Accept - Too mean to die

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 15.01.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

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Es war nur eine spröde Pressemitteilung, mit der Peter Baltes im November 2018 seinen Ausstieg bei Accept bekannt gab, aber sie bot erheblich mehr Zündstoff, als man vordergründig hätte vermuten können. Denn schließlich ist Baltes nicht nur irgendein Bassist. Nein, der gebürtige Solinger kann als Gründungsmitglied der Heavy-Metal-Veteranen mit Fug und Recht als Legende des Genres bezeichnet werden, insofern war der Aufschrei der Fans ebenso groß wie das Unverständnis von Gitarrist Wolf Hoffmann, dem letzten verbliebenen Urgestein der Band, die aus Solingen auszog, um die Metal-Welt zu erobern. Nun gilt Hoffmann nicht eben als überzeugter Basis-Demokrat, um es einmal nett zu formulieren, aber nach mehr als vier Jahrzehnten dem Kollegen und Freund den Rücken zu kehren, ist schon eine Ansage. Und die Tatsache, dass Baltes im September 2020 eine Single mit dem ebenfalls in Ungnade geratenen Ex-Frontmann Udo Dirkschneider aufnahm, lässt ebenfalls tief blicken.
Glücklicherweise jedoch gebricht es dem 61 Jahre alten Gitarristen und professionellen Fotografen Hoffmann bekanntermaßen nicht an Selbstbewusstsein, und so ließ eine neue Besetzung nicht lange auf sich warten. Business ist schließlich Business. Doch bevor die skeptischen Gedanken ob der zu erwartenden Qualität des 16. Studioalbums namens "Too mean to die" ausformuliert sind, knallt die mit einem dritten Gitarristen zum Sextett gewachsene Truppe der Hörerschaft einen Opener um die Ohren, der sich gewaschen hat. "Zombie apocalypse" heißt dieser Dampfhammer, der mit dem typischen Bandsound keine Gefangenen macht. Und auch lyrisch durchaus seinen Reiz hat, geht es doch hier nicht um die guten alten Untoten, sondern mit gehörigem Augenzwinkern um die Zeitgenossen, denen das Smartphone nur noch operativ aus den Händen entfernt werden kann.
Okay Boomer, würde wohl die heutige Generation sagen, habt Ihr noch was anderes zu bieten? Musikalische Überraschungen jedenfalls nicht. Und womit? Mit Recht. Denn eine Accept-Platte ist eine Accept-Platte ist eine Accept-Platte, und genau so lassen es Hoffmann und Kollegen eben krachen. Es dominieren also jene stampfenden Riffs, die man einmal so schön als "Teutonen-Stahl" bezeichnete, garniert mit Refrains und Ohoho-Chören, die ab dem zweiten Durchlauf von jedem halbwegs nüchternen Kuttenträger mitgegrölt werden können. Und das ist bitteschön als Respektsbekundung zu verstehen, denn "Overnight sensation" oder das recht düstere "The undertaker" bohren sich unaufhaltsam ins Gehirn, zumal Mark Tornillo mit immerhin auch schon 66 Jahren auf dem Buckel immer besser zu singen scheint. Dass der Frontmann allerdings mehr zu bieten hat als eine beeindruckende Röhre, zeigt der Umstand, dass der Amerikaner mittlerweile für einen Großteil der Lyrics verantwortlich zeichnet und beispielsweise mit "Symphony of pain" die Perspektive des gehörlosen Beethoven bei der Komposition seiner größten Werke einnimmt. Das Glanzstück liefert der Sänger allerdings mit der Powerballade "The best is yet to come" ab, einer zutiefst optimistischen Hymne, die viel mehr ist als ein Soundtrack zur Verschnaufpause im Moshpit.
Es gibt so eine Handvoll Bands, die Musikfans über Generationen hinweg geprägt haben. Iron Maiden sind eine solche Konstante im Metal, Motörhead mal sowieso. Doch egal welcher Metal-Fan auf seine musikalische Sozialisation zurückblickt, Accept waren immer irgendwie da und haben sich in den Achtzigern einen Ruf für die Ewigkeit erarbeitet. Natürlich wird "Too mean to die" niemals den Ruf von Platten wie "Restless and wild" oder "Metal heart" erreichen, so vermessen ist nicht einmal die Band selbst. Was die Solinger jedoch viel mehr auszeichnet, ist eine schier unglaubliche Konstanz. Von nur ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, weiß man immer, was einen bei einer Accept-Platte erwartet. Das ist auf der einen Seite natürlich arm an Überraschungen, auf der anderen Seite jedoch verlässlich. In den Metal-Olymp wird "Too mean to die" deshalb nicht aufsteigen. Aber in einer Zeit, in der die Corona-Pandemie nach wie vor kaum gebremst wütet, ist es vielleicht ganz tröstlich, wenn wenigstens die musikalischen Helden so liefern, wie man es von ihnen gewohnt ist.
Highlights
- Zombie apocalypse
- Overnight sensation
- The undertaker
- The best is yet to come
Tracklist
- Zombie apocalypse
- Too mean to die
- Overnight sensation
- No one's master
- The undertaker
- Sucks to be you
- Symphony of pain
- The best is yet to come
- How do we sleep
- Not my problem
- Samson and Delilah
Gesamtspielzeit: 52:11 min.
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Superhelge Postings: 826 Registriert seit 15.06.2013 |
2021-01-24 21:38:42 Uhr
Nach der Rezi:Na bitte, ihr versteht ja doch n bissken Metal ;-) Acceppt sind... Aceppt sind... Accept |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28240 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-01-20 20:11:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Iron Maiden; Metallica; Judas Priest; Helloween; Overkill; Rage; Grave Digger; Saxon; U.D.O.; Dirkschneider; TT Quick; Scorpions; Running Wild; W.A.S.P.; Hammerfall; Bullet; Ram; Wolf; Angelus Apatrida; Pänzer; Trivium; Armored Saint; Twisted Sister; Metal Church; Dio; Black Sabbath; Kiss; Primal Fear; Gamma Ray; Saxon; Sinner; Iron Savior; Crystal Viper; 3 Inches Of Blood; Angel Dust; Manowar; Exciter; Anvil; Testament; Artillery; Jag Panzer; Virgin Steele; Raven; Axel Rudi Pell; AC/DC; Deep Purple; Flotsam And Jetsam; Heathen; Chastain; Forbidden; Heir Apparent; Tank; Night Demon; Hell; Metal Inquisitor; Paragon
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