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Hum - Inlet

Hum- Inlet

Earth Analog
VÖ: 23.06.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

A number between everything and 2020

Es gibt Bands, die sind nicht für das Plattentests.de-Archiv gemacht. Auf der Suche nach Einträgen zu Hum, dem Alternative-Rock-Quartett aus Illinois, muss man sich durch gefühlt zehntausende Variationen von "Humppauskonto", "Humppaäimä" oder "Puliukkohumppa" kämpfen. Gab es wirklich so viele Eläkeläiset-Rezensionen? Und gab es wirklich bisher noch keine zu Hum? Zumindest Letzteres ist logisch: Ihr Meisterwerk "Downward is heavenward" erschien 1998 und damit vor der Gründung dieser Website. Der künstlerische Höhepunkt nach zunehmender Reifung brachte dennoch nicht den erhofften Erfolg, sondern zusätzlich mehr Spannungen und so löste sich die Band Ende 2000 auf und teilte somit das Schicksal von Zeitgenossen wie Refused und At The Drive-In. Zwar gab es zwischenzeitlich regelmäßig Live-Reunions und vor ein paar Jahren auch Gerüchte über neue Songs. Ihr fünftes Album "Inlet" erschien dennoch völlig unerwartet auf ihrer Bandcamp-Seite – mit gut 22 Jahren Abstand zum Vorgänger.

Schon der kolossale Opener "Waves" macht klar: Hum haben sich in all den Jahren weiterentwickelt, aber sind im Kern dieselben geblieben. Noch immer wirkt es so, als ob eine Postrock- oder Shoegaze-Band ihren Lärm über andächtige Red-House-Painters-Songs spielt. Noch immer ist Matt Talbotts Lyrik selten konkret, bereichert aber mit Bildern wie "The sunlight drips from trees and forms in pools" das Kopfkino. "Waves" klingt indes aber mächtiger, flächiger als die meisten Songs frühen Werke, ist weniger dem schrammeligen, erdigen Neunziger-Rock verhaftet, sondern richtet den Blick gen Himmel und weiter darüber hinaus. Noch klarer wird das im neunminütigen "Desert rambler", das sich in der Mitte hallige Sternanbetung gönnt. "Inlet" driftet mehr durch die Gefühlswelt, ist selten an Griffigkeit interessiert, sondern mehr an mahlenden Monolithen wie "The summoning". Ein herrlich kompaktes, trotzdem stark melancholisches "Step into you" muss da als Ausreißer gelten.

Der Sound ist angemessen wuchtig, drückt in den richtigen Momenten mit Bass aus den Boxen. Bryan St. Peres Snare erscheint zunächst ungewöhnlich laut im Mix, entpuppt sich letztlich aber als impulsgebendes Puzzleteil zur Einzigartigkeit dieser Platte. Nicht zuletzt lebt auch "Inlet" von den grandiosen Melodien unter dem Gewicht, die Stücke wie "Cloud city" oder besonders das hypnotisierende "Folding" mit sich bringen – wie auch von Einfällen, wie dem Loop im beruhigten Outro des letztgenannten Tracks. "Do you feel the tremors here? / Do you feel the same like you used to?" 2020 finden Hum sich inmitten von Bands wieder, die ebenfalls Härte und sphärische Atmosphäre in Einklang bringen. Deftones oder Deafheaven haben sie als wesentlichen Einfluss genannt – zu Hums damaliger aktiver Zeit waren diese gerade gestartet oder noch längst nicht gegründet. "Inlet" zeigt, dass sich Talbott & Co. noch lange nicht vor ihren Epigonen verstecken müssen – und wir sie nicht im Archiv.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Waves
  • Step into you
  • Folding

Tracklist

  1. Waves
  2. In the den
  3. Desert rambler
  4. Step into you
  5. The summoning
  6. Cloud city
  7. Folding
  8. Shapeshifter

Gesamtspielzeit: 55:31 min.

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User Beitrag

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2799

Registriert seit 14.06.2013

2021-01-11 11:43:33 Uhr
"Shapeshifter" sticht für mich ebenfalls heraus, super! In der Mitte wird's für mich manchmal zu eintönig, aber eine dicke 7/10 ist das schon.

Etliche Neunziger-Sachen, z.B. von "You'd prefer an astronaut", gefallen mir kompositorisch insgesamt ein Stück besser.

oldschool

Postings: 592

Registriert seit 27.04.2015

2021-01-09 17:17:21 Uhr
Ich finde die lauteren Momente bei YLT eher "schrammelig" und "noisig". Hier finde ich den Sound fetter und wuchtiger, deshalb auch der Vergleich mit den Shoegaze-Gitarrenwänden von Nothing (was natürlich auch nicht bei allen Songs zutrifft)

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9319

Registriert seit 26.02.2016

2021-01-09 14:39:52 Uhr
Hm, doch, in Aspekten finde ich JEW und YLT schon vergleichbar. JEW eher im Gitarrenton, YLT in deren lauteren Momenten. Nicht total gleich, aber deshalb stehen sie auch eher in der Mitte bis hinten in der Liste.
Die Referenzen sind nie vollständig - wir können ja nicht alles kennen und aufm Schirm haben. :) Aber Nothing werd ich mir dann noch mal anhören.

oldschool

Postings: 592

Registriert seit 27.04.2015

2021-01-09 08:54:40 Uhr
Zweifelsfrei noch ein Highlight des Jahres 2020, mit dem ich gar nicht mehr gerechnet habe. Hatte von der Band noch nie zuvor gehört.Danke felix.
Nur die Referenzen....Jimmy eat World? Yola tengo? Hmmmm.....Ich finde da gibt es passendere Bands, wie zum Beispiel NOTHING (die 2020 ein ähnliches Brett veröffentlicht haben)

Obrac

Postings: 2087

Registriert seit 13.06.2013

2021-01-07 19:07:52 Uhr
Sicherlich eins der Alben des Jahres. Top 10 auf jeden Fall bei mir, wahrscheinlich Top 5. Meine Favoriten sind die letzten beiden Songs, vor allem Shapeshifter. Was für eine Hymne.
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  • Hum (40 Beiträge / Letzter am 03.01.2023 - 11:41 Uhr)

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