Pur - 100% Das Beste aus 40 Jahren (Deluxe Version)
Music Pur / Universal
VÖ: 23.10.2020
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Da müssen wir durch
Der Rezensent ist ein Depp. In einem Anflug von Größenwahn meldete er sich für die neue Best-Of-Compilation von Pur. Wohl wissend, was kommen würde. Aber wie schon gesagt: Der Rezensent ist ein Depp. Und so sitzt er da, mit Kopfhörern auf den Ohren. Drei Stunden Hartmut Engler, weil weniger auch irgendwie nicht genug wäre. Das Berufsethos gebietet, sich alle Alben ganz anzuhören. Auch wenn bereits nach dem Ende der ersten drei Songs der Blick in Richtung Schnapsregal gleitet. Ein merkwürdiges Zittern stellt sich ein und will nicht recht verschwinden. Es hilft nichts, Pur muss man nüchtern hören. Nur so erschließen sich die Meta-Ebenen der Kunst dieser besonderen Band. Obwohl ihre besten Tage gefühlt schon über zwei Jahrzehnte zurückliegen, füllt sie immer noch die größten Hallen. Da muss doch irgendwas dran sein. Ein flüchtiger Gedanke, der sich rasch als veritabler Unsinn entpuppt.
Doch eine gewisse Faszination für das Lebenswerk der Kapelle aus Bietigheim-Bissingen bleibt. Wenn ein Haus brennt, fällt es ja auch schwer, wegzuschauen. Erst recht, wenn der Brand nicht gelöscht werden kann. Neues gibt es für Fans der Musiker wenig, der Pandemie-Song "Keiner will alleine sein" bringt allerdings auf den Punkt, weshalb Pur so einen schlimmen Ruf genießen: Sie meinen es gut. Dafür nimmt man doch gern ein kleines bisschen Horrorschau in Kauf, "Oh-oh-oh"-Chöre inklusive. Für jene, denen keine drei Stunden zur Verfügung stehen, gibt es den "Pur Mega Mix 3.0 2020". Ein Songtitel wie ein Software-Update. Vielleicht ist Hartmut Engler ein Cyborg. Wobei sein Betriebssystem seit Dekaden nicht aktualisiert wurde. Singen kann er ja. Und manchmal schreibt er auch Songs, die sich ins Gedächtnis fräsen. "Abenteuerland" ist so einer. Darf man zugeben, dieses Lied ein bisschen zu mögen? Wahrscheinlich nicht. Muss der Entzug sein.
Die meisten der vertretenen Songs dürften eher Eingeweihten bekannt sein, wenngleich sich natürlich auch alle Hits auf der Zusammenstellung befinden. Unter anderem gibt es also "Funkenperlenaugen", "Drachen sollen fliegen", "Adler sollen fliegen" und "Indianer" zu hören. All diese Kompositionen eint eine unverschämte Eingängigkeit. Wer sich auf dem Jahrmarkt Lebkuchenherzen umhängt und seinen Partner "Schatz" nennt, wird hier bestimmt ganz arg froh. Da ist sie wieder, die Boshaftigkeit. Es mit Pur gut zu meinen, fällt umso schwerer, je mehr Pur man hört. Wie ein Vampir saugt Engler einem das Leben aus dem ohnehin schon schlaffen Körper. Allumfassende Ohnmacht macht sich breit. Der Blick wandert zur Uhr. Noch immer fast zwei Stunden. Ein irres Lachen bricht hervor.
