0101 - 972 breakdowns (Original motion picture soundtrack)

RecordJet
VÖ: 21.08.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Western gen Osten
"Grenzen sind eine interessante Erfindung. Von Menschenhand in die Landschaft gezeichnet, lösen sie bei mir immer noch die Erwartung aus, dass dahinter alles anders ist." Im Film "972 breakdowns" werden einige Grenzen überschritten. Eine Gruppe von Künstlern fährt rund 43.000 Kilometer per Motorrad von Ostdeutschland in Richtung New York, quer durch Russland und Alaska. Natürlich nicht ohne Pannen oder zwischenmenschliche Hindernisse. Die eingangs zitierten Sätze finden sich auch auf dem begleitenden Soundtrack des Duos 0101, das musikalische Projekt des immerhin mit Doktortitel ausgestatteten Regisseurs Daniel von Rüdiger. Gemeinsam mit seinem Bandkollegen Stefan Carl hat er schon auf dem selbstbetitelten Debüt mit einem Genremix aus Progrock, Tribal Chants und Weltmusik bereits Grenzen überwunden. In zwei langen Tracks ging es sogar bis nach Papua-Neuguinea. Und auch die Stücke auf "972 breakdowns" interessieren sich nur wenig für Konventionen oder Schubladen.
Manche Tracks schwirren in gerade mal zehn oder 20 Sekunden vorbei, im Gegenzug dazu nimmt das eröffnende "Main theme" mehr als ein Drittel der Gesamtspielzeit ein. Hier erzeugen die beiden Deutschen direkt die vorherrschende Atmosphäre zwischen Roadtrip und Western, welche als verbindende Klammer über allen Stücken hängt. Nicht zuletzt wird sie noch verstärkt durch das allgegenwärtige Knattern von Rädern und Motoren, im gitarrenlastigen "The rooster" sogar mal als rhythmische Untermalung gewählt. Hier und da werden Monologe aus dem Film in die Kompositionen eingestreut. "Seit vier Tagen haben wir nichts mehr gegessen, nichts mehr Ordentliches. Nur Mehl, wir hatten noch Mehl", erzählt jemand im interessant betitelten "Suzanne Schweppchess", dessen fiepsige Gitarre ein zeterndes Motiv in den Schädel hämmert. Entsprechend staubtrocken fühlt man sich beim Hören.
So wechseln sich Ebbe und Flut musikalisch zwar ab, jedoch kann nicht mal der Zerrspiegel-Synthpop von "Irbit Untyp" der Stringenz von "972 breakdowns" etwas anhaben. Auch wenn Gastvokalistin Elisabeth Oertel "Flying through the open space" als Leitmotiv proklamiert, sind Motoröl und Lederkutte nie weit. Die vielen kurzen, meist sphärischen Interludes oder kleine Anleihen an den Großmeister Ennio Morricone tun ihr Übriges, um den Kitt bereitzustellen, der bis zur "Breakdown reprise" reicht, welche den Kreis zum epischen Opener schließt. Hier wird das Hauptmotiv mit einem folkigen Spin dargebracht, bis fast unbemerkt das Spiel lauter und energischer wird, um schließlich zu überhitzen. Wie die Maschine kurz vorm Exitus eben. Liegenbleiben werden die beiden Kreativköpfe aber auf mittelfristige Sicht wohl kaum.
Highlights
- Breakdown theme
- The rooster
- Decadenta L. Lindenhorn
Tracklist
- Breakdown theme
- Frankenstein
- Road of bones
- The rooster
- Tolbo Lake
- Decadenta L. Lindenhorn
- Megafloat
- Suzanne Schweppchess
- Transformer
- Dr. Knödler
- Irbit Untyp
- Kolyma
- Breakdown reprise
Gesamtspielzeit: 41:00 min.
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2020-09-22 19:48:58 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Qa'a; Omar Rodriguez-Lopez; Xiu Xiu; Collapse Under The Empire; 65daysofstatic; Pelagos; Mogwai; Explosions In The Sky; BOL; Alcest; Esben And The Witch; Animal Collective; Sigur Rós; Pink Floyd; MGMT; Sonic Youth; Radiohead; Thom Yorke; Jonny Greenwood; Colin Stetson; Grouper; Brian Eno; Aphex Twin; Fuck Buttons; Blanck Mass; Pfarmers; The Centurians; Link Wray & His Ray Men; Ennio Morricone
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