Beabadoobee - Fake it flowers
Dirty Hit / Caroline / Universal
VÖ: 16.10.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Mahna Mahna
Keine Frage: Beabadoobee gilt es schon seit einiger Zeit auf dem Zettel zu haben. Ihr 2017 veröffentlichter Homerecording-Song "Coffee" ging nun nämlich komplett durch die Decke. Richtig erkannt: Nicht in der einstigen Originalfassung, sondern als Sample-Grundlage des gediegenen Sommerhits "Death bed (Coffee for your head)" des kanadischen Rappers Powfu, aber auch das ist natürlich ein veritabler Erfolg. Über 700 Millionen Mal wurde die Nummer mittlerweile auf Spotify gestreamt. Und auch wenn vor allem Powfu den größten Teil des Fame-Kuchens abbekommt, so bleiben doch hoffentlich auch noch einige Brösel für Beabadoobee übrig. Die Künstlerin heißt im wahren Leben Beatrice Laus, wurde im Jahr 2000 auf den Philippinen geboren, wuchs in London auf und klingt so durch und durch amerikanisch und nach den Neunziger-Jahren, dass es eine helle Freude ist. Wer also in den letzten Jahren auf Mitski, Soccer Mommy, Porridge Radio oder Waxahatchee abgefahren ist, darf hier bedenkenlos ein Ohr riskieren.
"Fake it flowers" ist nun das versatile Debütalbum der jungen Künstlerin und es quillt freilich an allen Ecken und Enden über vor jugendlicher Verzweiflung, übermütigem Elan und der logischen Dosis Herzschmerz, die bei solchen Veröffentlichungen immer mitschwingen muss. Mit welcher Wucht, Dynamik und Nostalgie allein schon der hitverdächtige Opener "Care" losstürmt, um all jene Herzen zu erobern, die noch still und heimlich im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts schlagen, ist schon besonders bemerkenswert. Wofür man früher vier verzweifelte Twentysomethings der Generation X gemeinsam in eine Garage sperren musste, schafft hier und heute eine junge Frau Anfang 20 größtenteils im Alleingang. Bedroom-Pop nennt sich das dann, wobei Pop eigentlich eine Untertreibung ist: "Fake it flowers" ist ein amtliches Alternative-Rock-Album, das sachte mit Indie, Emo und sogar Shoegaze flirtet.
Trotz des Neugierde weckenden Titels bleibt "Emo song" dann einer der weniger aufregenden Songs dieser Platte, die sonst wirklich reich an fesselnden Momenten ist. "Worth it" überzeugt mit lauten, ungezügelten Gitarren, die im richtigen Augenblick regelrecht Euphorie entfachen können und im verzweifelten "Charlie Brown" wird, Spoileralarm, sogar einigermaßen inbrünstig gebrüllt. "Further away" träumt sich in der Folge dann überzeugend in andere Sphären, Beabadoobees Stimme wirkt hier intim und fragil, Streicher drücken dem Song am Ende ihren melodramatischen Stempel auf. Und "How was your day?" bleibt über seine gesamte Spielzeit ein kleines Lagerfeuerlied, das ohne jeden dynamischen Ausbruch auskommt und klingt, als sei es durch eine Telefonleitung gesungen aufgenommen worden. "Fake it flowers" steckt also eindrücklich das Terrain ab, in dem Beabadoobee von nun an wildern will. Ihren Namen sollte man sich in jedem Fall merken. So schwierig das vielleicht auch sein mag.
Highlights
- Care
- Worth it
- Further away
Tracklist
- Care
- Worth it
- Dye it red
- Back to Mars
- Charlie Brown
- Emo song
- Sorry
- Further away
- Horen Sarrison
- How was your day?
- Together
- Yoshimi, Forest, Magdalene
Gesamtspielzeit: 41:16 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Saschek Postings: 429 Registriert seit 23.07.2018 |
2020-11-27 16:57:38 Uhr
Ich hab hier vorher schon zu viel geschrieben, als dass ich mich trauen dürfte, noch mal was zu sagen. ^_____^ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-11-25 18:23:41 Uhr
Ich mag's auch ganz gerne, aber nicht so sehr wie "She plays bass" und vor allem "Space cadet". |
saihttam Postings: 2359 Registriert seit 15.06.2013 |
2020-11-25 15:56:21 Uhr
Das Album macht Spaß, auch wenn es nichts besonderes ist und mir manche Stellen vielleicht etwas zu glatt produziert sind. Aber schöne Dream-Pop Einflüsse. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-10-21 21:35:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Saschek Postings: 429 Registriert seit 23.07.2018 |
2020-09-18 11:37:07 Uhr
Naja. Ich finde sie seit den drei neuen Songs seltsam fake rüber, was zwar zum Albumtitel passt, aber trotzdem enttäuscht. Alles wirkt so geziert. In jedem Clip greift sie sich dramatisch an die Brust oder zerwühlt sich dekorativ die Haare. Hier lässt sie dann am Ende auch noch die Hosen runter. Aber mal abgesehen davon, finde ich speziell diesen Song extrem chaotisch und regelrecht nervig. Irgendwie ist alles, was ich an She Plays Bass mal gut fand, wech. Schade. |
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Referenzen
Soccer Mommy; Girl In Red; Snail Mail; Mitski; Porridge Radio; Alvvays; Waxahatchee; Allison Crutchfield; Swearin'; Girlpool; Hinds; Stella Donnelly; Courtney Barnett; Beach Bunny; Clairo; King Princess; The Japanese House; Japanese Breakfast; Cults; Billie Marten; Lucy Dacus; Phoebe Bridgers; Better Oblivion Community Center; Tegan And Sara; An Horse; Adult Mom; Frankie Cosmos; Big Thief; Adrienne Lenker; Salvia Palth; Beach Fossils; La Sera; St. Vincent; Hole; Courtney Love; Sleater-Kinney; L7; The Breeders; Smashing Pumpkins; Pixies; Nirvana; Foo Fighters; The Cardigans
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