Yello - Point

Polydor / Universal
VÖ: 28.08.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Verrückt in die Zukunft
Boris Blank und Dieter Meier können es nicht lassen. Warum sollten sie auch? Das Prinzip Yello ist zeitlos. Zwei schräge Typen machen schräge Musik. Auch auf "Point", dem vierzehnten Album der Band. Und das klingt so, als wäre es gleichzeitig gestern, heute und morgen erschienen. Große Überraschungen bleiben aus, das fällt aber nicht negativ ins Gewicht, Blank hat schon lange seinen Sound gefunden. Und der ist einzigartig. Noch immer dominieren tanzbare Rhythmen, sogar der Saxophon-Sound aus "The race" feiert im Opener "Waba duba" ein Comeback. Was böse hätte schiefgehen können, wirkt erstaunlich sympathisch. Unverkrampft scharwenzelt der Track drauflos, dem Hörer bleibt nur frenetisches Arschwackeln übrig. Hier geht es um den Spaß an der Sache. Für verkopfte Experimente sind andere zuständig. Das Faszinierende bleibt allerdings, dass niemand wie Yello klingt. Meiers assoziative Texte bewegen sich weiterhin irgendwo zwischen Dada und Vernissage, während Blanks Beats außerhalb des Kommens und Gehens von Trends existieren.
Techniknerds kriegen bei den bis in die hinterste Ecke ausgeleuchteten Produktionen sowieso einen Orgasmus. Keine Frequenz bleibt ungenutzt. Die größte Stärke von "Point" ist seine Homogenität. Ein Rad greift ins andere. Überflüssiges gibt es nicht. So kommt beispielsweise "Out of sight" ohne Umschweife zum Wesentlichen, wer von der Hook keinen Ohrwurm bekommt, sollte beizeiten einen Arzt konsultieren. Auch unscheinbarere Tracks wie "Basic avenue" gefallen dank des konsequenten Songwritings. Minimalistische Motive, maximaler Erfolg. Freilich klingt so manches Drumsample nicht taufrisch, allerdings besteht genau darin der Reiz von Tracks wie "Spinning my mind". Vergangenheit wird Zukunft. Mais wird Popcorn, natürlich in der Pfanne. "Hot pan" erzählt die Geschichte von der Erstellung des beliebten Snacks und meint dabei bestimmt etwas ganz anderes. Verrückt, aber sexy. Apropos: Sollte es jemals ein Revival der "Pink panther"-Filme geben, muss dringend "Rush for Joe" als Soundtrack verwendet werden.
Nur einmal wird es etwas düsterer, nämlich im abschließenden "Siren singing". Zu jazzigen Akkorden verlieren sich Yello in trippigen Sphären. Blanks Sounddesign lebt von der Liebe zum Detail. "Arthur Spark" erinnert hingegen in seiner Unterkühltheit ein wenig an Kraftwerk, es macht großen Spaß, beim Hören die verschiedenen Klangschichten zu erkunden. Synthies und Gitarren, Gesang und allerhand Gewaber überlagern und umgarnen sich, ohne dass dabei jemals zu viel oder zu wenig passiert. Das ist große Kunst. Meiers Stimme nimmt dabei eine Sonderrolle ein. Mal effektbeladen, mal clean raunt sie dem Hörer Geschichten ohne Anfang und Ende ins Ohr. Und der bekommt vom Feeling her ein gutes Gefühl. Letzten Endes liegt hier auch das Geheimnis von Yello. Zwei schräge Typen machen schräge Musik, die jedem gefallen kann. Alt ist man erst, wenn man keine Lust mehr auf Neues hat. Folgt man dieser Logik, sind Yello gerade volljährig geworden.
Highlights
- Waba duba
- Out of sight
- Hot pan
- Siren singing (feat. Fifi Rong)
Tracklist
- Waba duba
- The vanishing of Peter Strong
- Way down
- Out of sight
- Arthur Spark
- Big boy's blues
- Basic avenue
- Core shift
- Spinning my mind
- Hot pan
- Rush for Joe
- Siren singing (feat. Fifi Rong)
Gesamtspielzeit: 39:25 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34450 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-09-16 16:02:35 Uhr
Diese Band ist so herrlich weird. |
musie Postings: 4055 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-09-16 08:17:57 Uhr
Muss ich mir dick hinter die Ohren schreiben, dass ich diese Rezension beim Jahrespoll zur besten des Jahres küre. Dieser Text wird den beiden Herren gerecht. Das Album ist derart Yello-typisch, aber trotzdem nicht langweilig oder antiquiert. Einmalig! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28278 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-09-15 21:21:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
kingbritt Postings: 5183 Registriert seit 31.08.2016 |
2020-09-09 15:02:57 Uhr
. . . kurz quergehört. Ich weiß ja nicht. Dieter Meier und Boris Blank 14.tes Album erst/schon. Die letzten Alben klingen von der Mache ziemlich gleich. Das Album mit Sängerin Malia fand ich ganz ok. |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3792 Registriert seit 12.12.2013 |
2020-09-01 19:33:18 Uhr
Review gibt im Laufe der nächsten Wochen! |
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Referenzen
Dieter Meier; Malia & Boris Blank; Carlos Perón; The Art Of Noise; Thomas Dolby; Tone Band; Laid Back; Barry Adamson; Laurie Anderson; The Residents; Blue Man Group; Tuxedomoon; Blaine L. Reininger; Leonard Cohen; Tom Waits; Fiji Condo Chief; Fila Brazillia; 4Hero; Thievery Corporation; Massive Attack; Morcheeba; Skye & Ross; Nightmares On Wax; Kruder & Dorfmeister; Sofa Surfers; Tanga; Cinematic Orchestra; Jazzanova; Jimi Tenor; Beanfield; Four Tet; Moby; Röyksopp; Pet Shop Boys; Sparks; Kraftwerk; Karl Bartos; Yellow Magic Orchestra; Ryuichi Sakamoto; Orbital; Komputer; Fortran 5; I Start Counting; Elecktroids; Tähtiportti; Fraktus; Talking Heads; Shriekback; Oingo Boingo; Gary Numan; Klaus Nomi; The Associates; The Buggles; Jean Michel Jarre; Vangelis; William Orbit; David Holmes; David Arnold; Fifi Rong; Heidi Happy; Nils Petter Molvær; Till Brönner
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