Tom And His Computer - Future ruins

In My Room / Rough Trade
VÖ: 16.10.2020
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Und dann schlägt ein Herz
Thomas Bertelsen ist Musiker. Und er besitzt einen Computer. Naheliegend also, dass er aus der Kurzform seines Vornamens und seinem liebsten Arbeitsgerät eine Bezeichnung für sein Musikprojekt konstruiert. Wobei Tom und sein Computer noch einen wichtigen weiteren Helfer haben: Anders Trentemøller. Der DJ, Soundtüftler und Labelbetreiber war maßgeblich an der Abmischung vieler Tracks auf "Future ruins" beteiligt. Der Claim ist damit abgesteckt. Doch das Resultat überrascht auf mehreren Ebenen: So ein unverschämt eingängiges und gleichzeitig abgefahrenes Album gibt es nicht oft. "Disbelief in a postmodern world" heißt ein Track. Ein programmatischer Titel. Denn Bertelsen und Trentemøller konstruieren aus den Trümmern der Unterhaltungsmusik etwas Neues und Ganzes. "Future ruins" ist keine bloße Songsammlung, sondern ein Gesamtkunstwerk.
Der nicht ganz so heimliche Star ist allerdings die Gastsängerin Roxy Jules, die mit ihrer Stimme gleich vier Songs veredelt. So leiht sie nicht nur dem schmissigen "Lovers and gasoline", sondern auch dem vernebelten Titeltrack ihr Organ. Letzterer besitzt übrigens ein sehenswertes Video. Absolut herausragend ist "Feathers". Hier werden manisch Achtelnoten geschrammelt, während rundherum die Welt in Flammen aufgeht. Das irre Finale, das in seiner Intensität The Horrors heraufbeschwört, bleibt lang im Gedächtnis. Melancholischer, jedoch ebenso wirkmächtig gerät "Puzzle", welches jedem Toningenieur die Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Im Allgemeinen ist "Future ruins" ein Album, dem man die technische Expertise seiner Urheber anhört. Bertelsen und Trentemøller kombinieren Sounds von kurz nach früher bis jetze, ohne dass irgendwo Bruchstellen hörbar werden.
Die Ambient-Ausflüge, die zwischen den Popsongs erklingen, sind dabei mehr als schmückendes Beiwerk. "Our man in Toronto" beeindruckt beispielsweise mit an Jean-Michel Jarre gemahnenden Synthesizerflächen. Besonders der Flötensound, der die Lead-Melodie übernimmt, weiß zu überzeugen. Das alles klingt nun wahnsinnig technisch und vielleicht sogar verkopft, aber die Musik ist trotz aller Raffinesse an den Reglern erstaunlich zugänglich. Bertelsen weiß genau, wann er sich zurückhalten muss. Und so entstehen Songs, die nicht selten an Gemälde erinnern. In vielerlei Hinsicht ähnelt sein Ansatz dem von Radiohead zu "The king of limbs"-Zeiten: Meist bildet ein Groove den Ausgangspunkt für ausufernde Exkursionen. Ungewöhnliche Klänge treffen auf außerirdische Melodien. Und zwischen all den Maschinen schlägt ein Herz.
Highlights
- Lovers and gasoline (feat. Roxy Jules)
- Feathers (feat Roxy Jules)
- Future ruins (feat. Roxy Jules)
- Disbelief in a postmodern world
Tracklist
- A77
- Lovers and gasoline (feat. Roxy Jules)
- Feathers (feat. Roxy Jules)
- Waterfronts
- Our man in Toronto
- Future ruins (feat. Roxy Jules)
- Puzzle (feat. Roxy Jules)
- Computer solidarity
- Fabel
- Disbelief in a postmodern world
Gesamtspielzeit: 33:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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musie Postings: 4021 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-11-19 08:27:51 Uhr
Tolles Album! Auch die Videos. |
Cayit Postings: 270 Registriert seit 05.05.2014 |
2020-11-11 10:31:14 Uhr
Hört sich gut an. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27979 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-11-10 21:20:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Trentemøller; Apparat; Moderat; Agnes Obel; Darkside; Kiasmos; Nathan Fake; Nils Frahm; Jon Hopkins; The Horrors; Radiohead; The Kills; Pavane; Holographic Field; Jean-Michel Jarre; Múm; Interpol; Dominik Eulberg; Hammock; Goldmund; Kyson; Ólafur Arnalds; Folkeklubben; Murder; Skammens Vogn; Cody; Giana Factory; Katinka; Princess Thailand; Human Tetris; Röyksopp; Massive Attack; Roxy Jules
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- Tom And His Computer - Future ruins (3 Beiträge / Letzter am 19.11.2020 - 08:27 Uhr)