Chris Cornell - No one sings like you anymore

Universal
VÖ: 11.12.2020
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Postume Verbeugung
Seine Stimme ist längst verstummt, vergessen ist er aber noch lange nicht. Drei Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit Rockpoet und Grunge-Legende Chris Cornell selbstbestimmt aus dem Leben schied – nicht, ohne dass Familie und Wegbegleiter den reichhaltigen Nachlass des Sängers durchforsteten und abgeschlossene Projekte der Musikwelt zugänglich machten.
Nach dem selbstbetitelten und umjubelten Postum-Release "Chris Cornell" (2018) erscheint nun das Coveralbum "No one sings like you anymore" – ein wildes Potpourri seiner Idole. Von Hippie-Koryphäen wie Janis Joplin und John Lennon, über das schillernde Multitalent Prince bis hin zu den Skandalrockern Guns N' Roses zollt der einstige Soundgaren-Frontmann seinen eigenen Inspirationsquellen Tribut. Ganz frisch sind die Archivaufnahmen aber für eifrige Fans nicht. Der Guns-N'-Roses-Welthit "Patience" wurde in der knackig-modernen Neuinterpretation Cornells bereits im Sommer 2020 anlässlich seines Geburtstags veröffentlicht und heimste ihm postum die Spitzenposition der Singlecharts ein. "Stay with me baby" ist Musikfanatikern und Serienjunkies bereits aus der kurzlebigen, von Mick Jagger und Martin Scorsese produzierten Serie "Vinyl" bekannt.
Erfrischend abwechslungsreich dagegen die Entscheidung, dass Chris Cornell sich bei seinen gecoverten Songs nicht an eine vorhersehbare 08/15-Auswahl klammerte. Stattdessen wird sich an diskografische Hinterbänkler und B-Seiten gewagt – an teils vergessenes Material, dem er nur allzu gut seinen charakteristischen Stempel aufzusetzen weiß. Die Außenseiterrolle steht Chris gut zu Gesicht. So wird aus "Nothing compares 2 u" eine gänsehautgarantierende Ballade mit stimmungsvoller Streicheruntermalung, "You don't know nothing about love" präsentiert Cornell in seiner kernigsten Soulmanier, und "Stay with me baby" huldigt die schiere Stimmgewalt des Ausnahmebarden.
Auf "No one sings like you anymore" werden penibel nahezu alle Facetten Chris Cornells beleuchtet, nur die eine nicht: An der Genialität der eigens maßgeschneiderten Songs des Großmeisters mangelt es. Und so muss sich auch das jüngste Cover-Konglomerat an Fremdinterpretationen wie Black Sabbaths finster-schwarzem "Into the void" oder dem reduzierten Michael-Jackson-Trademark "Billie Jean" messen lassen. Das Vorhaben, sich fremde Kompositionen zu eigen zu machen, gelingt mit Bravour, sich selbst dabei auf dem gewohnt gigantisch hohen Level gerecht zu werden, aber nicht immer. Entsprechend schwer und differenziert fällt das Gesamturteil aus. Hat es nun zwingend "No one sings like you anymore" gebraucht, um Chris Cornell das Denkmal als Solokünstler zu setzen, das er verdient? Vermutlich nicht. Es ist aber eben auch nicht der makabre Versuch, aus jedem hinterlassenem Quäntchen Cornellscher Genialität die letzte müde Mark herauszupressen.
"No one sings like you anymore" ist nichts weniger die Bewunderungsbekundung Cornells an seine eigenen Helden – voll von seinen Einflüssen, frei von seinem schöpferischen Geist. Und doch fühlt es sich, ungeachtet der Qualität der Scheibe, eben nicht hundertprozentig richtig an, ein Album zu hören, das der Erschaffer in seiner Gesamtheit nicht mehr abgesegnen konnte – ein Album, das Chris Cornell selbst vermutlich glücklicher gemacht hätte, als nun möglicherweise seine Fans zufrieden stimmt. Oder eben auch nicht.
Highlights
- Patience
- Nothing compares 2 u
- Stay with me baby
Tracklist
- Get it while you can
- Jump into the fire
- Sad sad city
- Patience
- Nothing compares 2 u
- Watching the wheels
- You don't know nothing about love
- Showdown
- To be treated rite
- Stay with me baby
Gesamtspielzeit: 36:21 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24630 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-12-21 21:11:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Klaus Postings: 7432 Registriert seit 22.08.2019 |
2020-12-11 13:44:00 Uhr
11.12.2020"(...)im Namen des The Chris Cornell Estate und Universal Music Enterprises haben Vicky Cornell und ihre Kinder Toni und Christopher heute die Songsammlung „No One Sings Like You Anymore” von Chris Cornell digital veröffentlicht. Die physische Veröffentlichung folgt am 19.03.2021. Chris selbst hatte die zehn Songs dieses letzten Studioalbums zu Lebzeiten noch persönlich ausgewählt. Es sind Cover von Künstler*innen, die er sehr schätzte und die ihn inspirierten. Chris Cornell nahm die zehn Cover-Versionen, die nun als sein letztes, vollendetes Studioalbum erscheinen, 2016 auf. Alle Instrumente wurden von Chris selbst und von Brendan O’Brien eingespielt, der das Album produzierte und final abmischte. Chris Cornells Version von Guns N‘ Roses‘ „Patience“ ist bereits an seinem diesjährigen Geburtstag erschienen. " 1. Get It While You Can 2. Jump Into The Fire 3. Sad Sad City 4. Patience 5. Nothing Compares 2 U 6. Watching The Wheels 7. You Don't Know Nothing About Love 8. Showdown 9. To Be Treated Rite 10. Stay With Me Baby |
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Referenzen
Audioslave; Soundgarden; Live; Cold War Kids; Echobrain; Unified Theory; Blind Melon; Candlebox; Temple Of The Dog; Pearl Jam; Extreme; Van Halen; Sammy Hagar; Whitesnake; Glenn Hughes; Deep Purple; Led Zeppelin; Robert Plant; The Cult; Ian Astbury; Onesidezero; Dredg; Scott Weiland; Stone Temple Pilots; Velvet Revolver; The Black Crowes; Cinderella; Guns N' Roses; Aerosmith; Mother Superior; Nickelback; Creed; Tantric; Days Of The New; Eleven; Foo Fighters; Tasteless; U2
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