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Andrew Bird - Hark!

Andrew Bird- Hark!

Concord / Universal
VÖ: 30.10.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Küsse unterm Mistelzweig?

Andrew Bird und ein Weihnachtsalbum, das passt musikalisch sehr gut zusammen. So zeichnet die Kompositionen des Amerikaners seit jeher eine bescheidene Festlichkeit aus. Und für klischeebefreites Sentiment ist der Folk-Musiker auch schon immer zu haben. Nur, was wählt man für so ein Holiday-Werk aus? Nun, Bird vertraut auf ein paar Klassiker, covert obendrein einige Stücke, die lose Assoziationen zu Weihnachten zulassen, und hat auch noch das ein oder andere Original beigesteuert. So entstand "Hark!", ein Album, welches den Festagszauber dosiert und vorsichtig aufkommen lässt, ohne einen Overkill an Kitsch oder Bombast.

Da reicht es bei "Andalucia", im Original von John Cale, schon, dass im Text der fallende Schnee erwähnt wird, um das Stück für diese Platte zu qualifizieren. Schön dabei ist die sparsame Instrumentierung, die durch reduziertes Saitenzupfen der Geige tatsächlich eine konzentrierte Einsamkeit heraufbeschwört. Aber trotzdem weckt dies eine gewisse Wohligkeit, der Gesang ist Bird-typisch hell und warm, steht in einem verzauberten Hauch von Nichts und Echo. "Alabaster" besitzt in den Gesangsmelodien ein wenig mehr Dringlichkeit und sakrales Drama. Der schwingende Takt wiegt dieses Stück sanft, das sparsame Klavier setzt milde Akzente. Man merkt schnell, dies ist eher durch seine Stimmung ein Weihnachtsalbum als thematisch, geborgen, ja fast abgeschirmt operieren diese bescheidenen Songs.

Die Eigenkomposition "Christmas in April" wurde in eben jenem Monat geschrieben, wegen des Pandemie-Geschehens mit der Frage, ob ein gemeinsames Weihnachten möglich sein werde. Und hier ist Bird völlig in seinem Element, das lachende Auge schunkelt mit dem weinenden, der Rhythmus hat Potenzial für gelöste Stimmung, wird aber ein wenig von der schluffigen Instrumentierung ausgebremst. Und trotzdem: So viel Wärme, so viel Zutraulichkeit in den Lauf der Dinge, der alles zum Guten wenden möge.

"Souvenirs" hingegen hat ein zackiges, zwischen Hawaii und der Karibik vermittelndes Ukulele-Spiel, Weihnachten unter Palmen, relaxed und locker aus der Hüfte kommend. Was darin die Country-Fiedel zu suchen hat, weiß man nicht auf Anhieb, doch dieses schräge Setting sorgt für ein gelöstes Grinsen auf Hörerseite. Der Klassiker "White Christmas" brennt sich später auf eine isolierte Kargheit runter, wirkt eher wie ein einsamer Abgesang am Ende eines schwierigen Jahres. Der andere Evergreen, "Auld lang syne" gefällt sich dann als bescheidener Scheunen-Schunkler, ohne Engelschor und Pathos, irgendwie mager und unterernährt. Doch dies ist genau das, was Bird mit diesem Album beabsichtigt hat: Weihnachten ohne schwülstigen Pomp, sondern mit echten, aufs Wesentliche reduzierten Gefühlsregungen. Das große Spektakel ist abgeblasen, jetzt könnt ihr mit dem Kuscheln anfangen.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Andalucia
  • Christmas in April
  • White Christmas

Tracklist

  1. Andalucia
  2. Alabaster
  3. Greenwine
  4. Christmas in April
  5. Souvenirs
  6. Oh Holy Night
  7. Mille cherubini in coro
  8. Night's falling
  9. Glad
  10. Christmas is coming
  11. White Christmas
  12. Skating
  13. Auld lang syne

Gesamtspielzeit: 43:56 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-11-30 22:44:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Im Rahmen von "Weihnachtsspecial, Teil 1: Best Ofs, Soundtracks, Remixplatten und Weihnachtsalben"

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