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Sophia - Holding on / Letting go

Sophia- Holding on / Letting go

The Flower Shop / Cargo
VÖ: 25.09.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

You say goodbye / I say hello

Jetzt mal ganz ehrlich: Gibt es überhaupt etwas Besseres als Seefahrer-Romantik? Da schreibt sich die Leinwand-Liebesschnulze doch von ganz alleine. Ein raubeiniger und stets grummelnder Kapitän, der zwar mit dem Meer verheiratet, aber ja doch eigentlich sein Leben lang nur auf der Suche nach einem besonderen Menschen ist, für den er dauerhaft an Land anlegen würde. Sonnenuntergänge am Horizont, die das Wasser zum Glitzern bringen. Schaukelnde Wellen, ein sternklarer Himmel bei Nacht inmitten endloser Weite. Hach! Mit ihrem passend betitelten letzten Album "As we make our way (Unknown harbours)" von 2016 schufen Sophia quasi den Soundtrack zu dieser nautischen Lovestory. Vier Jahre später knüpfen sie glücklicherweise genau dort an, wo sie einst aufhörten.

Mit "Holding on / Letting go" verlässt das Kollektiv rund um Mastermind Robin Proper-Sheppard den eben noch heimischen Hafen nämlich wieder und setzt die Segel ins Ungewisse. Der Name ist Programm: Ganz so einfach fällt der erneute Aufbruch trotz allen Fernwehs nicht. Proper-Sheppard, irgendwie selbst so ein dauerhaft umherziehender Nomade, der bereits seit einiger Zeit mehr in Europa als in seiner US-amerikanischen Heimat lebt, trumpft hier abermals mit seiner größten Stärke auf: Zwischen Melancholie und Hoffnung schwanken die zehn Stücke, und selbst kraftvolleren Songs wie der Single "Undone. Again." oder sogar dem überraschend brachialen "We see you (Taking aim)" liegt eine gewisse Zerbrechlichkeit oder auch Sensibilität zugrunde.

Nein, ein Abschied für immer scheint das hier nicht zu sein. Zu warmherzig tönt das fantastische "Days", zu hartnäckig sträubt sich "Road song" trotz aller offensichtlichen Zeichen gegen das Aufgeben: "Why are we always our worst enemies? Aren't there better things for us to be fighting?" Fast schon eine Kunst für sich ist dieser innere Zwiespalt, die Sophia mittlerweile vollkommen für sich eingenommen haben und wegen der sich so mancher Fan wohl überhaupt erst in die Band verknallt hat. Das tröstet sogar über den nervigen Umstand hinweg, dass der Veröffentlichungstermin von "Holding on / Letting go" aufgrund der Coronavirus-Pandemie gleich zweifach verschoben werden musste.

Möglicherweise ist genau das aber auch ein klassischer Fall von Licht im Schatten: Eine Band für den Sommer waren Sophia wahrlich noch nie, dieses mittlerweile achte Album wurde jedoch förmlich für die dunkleren, kälteren Tage geboren. Nicht, weil es selbst unbedingt von dieser Beschaffenheit wäre, sondern vielmehr, weil es ein wenig Licht und Wärme spendet: "Alive" ist der vertonte Kuss am Bahnhof, der den Schmerz des Abschieds zu lindern versucht, "Avalon" der sehnsuchtsvolle Blick aus dem beschlagenen Fenster, die Umarmung am Ende eines langen Tages – und "Wait" schließlich der Abschluss eines Kapitels, das reuevolle Weitergehen, das endgültige Verwerfen der Suche nach der Antwort auf die quälende "Was wäre, wenn ..."-Frage. Auch so etwas gehört ja zum eigenen Wachstum und Reifeprozess dazu, ebenso wie die Tatsache, dass man sich manchmal eben auch von geliebten Menschen verabschieden muss. Das Gute daran? Auf ein "Tschüss" kann so manches Mal auch wieder ein "Hallo" folgen. Irgendwann.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Wait
  • Avalon
  • Days

Tracklist

  1. Strange attractor
  2. Undone. Again.
  3. Wait
  4. Alive
  5. Gathering the pieces
  6. Avalon
  7. Days
  8. Road song
  9. We see you (Taking aim)
  10. Prog rock arp (I know)

Gesamtspielzeit: 41:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2022-05-13 14:39:16 Uhr
Ich finde das Album ist wirklich ein Stück aus einem Guss. Das war nicht immer so. "Technology wont save us" hat auch tolle Songs, war aber irgendwie auch etwas unstimmming und wirkte zerfahren

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2022-05-13 11:43:07 Uhr
Das Album ist übrigens tatsächlich noch erheblich gewachsen. Dieser durchgehend breitwandige und doch verhuschte Sound macht das Album sehr homogen und stimmig. Das vielleicht geschlossenste Werk von Sophia seit den beiden ersten Platten. Sehr schön. Sehr unaufdringlich beim entspannten Zuhören. Und doch emotional tief.

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2022-05-13 07:58:03 Uhr
Sehr schönes Konzert (aber das ist ein Auftrritt der Band ja eigentlich immer)

Dennoch liefert die Band, mit der Robin Proper Sheppard seit 2016 musiziert, die bisher intensivesten und besten Live-Performancen ab. Bis zu 8 Musikern standen zuweilen ab der Bühne und Robin war in sehr guter Stimmung.

Ich hätte mir nur gewünscht, dass einige mehr Leute vor Ort gewesen wären. Seit Jahren geniesst die Band Kultstatus und viele Alben werden regelrecht abgefeiert, Doch wie es mit der Kunst oft so ist....live wollen es vielleicht gerade mal gut 100 Leutchen sehen.

Dennoch spielte die Band fast 2 Stunden, nutr der obligatorische Rausschmeisser "River song" fehlte dieses mal.

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2022-05-11 18:37:13 Uhr
Im Herbst ist er auch nochmal unterwegs,

hidden

Postings: 425

Registriert seit 22.07.2020

2022-05-11 18:36:28 Uhr
Nach etlichen Verschiebungen (ich meine: vier) bei mir auch nächste Woche endlich auch soweit.
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