APRE - Always in my head
Beach 91 / Polydor / Universal
VÖ: 06.11.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Britische Eröffnung
Schach, das königliche Spiel, verbindet man mit Whisky und massiven Holzvertäfelungen, Ledersesseln und Zigarren vor Kaminen in bibliotheksähnlichen Räumlichkeiten. Mit Anzügen und Banker-Lampen, mit Monokel und Taschenuhren. Man denkt an einen dieser Gentlemen's Clubs. Man denkt an die Geduld und ewige Überlegungen von Strategen und Denkern wie Winston Churchill oder Helmut Schmidt. Selbstverständlich ist das Ganze überholt. Frauen spielen genauso viel und gut wie Männer, das Patriarchat in der Form hat glücklicherweise ein Ende gefunden, und die Realität sind Uhren neben dem Spielbrett, die ständigen Schlägen ausgesetzt sind. Schachclubs sind heute, so fühlt es sich an, spärlich besuchte wöchentliche Veranstaltungen in von Asbest verseuchten Pavillons in den Schulen der Gegend. Irgendwie so stellt man sich auch den Schachclub vor, in dem sich Charlie Brown und Jules Konieczny getroffen haben und in dessen Hinterzimmer sie als APRE fortan Musik machten.
Als nächstes würde man bei Schach wahrscheinlich an klassische Musik denken. Die beiden Briten sind das beste Beispiel dafür, dass auch dieser Gedanke überholt ist. Ihre Musik trifft den Nerv der Gegenwart, an den man bei zwei Schach spielenden Menschen wohl nicht denken würde. Sie setzen in ihrem ersten Album "Always in my head" auf authentische Erzählungen ihrer Vergangenheit. "Bad boys" nimmt einen gleich mit auf einen Trip zu den ersten schmerzenden Erfahrungen, die abgelöst werden vom Frust und den unguten Wünschen, die man dem Vergangenen mitgibt. Sie singen vom Ziel, ganz gleich, ob allein oder zu zweit. Irgendwo zwischen trotziger Genugtuung und Schmerz pendelt sich auch "Without your love" ein mit den Zeilen "Without your love / We're miles apart / So go take your love / And leave me in the dark." Dieses Album verpackt die üblichen Probleme und Hoffnungen junger Erwachsener mit einem passenden Soundtrack. Vom beugenden Schmerz über das Aufrichten und vom Trotz über das Öffnen gegenüber Neuem.
Das Ganze wird getrieben von einem stechendem Beat, von atmosphärischen Synthesizern, Glocken und Streichern, hier und da einsetztender E-Gitarre und vor allem von den Stimmen der beiden, die in einem angenehmen Indie-Pop-Mantel vermitteln, was für das Erzählte relevant ist. Sie klingen nach Raodtrip und Aufbruch, nach Reflexion im frühen Stadium und schießen Pop-Hymnen in den Nachthimmel. Die beiden schieben die Regler viel unbeschwerter umher als die an Regeln gebundene Schachfiguren. Sie machen das, was ihnen gefällt und treffen mit ihren acht Songs den Nerv der Zeit. Sollte es dabei bleiben, kann dies für das Duo eine Eröffnung für eine längere Karriere werden.
Highlights
- Without your love
- Hello
Tracklist
- Bad boys
- I know I'll find it
- Without your love
- Hello
- Live it up
- Always in my head
- Is that really what you live for?
- Grab my hand
Gesamtspielzeit: 31:58 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-11-24 20:29:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
M83; Will Joseph Cook; Another Sky; Cassia; Sea Girls; The 1975; Sundara Karma; Mystery Jets; MGMT; Sam Fender; The Big Moon; Bad Sounds; Vistas; BLOXX; SPINN; The Night Café; Ten Tonnes; Stereo Honey; Alfie Templeman; Marsicans; Twenty One Pilots; Polly Money; Gengahr; Bombay Bicycle Club; Rex Orange County; Feeder; Foals; Pet Shop Boys; Hurts; The Killers; Walk The Moon