Midnight Sister - Painting the roses

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 15.01.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gestern-Schwestern
Festlegen muss nicht sein. Juliana Giraffe und Multiinstrumentalist Ari Balouzian haben etwas gegen enge Genre-Grenzen. Das Duo Midnight Sister verarbeitet auf seinem zweiten Album "Painting the roses" verschiedenste Stile und Einflüsse. Annähern kann man sich am ehesten mit der Feststellung, dass dies alles ziemlich retro tönt. Doch der Fundus, aus dem das in L.A. ansässige Midnight-Sister-Doppel schöpft, ist reichhaltig und ergiebig. Passenderweise beschäftigt sich dieses Album damit, dass sich Menschen verändern, Freundschaften verblassen oder auch wieder erstarken, alles im wandelbaren Fluss. Giraffe hatte vor den Album-Aufnahmen in einem Akt der Rückbesinnung ihre Familie in Argentinien besucht, quasi als Wurzel und Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Wandel von zwischenmenschlichen Beziehungen. Und trotz aller Vielfalt hat diese Platte einige Komponenten, die unverrückbar scheinen.
So haftet an den Songs immer ein gewisser psychedelischer Touch, stark ausgeprägt im Opener "Doctor says", welcher im Refrain einen Steigerungslauf im Stile der frühen Jefferson Airplane hinlegt. Bereits hier findet sich eine Mischung aus klarer Melodik und verwaschener Anmutung, etwas, das typisch ist für "Painting the roses". Der Bedroom-Funk von "Satellite" gönnt sich einen dicken Groove und führt ein reizvolles Spiel mit abrupten Stops und einer zähfließenden Dynamik auf, "Foxes" hingegen erweckt den Eindruck, eine 60s-Girl-Group habe sich in das "Abbey Road"-Medley der Beatles eingeschlichen.
Bereits nach drei Songs hat man es also mit einer stlistischen Vielfalt zu tun gehabt, die bei anderen für ganze Alben reichen. Und in diesem Sinne geht es weiter, wobei eine gewisser atmosphärischer Zusammenhang immer gewahrt bleibt. Die 70er-Jahre-Disco "Sirens" ist genauso "Shaft" wie Blondie, gibt sich traditionsbewusst und besitzt eine einfache, aber mitreißende Melodik. Die Rhytmik von "Escalators" gestaltet sich dann etwas vertrackter, die selbstbewussten Streicher-Fanfaren sorgen jedoch für eine klare Ausrichtung. Man wägt sich permanent in einem phantasievollen Kinofilm, welcher die stilistischen Besonderheiten und das Typische der 60er und 70er abdeckt. Dabei behalten Midnight Sister immer auch die Notwendigkeit im Blick, ihre Songs mit gewitzten Einfällen von der Masse abzuheben.
Der Einstieg von "My elevator song" scheint aus der klanglichen Begleitung eines Hitchcock-Finales zu kommen, wechselt aber hinüber in eine zugedröhnte Hippie-Schwelgerei, bizarr. "Limousine" spielt erneut die Disco-Karte aus, besitzt aber eben auch Verweise an die bittersüße Balladenkunst der Carpenters. Jene findet sich stark ausgeprägt im abschließenden Titelsong, nur dass hier Nico am Mikrophon zu stehen scheint. Und so haben Midnight Sister aus ihrem Retro-Ansatz fast das Maximale rausgeholt. Das kunstvolle Verknüpfen unterschiedlicher Elemente, das oftmals überraschende Zusammenspiel selbiger und die Verblüffung beim Hörer, dass diese Kombinationen wunderbar aufgehen.
Highlights
- Foxes
- Escalators
- My elevator song
- Painting the roses
Tracklist
- Doctor says
- Satellite
- Foxes
- Sirens
- Escalators
- Dearly departed
- Tomorrowland
- My elevator song
- Wednesday baby
- Limousine
- Song for the trees
- Painting the roses
Gesamtspielzeit: 42:29 min.
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2021-01-20 20:14:27 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
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- Midnight Sister - Painting the roses (1 Beiträge / Letzter am 20.01.2021 - 20:14 Uhr)