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Rob Mazurek – Exploding Star Orchestra - Dimensional stardust

Rob Mazurek – Exploding Star Orchestra- Dimensional stardust

International Anthem / Indigo
VÖ: 20.11.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Sphärenharmonie

Rob Mazurek ist seit fast 30 Jahren ein unermüdlicher Erneuerer in den Grenzgefilden des Avantgarde-Jazz und der Neuen Musik. Wobei er diese Schubladen weit hinter sich lässt. Egal, ob mit seinem Chicago Underground Ensemble oder in den zahlreichen vielgestaltigen Kollaborationen, Mazurek ist immer auf der Suche nach einer neuen Formsprache, die das Universum anders und doch vertraut klingen lässt. Mit dem neuen Album seines Exploding Star Orchestra – seiner mit Abstand größten Formation – geht er diesen Weg konsequent weiter. Versammelt hat er dafür alles, was Rang und Namen in der Szene hat, fast schon eine Supergroup des Avantgarde-Jazz: Damon Locks, Nicole Mitchell, Macie Stewart, Tomeka Reid, Joel Ross, Jeff Parker, Jaimie Branch, Angelica Sanchez, Håker Flaten, Chad Taylor, Mikel Avery und John Herndon ergeben das hochkarätige Ensemble. Wer jetzt ein überbordendes, wie im Bandnamen angekündigtes explosives Big-Band-Orchester-Album im Sinne von Mats Gustafssons Fire! Orchestra erwartet, wird hingegen überrascht sein.

Das Album eröffnet mit "Sun core tet (Parable 99)" fokussiert und deutlich komponierter als improvisiert. Fein arrangierte Streicher und Bläser führen hakenschlagend in Mazureks Klangkosmos hinein. Ein tighter Groove bringt Orientierung, Querflöten, Oboen und Xylophone setzen präzise Akzente, untermalende Basslininien grundieren den Track, gezupfte Celli treiben den Puls voran. Es ist ein Stück voller Freude an der Erkundungskraft des Jazz, eine Gruppenübung, in der niemand irgendwen übertrumpft, sich vielmehr gegenseitig ergänzt wird. Genau wie es im Titel des Songs "A wrinkle in time sets concentric circles reeling" heißt, breitet sich das gefaltete Motiv dieses Stücks in konzentrischen Kreisen aus, beginnt dabei aber lustvoll zu taumeln, man könnte korrigieren und sagen, es beginnt zu tanzen. In "Galaxy 1000" tragen traditionell chinesisch klingende Streicher den Track, drängen tiefer in die Unweiten des Klanguniversums, bevor andere Instrumente dazustoßen und sich das Stück euphorisch aufbäumt, sich wie ein intergalaktischer Straßenzug weiter in Richtung Kern des Kosmos bewegt.

"Abstract dark energy (Parable 9)" dominiert mit Klängen der Ungewissheit. Eine zwielichtige Atmosphäre breitet sich aus, die Rhythmusfraktion hält sich zurück, zaghafte dunkle Bassakzente ertönen schemenhaft. Der Titeltrack "Dimensional stardust (Parable 33)" ist astreiner Avant-Jazz: Vertrackter lockerer Groove, tonal unabhängige Melodielinien, die ein Harmonie-Gespinst erzeugen, das sich immer weiter ausbreitet und sich in seinen vielschichtigen Bewegungen kosmisch schwankend metaphorischer Beschreibung letztlich entzieht. "Autumn pleiades" beschließt das Album. Ein Drumsample gibt einen Drunken Beat vor, über den akustische Drums anfangen zu puckern, Streicher, Querflöte und Bass treten aus dem Schatten dazu und strahlen eine unerwartete Wärme aus. Es entsteht eine symphonische Montage aus flächigen Klangschichten, die sich immer weiter öffnen..

Die "Parable of inclusion" ist ganz wörtlich zu verstehen und geradezu charakteristisch für die Gesamtkonzeption des Albums: Verschiedenste Melodielinien umgarnen einander in ihren intergalaktischen Motivräumen. Der Track folgt dem Anspruch des Titels, in dem er mal klassisch anmutet, mal jazzig daher rumpelt, nur um urplötzlich nach japanischer Folklore zu klingen, bevor all diese Stränge zu einem sanften Finale zusammenfinden. Diese Parabel der Miteinbeziehung und Aufnahme scheinbarer Gegensätze verdeutlicht: Dichotomien von Ost und West werden in dieser kategoriesprengenden Klangkunst genauso obsolet, wie die Unterscheidung zwischen Jazz, Klassik und Pop.

(Benedikt Stamm)

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Highlights

  • Sun core tet (Parable 99)
  • Dimensional stardust (Parable 33)
  • Autumn pleiades

Tracklist

  1. Sun core tet (Parable 99)
  2. A wrinkle in time sets concentric circles reeling
  3. Galaxy 1000
  4. The careening prism within (Parable 43)
  5. Abstract dark energy (Parable 9)
  6. Parable of inclusion
  7. Dimensional stardust (Parable 33)
  8. Minerals bionic stereo
  9. Parable 3000 (We all come from somewhere else)
  10. Autumn pleiades

Gesamtspielzeit: 43:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

captain kidd

Postings: 3583

Registriert seit 13.06.2013

2020-11-25 17:53:10 Uhr
Echt ne arschcoole Band. Viel Alice Coltrane drin. Finde die Stimmen auch lässig. Geil auch, dass die ganzen großen Namen (ein Who's who der derzeitigen Avantgarde) zwar super spielen, herausragend für mich aber eher der mir eher unbekannte Bassist ist. Wirklich ein gutes Album.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2020-11-25 17:43:33 Uhr
Mir gefällt's sehr! Erstaunlich wie melodisch das Ding ist.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2020-11-25 16:53:11 Uhr
Klingt echt ganz interessant.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-11-18 20:47:46 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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