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Sólstafir - Endless twilight of codependent love

Sólstafir- Endless twilight of codependent love

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 06.11.2020

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Lärm um nichts

Als Sólstafir die Musikwelt mit "Svartir sandar" auf den Kopf stellten, war ihr Ansatz revolutionär. Die Intensität dieses Albums konnten die Isländer danach nie wieder erreichen, wenngleich ihre Musik immer noch von durchgehend hoher Qualität war. Ihr neues Werk "Endless twilight of codependent love" markiert nun eine Wasserscheide. Viele Fans werden sich freuen, dass es wieder deutlich härter zugeht. Andere werden sich ob der teils überbordenden Kitschigkeit mit Grauen abwenden. Eine klare Linie ist nicht mehr zu erkennen. Da hilft auch der druckvolle Sound nichts, der besonders beim Schlagzeug zur Geltung kommt. Schlecht ist "Endless twilight of codependent love" sicherlich nicht, eine Enttäuschung aber trotzdem.

Was die Inselbewohner bei "Her fall from grace" geritten hat, wird ewig ihr Geheimnis bleiben. Der Song ertrinkt in Seifenlauge. Sowohl melodisch als auch in Sachen Arrangement gleicht er einer Bankrotterklärung. Fassungslosigkeit stellt sich ein, wenn Aðalbjörn Tryggvason zwischen Weinerlichkeit und Wikinger-Romantik hin- und herpendelt. Nur marginal besser ist "Til moldar", das ebenfalls bis zur Hüfte im Schmodder steckt. Nun war Pathos schon immer ein wichtiges Stilmittel der Band, jedoch gelang es ihr bisher, die großen Gefühle mit mitreißenden Klängen zu verbinden.

Dass Sólstafir noch immer wissen, wie man Songs schreibt, zeigt der Closer "Úlfur". Zu martialischen Gitarren schreit sich Tryggvason die Seele aus dem Leib. Fast wie zu besten Zeiten. Apropos Schreien: "Dionysus" wagt sich dorthin, wo die Nacht am finstersten ist. Zu astreinen Blastbeats brüllt der Vokalist alles nieder, was nicht bei drei von selbst die Flucht ergreift. Auch epische Songs haben Sólstafir wieder im Angebot, wobei vor allem "Akkeri" herausragt. Nach einem wilden Start gönnt sich der Song in der Mitte eine wohlverdiente Verschnaufpause, ehe es im Finale einmal mehr darum geht, bis zur Erschöpfung zu marschieren

Vielleicht liegt auch hier das größte Problem von Sólstafir. Ihre Musik ist auf Überwältigung ausgelegt. Man könnte auch sagen, dass die Isländer in der Sackgasse gestartet sind. Früher hätten Songs wie "Rökkur" oder "Or" ganz anders gezündet. Heute sind sie maximal für ein Aufglimmen gut. Wer sich nicht daran stört, dass die Musiker mittlerweile eher alte Ideen umarrangieren, als neue Songs zu schreiben, wird auch mit ihrem neuen Album glücklich werden. Was wirklich fehlt, ist jene fast urtümliche Gewalt, mit der seinerzeit "Svartir sandar" über den Hörer hereinbrach. Die Sache mit dem endlosen Zwielicht eignet sich daher durchaus als Bild für den Zustand der Band. Wenn jetzt keine Kehrtwende erfolgt, wird es zappenduster.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Akkeri
  • Úlfur

Tracklist

  1. Akkeri
  2. Drýsill
  3. Rökkur
  4. Her fall from grace
  5. Dionysus
  6. Til moldar
  7. Alda syndanna
  8. Or
  9. Úlfur

Gesamtspielzeit: 63:01 min.

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User Beitrag

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3778

Registriert seit 12.12.2013

2020-11-17 21:55:16 Uhr
Ich bin jemand, der eigentlich recht unverkopft ans Musikhören rangeht. Entweder die Musik gefällt mir oder nicht. Da war es halt mal nicht der Fall.

junpot

Postings: 2

Registriert seit 09.02.2020

2020-11-17 21:27:03 Uhr
Ein gelungenes Album! Auch hier gilt, die Kunst auf sich wirken lassen und nicht den Versuch starten, krampfhaft irgendwas verstehen oder suchen zu wollen. Klangerlebnisse in Verbindung mit Reizsetzungen auf verschiedenen Gefühlsebenen....herrlich....mein Kompliment!

VelvetCell

Postings: 7865

Registriert seit 14.06.2013

2020-11-11 23:28:32 Uhr
Nachvollziehbar. Ich mag die irgendwie und finde die manchmal ganz großartig. Mit jedem neuen Release versuche ich es wieder. Aber zum Albumkauf hat es noch nie gereicht. Ehrlich gesagt scheitert´s dann meistens am Sänger, der mir zu viel jammert.

Auf dem neuen Album Drysill nach dem Longtrack an zweiter Stelle zu platzieren, ist auch eine seltsame Entscheidung. Man verliert schnell das Interesse, auch wenn sich der Song am Ende noch mal aufbäumt. Aber auch danach: Kraut und Rüben.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3778

Registriert seit 12.12.2013

2020-11-11 22:55:18 Uhr
Mir fehlte da total die zusammenhängende Vision für das Album. Ein paar tolle Longtracks, ein paar kreuzbrave Balladen, dazwischen Geknüppel und das grausame "Her fall from grace". Ich wüsste nicht, in welcher Stimmung ich dieses Album hören sollte. Einzelne Songs werde ich aber sicher noch ein paar Mal hören dieses Jahr.

VelvetCell

Postings: 7865

Registriert seit 14.06.2013

2020-11-11 22:48:01 Uhr
Aber insgesamt gebe ich Christopher wohl recht. Zu viele Längen auch.
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