Konstantin Gropper & Alex Mayr - Wir können nicht anders (Original soundtrack)
Mount Silver / Caroline
VÖ: 04.12.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Netflix & chill?
Streaming-Dienste: nicht nur in den letzten etwa zwölf Monaten eine schöne Möglichkeit zur mal mehr, mal weniger entspannten (Allein-)Unterhaltung. Plötzlich Bock auf den größten Hit der einstigen Lieblings-Boyband aus den Neunzigern? Ab zu Apple Music und Konsorten. Lust, sich mal davon zu überzeugen, dass der Humor von "King of Queens" nicht gerade besonders gut gealtert ist? Amazon Prime Video ist Ihr Ansprechpartner! Mal eben in der Stimmung für einen netten kleinen deutschen Film unter der Regie von Detlev Buck? Schnell zu Netflix und nach "Wir können nicht anders" gesucht. Danach dann interessiert am klasse Soundtrack von Get Well Soons Konstantin Gropper und Singer-Songwriterin Alex Mayr? Gleich rüber zu Spotify. Manchmal ist alles so erstaunlich einfach.
Nun heißt es an dieser Stelle, jenen bereits angesprochenen Soundtrack zu rezensieren, ohne dass man den dazugehörigen Film gesehen hat. Ja, manchmal ist nämlich alles wie gesagt so erstaunlich einfach, aber die Auswahl auch einfach erstaunlich groß! Zum Glück lässt sich in der Recherche so einiges ableiten. Offensichtlich wird in "Wir können nicht anders" extrem viel gerannt: Drei Titel namens "Hatz im Wald", "Hatz im Gänsestall" und "Hatz mit Nikolaus" lassen das zumindest vermuten. Auch die Wichtigkeit einer Dame namens Katja scheint mit Hinblick auf die Tracklist übergroß zu sein, wenn nämlich deren Säbel, Monstertruck und die schönen langen Beine erwähnt werden. Dass der Streifen im Englischen zudem auch noch auf den wunderbaren Namen "Christmas crossfire" hört und in einer Kritik zum Film Buck glatt mit Tarantino verglichen wird, macht die Sache nur noch spannender. Ich kann nicht anders – das Teil hat in meiner Watchlist soeben ein paar Sätze nach oben gemacht.
Zurück zum eigentlichen Thema, schließlich haben Sie sich auf Plattentests.de verirrt und nicht etwa auf Filmstarts.de – obgleich die Grenzen für den geschätzten Kollegen Tyczkowski alias MopedTobias und dessen gelungene Analysen im hauseigenen Forum da manchmal sehr fließend sind. Verpflichtet dafür wurden wie eingangs erwähnt Gropper und Mayr, die dem hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – instrumentalen Soundtrack ihre persönliche Note verleihen. Was heißt, dass sich hier riesengroße, pompöse Klangwelten mit kleinen, hauchzarten Melodien abwechseln und so für äußerst stimmungsvolle musikalische Untermalung sorgen. Das geht oft auch Hand in Hand: Wenn etwa "Maria fanfare" im stattlichen Mittelalter-Gewand auf den Putz haut und das später auftauchende "Maria reprise" als sanfte Piano-Ballade zurück auf den Boden der Tatsachen holt, ist das auch auf Netflix schon sehr großes Kino.
An anderer – leider nur einer einzigen – Stelle unterstützen sich die Beteiligten gegenseitig am Mikrofon: In der Single "We don't really care" ist es gerade das Zusammenspiel aus Mayrs hellem, klarem Gesang und Groppers tiefem Brummeln, das für das wahre Wohlgefühl sorgt. Gerade von Mayr, deren Debütalbum "Wann fangen wir an?" es 2020 zu einem kleinen Achtungserfolg brachte, hätte man sich noch die eine oder andere Gesangseinlage gewünscht. So bleibt es aber bei solch regelrecht orchestralen Auftritten wie dem unheilschwangeren "Die fünf Säulen des Lebens" oder einem breitbeinig daherkommenden Tausendsassa wie "Männlichkeit". Derweil flirtet "Messer" zumindest in seinem letzten Viertel gar mit Max Richter und säuselt sich "Bernd" mit viel Charme und noch mehr Bläserunterstützung tief ins Herz. Zum Schluss, nachdem "Axt" dank Weihnachtsmelodie-Anleihen gar nicht so bedrohlich wirkt und "Wir können nicht anders Finale" als letzte, große Einstellung vorm geistigen Auge vorbeizieht, ist der Griff zur Fernbedienung fast schon Ehrensache. Womit wir beim nächsten Vorteil von Streaming-Diensten wären: Gar nicht verurteilend ist der heimische Fernseher, wenn man in der ausgebeulten Jogginghose auf der Couch rumlungert. Ich kann eben auch nicht anders.
