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King Gizzard & The Lizard Wizard - K.G.

King Gizzard & The Lizard Wizard- K.G.

Caroline / Universal
VÖ: 20.11.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Orient-Express

Den Flow bewahren, aber anders sein, als beim letzten Mal. Dies scheint mal wieder das Credo der Australier King Gizzard & The Lizard Wizard zu sein. Nachdem die Psych-Rock-Band auf dem infernalischen "Infest the rats' nest" dem Thrash-Metal ein Knochen schredderndes Update verpasst hat, findet man jetzt zu eher gewohntem Grund zurück, obwohl man dies bei den Alleskönnern aus Melbourne nur vorsichtig behaupten sollte, es geht ja grundsätzlich immer alles. Doch haben sie sich beim neuen Album "K.G." merklich wieder dem Mikrotonalen zugewendet. Das hat man ja vom Band-Höhepunkt "Flying microtonal banana" noch überaus positiv in Erinnerung. Und auch wenn dieses Mal nicht Gitarren und Schlagzeug-Sets in irrwitziger Hatz an ihre Belastungsgrenze getrieben werden, ist auch "K.G." von einer oftmals treibenden Energie beseelt.

Alte Bekannte sind ebenfalls die rhythmischen und melodischen Verweise an den Nahen Osten, der Auftakt "K.G.L.W" erzeugt mit warmem Bass, verwaschenen Bläsern und orientalischem Saitenwerk eine flimmernde Wüstenatmosphäre, das Gefühl, einen endlosen, oberflächlich betrachtet tristen Raum unter dem weiten Himmel zu durchqueren. Dabei entwickelt sich eine mit Langmut konstruierte, melodische Schönheit. "Automation" hat dann jedoch das Hitzig-Drängende, was man in brachialerer Form vom letzten Album kennt. Hier jedoch wandeln die Gitarrenfiguren in betörender Agilität und Eleganz, der Groove ist leichtfüßig trotz tonnenschwerer Drum-Beats. Und dazu passt auch hervorragend dieser mal aufgekratzte, mal beiläufig nüchterne Gesang von Stu Mackenzie.

Auch im folgenden "Minimum brain size" sind die Melodien und der Rhythmus zackig-verspielt, bergen eine artistische Beweglichkeit in sich, die in ihrem Verlauf schillernde Farben aufleuchten lässt. Das ist dann ebenso drängend wie elegant, ein Wirbel, ein kreiselnder Rausch. "Straws in the wind" verfrachtet eine lakonische Blues-Tristesse in die kurz getacktete Rhythmik. Hier mag das Setting weniger aufgewühlt, mehr laid back ausgelegt sein, doch wird auch hier der Staub von unheimlich agilen Akkord-Folgen aufgewirbelt. Es ist sehr reizvoll, wie zum Beispiel "Some of us" klangliche Brachialitäten eines westlichen Schrottplatzes mit der filigranen Beweglichkeit orientalischer Melodieführung vereint. Dabei sind die kurzgreifenden Töne unheimlich lebendig, besitzen für sich gesehen eine irrwitzige Autonomie, können hin und her springen, wie sie es scheinbar wollen.

Im Zusammenspiel der Klänge und Rhythmen entsteht jedoch immer ein verzauberndes, buntes Bild, welches sich elegant vor Hörer und Hörerin entfaltet. "Ontology" versteckt unter seinem vielteiligen Groove heimlich ein wenig The-Who-Hymnik, "Intrasport" verwurschtelt Space-Synthies und Eighties-Disco-Beats mit edlem Klang-Brokat und "Oddlife" verliert sich in sanft gegniedelten Gitarrensoli und weichen Keyboard-Polstern. Gemein ist allen Stücken jedoch, dass es meist vorwärts geht, dass die Dynamik das letzte Wort behält. Selbst das schleppende Psych-Rock-Moorbad "The hungry wolf of fate" lässt wuchtig die Muskeln spielen, wälzt sich mit mächtigen Drums voran. Also: King Gizzard & The Lizard Wizard haben einen Lauf und was macht man da? Es einfach laufen lassen.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Automation
  • Straws in the wind
  • Ontology

Tracklist

  1. K.G.L.W
  2. Automation
  3. Minimum brain size
  4. Straws in the wind
  5. Some of us
  6. Ontology
  7. Intrasport
  8. Oddlife
  9. Honey
  10. The hungry wolf of fate

Gesamtspielzeit: 41:52 min.

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