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Wax Chattels - Clot

Wax Chattels- Clot

Flying Nun / Captured Tracks / Cargo
VÖ: 25.09.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Was raus muss, muss raus

Schon mal halbtot diskutiert? Beziehungsweise eben nicht, da man die ganze Zeit vergeblich auf den richtigen Moment für das entscheidende Argument wartet, dann aber nicht zu Wort kommt und innerlich kurz vorm Platzen steht? Wenn Wax Chattels in der Vorabauskopplung "Efficiency" sarkastisch von einer derartigen Situation berichten, haben sie auch einen dicken Hals. Der Kloß in demselben ist auf dem Cover ihres zweiten Albums sogar schon bis ins Rückgrat gewandert. Was raus muss, das muss nun mal raus – nicht, dass das Trio aus Auckland noch zwischen persönlichen Niederlagen und zerklüfteten Songstrukturen zerrieben wird. Immerhin wissen sich die Neuseeländer dank ihrem so minimalistischen wie effektiven Instrumentarium zu wehren: Bass und Schmurgel-Keyboards röhren aufgebracht, dazu wartet das dampfhämmernde Schlagzeug schon darauf, auch den letzten Rest Post-Punk aus einem zutiefst nihilistischen Batzen Noise-Rock zu pressen. "Stay disappointed"? Weit gefehlt: Hier geht es eher ums Standhaftbleiben.

Und zwar auf einer weiteren morbiden Nachtwanderung ins Krawalltal, wie sie Rezensent Windhorst seinerzeit beim selbstbetitelten Erstling diagnostizierte. Nur, dass "Clot" einen Schritt weitergeht und Wax Chattels ihr reduziertes Setup noch rigider zusammenprallen lassen. Schon "Glue" changiert zum Auftakt zwischen zähnefletschender Kraftmeierei und tödlich präzisen Drum-Detonationen – Trümmerwüste statt Kleben in Frieden. Und dass Peter Ruddell dazu möglichst grantig skandiert, war beinahe abzusehen, nachdem er sich 2019 auf dem Slowcore-artigen Debüt seines Projekts Sulfate noch weitgehend zurückgehalten hatte. Der wahnwitzigen Zwei-Minuten-Single "Cede" reichen sogar ein böser Distortion-Loop, gelegentliche Power-Eruptionen und Amanda Chengs entfesseltes Keifen, um klarzustellen: Dieser durchdrehende Dreier jagt alles in die Luft, wo Girl Band oder Black Midi auf ihren bereits hinreichend zerspanten Platten noch ansatzweise einen Stein auf dem anderen gelassen haben. Splitter-Gruppe einmal anders.

Trotzdem ist Eingängigkeit auf diesem Album nicht immer ein Fremdwort. Zumindest nicht, wenn man "No ties" als sehnigen kleinen Riot-Grrrl-Wutausbruch nach dem Griff in die Steckdose versteht und "Spanners & implements" nach anfänglichen Drohgebärden auf der Orgel die Kurve zu einer Art Rocksong bekommt, dem man aber lieber doch nicht im Dunkeln begegnen möchte. Finster genug wird es ohnehin wenig später in "Forever marred", einem gespenstischen Swamp-Blues-Ständchen vor rasselnder Standheizung – und erneut gebührt Cheng, Ruddell und Drummer Tom Leggett auch dafür Respekt, dass sie all diesen voluminösen Radau ohne Zuhilfenahme einer Gitarre hinbekommen haben. Vielleicht in weiser Voraussicht, denn am Ende wäre von der Sechssaitigen vermutlich nur ein qualmender Haufen Unrat übrig geblieben. "You were right", nörgelt Ruddell abschließend eingedenk des eingangs erwähnten Streitgesprächs, doch es bleibt dabei: Alles raus, was keine Miete zahlt. Mit "Clot" geht's umso schneller.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Glue
  • Efficiency
  • No ties
  • Forever marred

Tracklist

  1. Glue
  2. Efficiency
  3. Cede
  4. Mindfulness
  5. No ties
  6. Less is more
  7. Spanners & implements
  8. An eye
  9. Forever marred
  10. Yokohama
  11. You were right

Gesamtspielzeit: 37:04 min.

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Armin

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2020-09-29 19:49:48 Uhr - Newsbeitrag
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