Mourn - Self worth
Captured Tracks / Cargo
VÖ: 30.10.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Darf es etwas lauter sein?
Jazz ist anders. Fachleute wissen natürlich: Das ist der Titel eines Albums von Die Ärzte. Aber erst richtige Musiknerds erkennen, dass dieser Satz in einer Rezension zur spanischen Band Mourn viel mehr mit deren Sängerin Jazz Rodríguez Bueno zusammenhängen dürfte. Denn die Gute hat sich, genau wie ihre Kollegen, natürlich in den letzten Jahren verändert. Noch minderjährig waren Mourn, als ihr selbstbetiteltes Debüt 2014 über die Ladentische ging. Seitdem ging das schwierige Erwachsenwerden einher mit den wohl üblichen Alltagsproblemen eines Musikers – da wäre etwa das böse Ex-Management, das fast für den finanziellen Totalschaden gesorgt hätte, oder auch die Trennung von Drummer Antonio Postius, der die Band 2019 verlassen hat.
Von daher ist Jazz natürlich nicht mehr der Mensch, der sie noch am Anfang der Bandgeschichte war, und auch Mourn selbst haben sich verändert – wie die ganze Welt. Umso passender also, dass sich "Self worth", das vierte Album der Spanier, nicht nur mit neuen Erkenntnissen und dem Abwerfen von Altlasten beschäftigt, sondern zudem nicht nur innerhalb seines Namens klar zu verstehen gibt, dass sich die Band ihres eigenen Wertes endlich bewusst ist. Das befreit natürlich ungemein und motiviert wie eine baumelnde Karotte vor der Nase, weshalb "Self worth" voller Leidenschaft aufs Gaspedal tritt und mit Karacho nach vorne stürmt. Achtung, es wird laut!
Da streift nämlich das rotzfreche "I'm in trouble" glatt sämtliche noch vorhandene Teenage Angst ab und ersetzt sie durch mindestens jungerwachsene Aufmüpfigkeit. Mit ordentlicher Punk-Attitüde schrammelt sich auch das darauffolgende "Men" den Frust über das altbackene Patriarchat von der Seele und donnert derart voller Girl Power los, dass sogar die Spice Girls noch was lernen dürften. Ach ja, und das grandiose "The tree", das sich großzügig am wegfegenden Emo-Rock der Marke Rainer Maria bedient, beweist im Handumdrehen, dass auch Mädels mit hochgezogener Oberlippe und ausgefahrenen Krallen selbstverständlich trotzdem noch ein gutes Herz haben können.
Derweil kommt "It's a frogs world" mal eben auf den Geschmack einer satten Stadionhymne, während sich "Stay there" gepflegt zurück in die Neunzigerjahre sägt. Ein Ohrenschmaus ist das allemal, wie sich Mourn auf diesem vierten Album endgültig von ihrer Jugendlichkeit lösen und lautstark auf ihre Rechte pochen. Das mit einem astreinen Bassspiel aufwartende "Apathy" haut speziell in seiner zweiten Hälfte mit beiden Fäusten auf den Tisch und brüllt sein Gegenüber glatt an die Wand: "What's your next step?" Mit nicht ganz viereinhalb Minuten ist der Track übrigens der mit Abstand längste des Albums. Gut zwei Minuten kürzer ist das Abschluss-Highlight "The family's broke" und doch genauso gut – ein Finale ist schließlich stets am besten, wenn man direkt danach von vorne beginnen möchte. Ein weiteres Argument für das erneute Drücken auf die Play-Taste: Das Fiepen in den Ohren wird automatisch leiser. Dann mal los.
Highlights
- Men
- The tree
- Stay there
- The family's broke
Tracklist
- This feeling is disgusting
- Call you back
- I'm in trouble
- Men
- Gather, really
- The tree
- Stay there
- House, hold
- It's a frogs world
- Worthy mushroom
- Apathy
- The family's broke
Gesamtspielzeit: 34:38 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Vive Postings: 946 Registriert seit 26.11.2019 |
2020-10-29 08:29:29 Uhr
Superpop wie ich ihn magMal weiter hören |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27818 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-10-28 22:18:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2020-09-15 21:47:00 Uhr - Newsbeitrag
Noch gar kein Thread? Erscheint am 30. Oktober, heute wurde die dritte Single veröffentlicht.TRACKLIST: 01 This Feeling Is Disgusting 02 Call You Back 03 I'm In Trouble 04 Men 05 Gather, Really 06 The Tree 07 Stay There 08 House, Hold 09 It's A Frogs World 10 Worthy Mushroom 11 Apathy 12 The Family's Broke |
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Referenzen
Sleater-Kinney; Corin Tucker Band; Wild Flag; Excuse 17; Cadallaca; Heavens To Betsy; Love Is All; Bikini Kill; Ninetynine; Hole; Bratmobile; Standard Fare; Ex Hex; Downtown Boys; Childbirth; Aye Nako; Guantanamo Baywatch; The Breeders; Magoo; The Cassettes; Screaming Females; The Breeders; Honeyblood; Vapid; Nots; The Coathangers; White Lung; Peach Kelli Pop; Slutever; Vivian Girls; Habibi; Girlpool; The Julie Ruin; La Luz; Blouse; Bleached; No Joy; Rainer Maria; Skinned Teen; Eternal Summers; The Jesus Lizard; Japandroids; No Age; Death; Glorious Din; Jay Reatard; The Reatards; Pixies; Sonic Youth
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