbeit in diesen rund 40 Minuten; einerseits auf Seiten der Band, andererseits aber auch für die Zuhörer, die nur Schritt für Schritt verstehen, was hier eigentlich Großes passiert. Ein wunderbares Beispiel für Musik, die mit jedem Durchgang besser wird.
Highlights
- The bonfire, the sun
- Organ of bodies II: Tentactility
Tracklist
- The bonfire, the sun
- Waistful tendensities
- Ausculptation
- Organ of bodies I: Blightness
- Organ of bodies II: Tentactility
- Organ of bodies III: Palpatience
Gesamtspielzeit: 40:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33059 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-02-08 16:39:51 Uhr
Bin grad schon dabei, mir die anderen Alben von ihnen mal anzuhören. Ich meine, Kapstad und Ryan auf einem Album ist immer gut. |
kiste Postings: 234 Registriert seit 26.08.2019 |
2021-02-08 14:47:15 Uhr
In der Rezension steht: „Ein wunderbares Beispiel für Musik, die mit jedem Durchgang besser wird.“ Ich fand heute zudem heraus, dass das Album auch ein hervorragendes Beispiel abgibt für Musik, bei der Titel trotz ihrer unkonventionellen Überlänge nur so vorbeisausen. Die Anordnung der Tracks ist auch sehr super und gibt wieder ein mustergültiges Beispiel ab, das Alben einfach eine fantastische Erfindung sind. Hehe, genug des Lobes ich widme mich wieder der Musik! |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33059 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-02-06 13:15:43 Uhr
Oha, kannte ich auch nicht. Aber direkt herrlicher Motorpsycho-Vibe. Juchee! |
Gomes21 Postings: 5147 Registriert seit 20.06.2013 |
2021-02-06 12:21:06 Uhr
Kenne ich nicht, muss aber selbstverständlich gehört werden. |
dreckskerl Postings: 10274 Registriert seit 09.12.2014 |
2021-02-06 12:11:54 Uhr
Ich kannte die Band bereits, als großer Motorpsychofan ist man über die Sideprojects informiert.Dieses Album ist wirklich besonders stark, der Opener sogar spektakulär. |
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Referenzen
Motorpsycho; Krokofant; Harald Lassen; JÜ; Bushman's Revenge; Hedvig Mollestad Trio; Erland Dahlen; Elephant9; Moon Relay; Erlend Apneseth; Moskus; Skydive Trio; Building Instrument; Esbjörn Svensson Trio; Jaga Jazzist; Spidergawd; Orango; 1982; Bly De Blyant; Cakewalk; Astro Sonic; Scent Of Soil; Erland Dahlen; Crippled Black Phoenix
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- Møster! - Dust breathing (7 Beiträge / Letzter am 08.02.2021 - 16:39 Uhr)