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Dread Sovereign - Alchemical warfare

Dread Sovereign- Alchemical warfare

Metal Blade / Sony
VÖ: 15.01.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Riff im Hookhaufen

Alan "Nemtheanga" Averill ist ein hochbegabter Geschichtenerzähler. Einer, dem künstlerische Integrität wichtiger ist als kommerzielle Zwänge. Diese freigeistige Haltung lebt der irische Sänger und Bassist vor allem in seiner Band Primordial aus, mit der er über die Jahre Black Metal auf eine neue, epische Ebene gehoben hat, die so viel mehr bietet als all die Klischees, die leider immer noch über das Genre umhergeistern. Averill ist aber auch ein Musiker, dem die rohe, ursprüngliche Energie des Metal eminent wichtig ist. Und diese Energie lebt er gepaart mit okkult angehauchten Geschichten – die jedoch immer vor einem realen Hintergrund stehen – in seinem Nebenprojekt Dread Sovereign aus. Nach Konzeptalben über den Heiligen Bartholomäus, einem der zwölf Apostel, der Erzählungen zufolge bei lebendigem Leib gehäutet worden ist, sowie über die Hexenverbrennungen von Salem darf man also gespannt sein, welche historischen Grausamkeiten denn das dritte Album der Iren namens "Alchemical warfare" so bieten mag.

Gemeint ist damit der Kontrast zwischen Tradition und Moderne, zwischen der – so Averill – "persönlichen Magie" und der modernen Kultur. Symbol hierfür war ein gewisser Sir Isaac Newton. Genau, der Urvater der modernen Physik. Was eher unbekannt ist: Einige Erkenntnisse Newtons, so jene über Eigenschaften von Metallen und Legierungen, entsprangen direkt seiner eigenen alchemistischen Forschungen über den Stein der Weisen – Newton schlug also die Brücke zur modernen Forschung. Warum so weit ausholen, und was hat das nun alles mit dieser Platte zu tun? Nun, zunächst einmal dürfte wohl jedem Metal-Kenner klar sein, dass der Albumtitel nicht zufällig gewählt ist, gilt der Song "Chemical warfare" doch als einer der großen Klassiker von Slayer. Zum anderen walzt nach kurzem Intro mit "She wolves of the savage season" eine prachtvolle Doom-Hymne aus den Lautsprechern, zäh und giftig, hypnotisch und faszinierend, mit einem Sound, der Schmutz zur Perfektion erhebt, ohne in Lo-fi-Gerumpel abzusinken. Was für eine Wucht.

Und plötzlich sind wir mittendrin in dieser von Averill genau so gewollten Allianz aus Alt und Neu. Denn womit fing im Heavy Metal alles an? Richtig, mit Black Sabbath. Und da es zu billig wäre, einzig die großen Gottväter zu zitieren, finden sich immer wieder Einflüsse aus dem Proto-Metal der frühen Siebziger, aber auch Anleihen an die ihrerseits auf wunderbare Weise eklektische finnische Band Reverend Bizarre. "The great beast we serve" ist so ein Brocken, der sich durch simple Hardrock-Riffs und Averills auch von Primordial gewohnten pathetisch-beschwörenden Gesang unwiederbringlich ins Hirn frisst. Spätestens jetzt ist der Boden bereitet für einen Koloss namens "Her master's voice", der alles in die Abgründe zerrt, was nicht rechtzeitig entkommen kann. Nur um dann endgültig vor Black Sabbath niederzuknien – sogar manche Gesangslinien wirken wie für Ozzy Osbourne geschrieben.

Es passt daher ins Bild, dass Dread Sovereign einen Song einer der größten Vertreter des Genres covern, nämlich von Bathory. Doch genauso passt es ins Bild, dass die Wahl eben nicht auf einen der offensichtlichen Klassiker der Schweden fiel wie, na ja, irgendein Song der überirdischen Gaben "Under the sign of the black mark" oder "Hammerheart". Nein, es musste "You don't move me (I don't give a fuck)" sein, ein Song, der so obskur ist, dass Bathory selbst ihn nie als Demo, sondern auf einer ominösen Raritäten-Sammlung veröffentlichten. Manchmal kommt halt in jedem der Nerd durch. Ganz und gar nicht muss man allerdings ein Doom-Nerd sein, um die Klasse von "Alchemical warfare" zu erkennen. Doch es lohnt sich, wie ein Trüffelschwein die vielen kleinen versteckten Anspielungen unter dem Haufen feiner Hooks zu suchen. Dread Sovereign mögen wie ein Spaßprojekt zum Zeitvertreib wirken – Alan Averill hingegen nimmt dieses Projekt verdammt ernst. Und das ist in jedem einzelnen Akkord erkennbar.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • She wolves of the savage season
  • The great beast we serve
  • Her master's voice

Tracklist

  1. A curse on men
  2. She wolves of the savage season
  3. The great beast we serve
  4. Nature is the devil's church
  5. Her master's voice
  6. Viral tomb
  7. Devil's bane
  8. Ruin upon the temple mount
  9. You don't move me (I don't give a fuck)

Gesamtspielzeit: 52:01 min.

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User Beitrag

Marküs

Postings: 1234

Registriert seit 08.02.2018

2021-01-14 12:47:00 Uhr
Geile Rezi, ich freue mich wie ein kleines Kind auf das Album!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-01-13 20:28:59 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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