Highlights
- We don't really care
- Messer
- Katja und der Monstertruck
- Bernd
- Wir können nicht anders Finale
Tracklist
- Wir können nicht anders Ouverture
- We don't really care
- Maria fanfare
- Hatz im Wald
- Messer
- Immanuels march
- Ostwind
- Kalaschnikow
- Nordstream
- Männlichkeit
- Nur ein Kuss
- Blut
- Hatz im Gänsestall
- Friedhof
- Die fünf Säulen des Lebens
- Wie lang kann ein Schwein bluten
- Katja und der Säbel
- Katja und der Monstertruck
- Windräder
- Maria reprise
- Wölfe
- Ho ho ho
- Katja und ihre schönen langen Beine
- Bernd
- Hatz mit Nikolaus
- In lonely exile
- Zapfenstreich
- Axt
- Wir können nicht anders Finale
Gesamtspielzeit: 45:56 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2021-01-17 21:17:50 Uhr
Beim flüchtigen Reinhören habe ich das übliche Problem, das mir sogar die gute "Love" schon fast ein bisschen verdirbt: Gropper schreibt eigentlich immer die gleichen drei Songs irgendwie. Da hör ich lieber Mayrs Soloalbum. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-01-13 20:29:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-12-04 20:32:46 Uhr - Newsbeitrag
KONSTANTIN GROPPER & ALEX MAYRSOUNDTRACK ZU "WIR KÖNNEN NICHT ANDERS" NEUE SINGLE "WE DON'T REALLY CARE" Nach einer tollen Liebesnacht überredet Edda Sam zu einem Nikolaus-Ausflug in ihre Heimat, die sie fünf Jahre nicht betreten hat. Die Reise führt sie in die unbekannte zurückgelassene fast leere Provinz, wo keiner tot überm Zaun hängen will. Das Paar wird getrennt und gerät in einen Kampf zwischen Männern, die nichts mehr zu verlieren haben, und Männern, die nicht verlieren können, weil sie lieben. Sie finden wieder zusammen und versuchen gemeinsam in einer völlig überforderten Welt zu überleben. 24 Stunden später hängen sechs Männer überm Zaun und keine Frau. Für die neue schwarze Komödie von Detlev Buck, hat Konstantin Gropper alias Get Well Soon zusammen mit Alex Mayr einen dicht-atmosphärischen Soundtrack erschaffen. "Wir können nicht anders" ist ab dem 4. Dezember 2020 auf Netflix verfügbar. Der Soundtrack erscheint zeitgleich. Konstantin Gropper: "Gut 10 Jahre nach ‚Same Same But Different‘ war es eine große Freude wieder mit Detlev Buck zusammenzuarbeiten. Er gibt in seinen Filmen der Musik sehr viel Raum, sie darf zu einer eigenen Dimension vielleicht sogar Rolle der Geschichte werden. Das ist natürlich wunderbar, um sich als Komponist zu verwirklichen. Die Arbeit an dem Film habe ich mir mit Alex Mayr geteilt. Nachdem wir schon lange und zuletzt an ihrem Debütalbum zusammengearbeitet haben, sind wir mittlerweile ein eingespieltes Team und ich lag definitiv richtig mit der Vermutung, dass Alex auch ein großes Talent für Filmmusik hat." |
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Referenzen
Scott Walker; Nino Rota; The Dears; Arcade Fire; Ennio Morricone; Doves; Patrick Watson; Rufus Wainwright; Beirut; Antony & The Johnsons; The Book Of Daniel; Guillemots; Syd Matters; Andrew Bird; David Bowie; Nick Cave & The Bad Seeds; Leonard Cohen; Tom Waits; The Veils; Bright Eyes; Radiohead; Tindersticks; The Divine Comedy; Broken Records; Mercury Rev; Elbow; Mew; Maximilian Hecker; Jens Lekman; Joel Alme; Benjamin Biolay; Nicolai Dunger; Richard Hawley; Lee Hazlewood; The Leisure Society; Ed Harcourt; Patrick Wolf; Eagle*Seagull; Villagers; Slut; Muse; The Killers; Coldplay
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- Konstantin Gropper & Alex Mayr - Wir können nicht anders (Original soundtrack) (3 Beiträge / Letzter am 17.01.2021 - 21:17 Uhr)