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Machine Gun Kelly - Tickets to my downfall

Machine Gun Kelly- Tickets to my downfall

Bad Boy / Interscope / Universal
VÖ: 25.09.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

What's my name again?

An so viel Garstigkeit sind andere schon kaputt gegangen! Nachdem ein vielleicht etwas grober, aber letztlich als Kompliment gemeinter Kommentar von Machine Gun Kelly in Richtung Hailie Jade Scott, ihres Zeichens Tochter von Rap-Urgestein Eminem, gar nicht gut beim Papa angekommen war, band dieser den Patronengürtel um und machte sich auf, dem Jungspund Disstrack um Disstrack um die Ohren zu hauen. MGKs handzahme Versuche, dem Altmeister mit seinerseits rachedurstigen und bärbeißigen Schmähungen bezüglich seines vorangeschrittenen Alters zu entgegnen, hinterließen bloß blasse Spuren im Sande. Der Treffer mitten ins Herz des Nachwuchs-Bad-Boys fiel entsprechend derbe aus: "Younger me? No, you're the whack me, it's funny, but so true. I'd rather be 80-year-old me than 20-year-old you." Bumm, tot.

Und was macht man, wenn man dem Vorbild einer ganzen Generation an Rap-Versessenen, einem Pionier seines Handwerks und darüber hinaus einem der erfolgreichsten Rapper aller Zeiten ans Bein gepinkelt hat? Richtig! Man wechselt einfach das Genre. Das ist zumindest (m)eine Erklärung für den doch recht drastischen Garderobenwechsel, den man auf Machine Gun Kellys Neuanfang "Tickets to my downfall" bestaunen kann. Nach nur kurzer Um- und Eingewöhnungszeit, die das zwar neue, aber für alle die, die um die Jahrtausendwende zu Blink-182s "What's my age again?" Kickflips auf der elterlichen Auffahrt geübt haben, wohlbekannte Klanggewand anmahnt, folgt gleich die nächste, vielleicht noch größere Überraschung: Das war 'ne richtig gute Idee!

Denn im Direktvergleich zu vorangegangenen Projekten wie "Bloom" oder dem letztjährigen "Hotel Diablo", auf denen Machine Gun Kelly stets deplatziert, bemüht und letztlich peinlich wirkte, sprudeln die Hits im Pop-Punk-Gewand ganz wie von selbst aus ihm heraus. Dass dabei ein potenzieller Genre-Klassiker wie "Bloody Valentine", der es spielerisch mit den großen Knallern der Generation "Tony Hawk's Pro Skater" aufnehmen kann, herauskommt, ist der letzte große Schock, bevor man den Widerstand aufgibt und akzeptiert, dass er das ganz einfach gut macht. Der Ritterschlag folgt prompt: "Bloody Valentine" steht mit vor Stolz geschwollener Brust nebst all seinen Vorbildern auf der Tracklist des Soundtracks zur neuen Ausgabe der eben erwähnten, jahrgangsprägenden Spieleserie.

So sehr Machine Gun Kelly den Sound auch von Beginn an authentisch für sich vereinnahmt, verlieren sich einzelne Songs doch in leeren Huldigungen und hinlänglich bedienten Klischees. "Kiss kiss" macht zwar Spaß, erinnert bei wiederholten Durchgängen aber mehr und mehr and die entsetzlich aufdringlichen Verbrechen späterer Good Charlotte. "Lonely" hingegen suhlt sich in seinen Emo-Befindlichkeiten und versucht auf Biegen und Brechen, Blink-182s "Adam's song" zu kopieren, ohne annähernd dessen emotionale Tiefe und Hittauglichkeit zu erreichen. Das reicht zwar nicht, um den Albumflow als Ganzes zu stören (daran tragen die zumeist überflüssigen Interludes die Hauptschuld), verweigert "Tickets to my downfall" aber den Status einer astreinen Hitplatte. Am besten geben wir Machine Gun Kelly noch ein wenig Zeit zur vollumfänglichen Genesung und hoffen, dass er sich in der Zwischenzeit nicht etwa in Tom Delonges Tochter verguckt. Dem Pop-Punk darf er nämlich gern noch länger treu bleiben.

(Lars-Thorge Oje)

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Highlights

  • Bloody Valentine
  • Forget me too (feat. Halsey)
  • Concert for aliens
  • Nothing inside

Tracklist

  1. Title track
  2. Kiss kiss
  3. Drunk face
  4. Bloody Valentine
  5. Forget me too (feat. Halsey)
  6. All I know (feat. Trippie Redd)
  7. Lonely
  8. WWII
  9. Kevin and Barracuda - interlude
  10. Concert for aliens
  11. My ex's best friend (feat. Blackbear)
  12. Jawbreaker
  13. Nothing inside (feat. Iann Dior)
  14. Banyan tree - interlude
  15. Play this when I'm gone

Gesamtspielzeit: 36:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

bolek

Postings: 73

Registriert seit 21.09.2019

2022-02-09 21:25:08 Uhr
Meine Güte, wie gut ist denn bitte „Bloody Valentine“!? Fühle mich auf sensationelle Weise in die frühen 2000er zurückversetzt…

solea

Postings: 362

Registriert seit 15.06.2013

2020-12-17 20:22:13 Uhr
Fand ihn auch als rapper immer schin ganz interessant. Höre gerne mal rein.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28662

Registriert seit 08.01.2012

2020-12-10 21:04:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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