Im Prinzip sind Pur wie Winfried Kretschmann. Eine Band, die so viel Eigenschaftslosigkeit besitzt, dass daraus ein Markenzeichen wird. "Hör gut zu", krakeelt der Hartmut. Mittlerweile sind wir per Du. Und wenn der Hartmut einen Befehl erteilt, ist diesem Folge zu leisten. Es ließen sich nun zig weitere Songs aufzählen, wobei bereits die Titel die ganze Geschichte erzählen: "Wundertüte", "Seiltänzertraum", "Der bestmögliche Versuch". Und so weiter, und so fort. Bis in alle Ewigkeit. Dass gegen Ende tatsächlich noch Perlen wie "Mein Freund Rüdi", das in seiner Käsigkeit seinesgleichen sucht, kommen, macht keinen Unterschied mehr. Es geht darum, die Sache durchzuziehen. Panik und Verbissenheit weichen einer Art Delirium. Das Bewusstsein winkt zum Abschied. Der "Party Mix I" beginnt. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn
Highlights
- Abenteuerland
- Indianer
Tracklist
- CD 1
- Keiner will alleine sein
- Abenteuerland
- Wenn Du da bist
- Funkenperlenaugen
- Freunde
- Ich lieb' Dich (Egal wie das klingt)
- Drachen sollen fliegen
- Lena
- Indianer
- Hör gut zu
- Ein graues Haar
- Wenn sie diesen Tango hört
- Herzbeben
- Prinzessin
- Hab' mich wieder mal an Dir betrunken
- Geweint vor Glück
- Beinah
- Pur Mega Mix 3.0 2020
- CD 2
- Wundertüte
- Seiltänzertraum
- Fallen
- Achtung
- Wer hält die Welt
- Gemeinsam
- Stark
- Zu Ende träumen
- Verboten schön
- Bis der Wind sich dreht
- Neue Brücken
- Irgendwo
- Der bestmögliche Versuch
- Wiedersehen
- Walzer für Dich
- Sie sieht die Sonne
- Der Falter und das Licht
- Ich denk an Dich
- Dieser Tage
- CD 3
- Lied für all die Vergessenen
- Heimlich
- Es tut weh
- Brüder (Stell Dir vor)
- Nur zu Dir
- Der Dumme
- Bei Dir sein
- Kinder sind tabu
- Adler sollen fliegen
- Es ist wie es ist
- Hit-Medley-Pur
- Ich bin Dein Lied
- Mein Freund Rüdi
- Parkbank
- Immer noch da
- Im letzten Regen
- Weißt Du noch
- Party Mix I
Gesamtspielzeit: 162:54 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Pivo Postings: 1284 Registriert seit 29.05.2017 |
2020-12-01 12:02:52 Uhr
Musikalisch hat es jetzt wenig mit Hochkultur zu tun, aber wie der Schlager funktioniert es einfach und ist nicht totzukriegen.Ich mag diese Musik nicht und würde sie gerne in einem Inferno vom Angesicht der Erde tilgen, aber trotz allem muss man erst einmal 40 Jahre in diesem Geschäft überleben und das muss man Pur einfach zugestehen. Sie machen das was sie machen seit 40 Jahren und die Fans wollen es genauso haben. Nicht für jeden muss Musik eine Kunstform sein. |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3576 Registriert seit 12.12.2013 |
2020-12-01 11:28:27 Uhr
Klar darf man das. Finde die schlimm, aber immer noch angenehmer als diese konstruierten Befindlichkeitspopper, die die Industrie hierzulande mittlerweile ausspuckt. |
Christian.Jendraschek Postings: 1 Registriert seit 01.12.2020 |
2020-12-01 10:57:08 Uhr
Darf man Zugeben Pur aufrichtig zu mögen? Die Jungs sind für mich so in ner ähnlichen Ecke wie Bon Jovi - seit 40 Jahren im Geschäft, machen |
Eurodance Commando Postings: 1731 Registriert seit 26.07.2019 |
2020-12-01 08:59:54 Uhr
Geht durchaus in die Kategorie "aktive Sterbehilfe", wer dieses Jahr dieses Album unterm Weihnachtsbaum findet. Da begrüße ich dann durchaus eine noch strengere Verschärfung der Maßnahmen. #yolo |
Peacetrail Postings: 3890 Registriert seit 21.07.2019 |
2020-12-01 07:04:58 Uhr
Ja, 3/10 dürfte ok sein. Ich werde es mir nicht anhören, die „Highlights“ summen noch seit den 90ern durchs Hirn. |
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Referenzen
Ich + Ich; Adel Tawil; Unheilig; Christina Stürmer; Oonagh; Luxuslärm; Matthias Reim; Frida Gold; Nena; Helene Fischer; Die Amigos; Vanessa Mai; Rosenstolz; Mark Forster; Philipp Poisel; Andreas Gabalier; Tim Bendzko; Andrea Berg; Michelle; Kristina Bach; Yvonne Catterfeld; Glasperlenspiel; Sasha; Coldplay; Snow Patrol; Ina Müller; Nicki; Cornelia Froboess; Stefanie Hertel; Mia.; Killerpilze; Wencke Myhre; Paula; Heino; Juli; Silbermond; Revolverheld; Klee; Anajo; 2Raumwohnung; Bosse; Xavier Naidoo; Söhne Mannheims; Die Flippers
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