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A. G. Cook - 7G

A. G. Cook- 7G

PC Music
VÖ: 12.08.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

The shape of pop to come

Nach offiziellen Maßstäben müsste man "7G" als A. G. Cooks Debütalbum bezeichnen, aber dann ist es ganz bestimmt kein normales Debüt. Zum einen ist der 30-jährige Produzent aus London schon seit 2013 als Gründer von "PC Music" aktiv, ein Label, das durch die Zusammenarbeit mit Sophie oder Bladee zu den angesagtesten der derzeitigen Musiklandschaft gehört. Zum anderen ist "Album" echt nicht mehr die passende Bezeichnung für diesen mehr als zweieinhalbstündigen Brocken. "7G" setzt sich aus insgesamt 49 Tracks zusammen, die ziemlich viele Genres von Bubblegum Bass bis Indie Rock abdecken. Der Reiz dabei ist, dass man all diese unterschiedlichen Einflüsse hintereinander und teilweise auch nebeneinander auf dem gleichen Track hören kann. "7G" ist nicht wirklich die Art Tonträger, die man sich in Ruhe und am Stück anhört. Stattdessen ist es in sieben Minialben unterteilt – "A. G. Drums", "A. G. Piano", "A. G. Extreme vocals" usw. – deren Überschriften bereits grob auf den Sound der jeweiligen Songs hindeuten. Viel eher kommt dabei eine große Kunstaustellung heraus, unter dem Thema: Was ist im Jahr 2020 alles Popmusik? Und wie im Museum, bleibt man auch hier lieber bei ein paar Tracks etwas länger stehen und überspringt dafür einige andere Räume, die einen nicht so interessieren.

Eine Seite wie Plattentests.de ("Tonträger-Rezensionen aus den Bereichen Rock und Independent") interessiert sich natürlich auch für die Frage, wie A. G. Cook Rock-Elemente in seine Musik einbaut. Doch auch objektiv betrachtet ist die Kreuzung zwischen Rock und Electro eines der Hauptthemen von "7G". Auf dem Minialbum "A. G. Guitar" gibt es dafür einige richtig gute Beispiele. "Gold leaf" erinnert zunächst an 100 Gecs Pop-Punk-Song "Stupid horse" aus dem vergangenen Jahr, die Gitarren klingen jedoch wesentlich ernsthafter und nicht so ironisch, eher Richtung Dream Pop und Shoegaze. Das folgende "Being harsh" ist zunächst nur ein kleiner Indie-Folk-Song, der jedem Fan von Bon Iver gefallen sollte. Nach einem Break in der Mitte wird dann aber noch ein dezentes weißes Gitarrenrauschen hinzugefügt, das sich einiges von Sweet Trips Gitarrenwänden auf "Velocity:Design:Comfort" abgeschaut hat und die beruhigende Grundstimmung des Songs nochmal verstärkt. Ein drittes Gitarren-Highlight ist "Superstar", ein dem Songtitel entsprechend perfekter Popsong, der eigentlich schon 2016 als Single veröffentlicht wurde, hier nun jedoch in einer reduzierten Akustikversion zu hören ist.

Auffällig ist, wie "7G" bewusst den Blick in die Vergangenheit richtet, vor allem wenn man bedenkt, dass Cooks Label ja als Aushängeschild der neuen und zeitgenössischen Musik gilt. Der Musiktheoretiker Simon Reynolds hat diesem Phänomen schon Ende der Nullerjahre den Namen "Retromania" gegeben, und A. G. Cook macht nicht den Fehler, diese Tendenzen totzuschweigen, sondern er spricht sie offen mit seiner Musik an. Auf "2021" heißt es passend: "Everything you do / It's been done before / Everything you say / Yeah you said that yesterday." Außerdem gibt es einen Haufen Coversongs auf dem Album. Eines von vielen Highlights ist das Cover von The Cars' "Magic" aus dem Jahr 1984, bei Cook heißt das Lied "Car keys" und kommt ohne echten Gesang aus. Auch The Smashing Pumpkins' "Today" und Blurs "Beetlebum" sind äußerst interessant zu hören.

Nicht jede Songidee ist für jeden Hörer gleich spannend, aber A. G. Cook hat einfach zu viele brillante Einfälle und zu viel Ahnung von der Musikgeschichte, als dass man nicht über fast jeden Track etwas Interessantes sagen könnte. Dass man bei all den unterschiedlichen Referenzen trotzdem eine das Album durchziehende, PC-Music-typische, optimistische Grundstimmung ausmachen kann, ist wohl der größte Verdienst des Produzenten und bewahrt "7G" vor einem unaufgeräumten Durcheinander. A. G. Cooks Gesang klingt immer euphorisch, hymnisch und positiv, und in den allermeisten Fällen wird das auch von der Produktion so untermalt, egal welche Instrumente und Sounds gerade vermischt werden. Klar gibt es auch Stücke, die etwas melancholischer und ruhiger sind, diese werden dann aber von umso ermutigenderen Lyrics begleitet. Wenn es eine Sache gibt, die man auf "7G" nicht findet, dann ist es die ganze Sphäre an negativer Musik. Einen traurigen Blues-Klassiker genauso wenig wie einen düsteren Gangster- oder Emo-Rapper und auch kein Joy-Division-Cover. Vielleicht ja dann beim nächsten Mal.

(Theo Flint)

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Highlights

  • A-Z
  • Gold leaf
  • Being harsh
  • Undying
  • Dust
  • 2021
  • Alright

Tracklist

  • Part 1
    1. A-Z
    2. Acid angel
    3. H2O
    4. Drum solo
    5. No crush
    6. Gemstone break
    7. Silver
  • Part 2
    1. Gold leaf
    2. Being harsh
    3. Undying
    4. Drink blood
    5. Lil song
    6. Beetlebum
    7. Superstar
  • Part 3
    1. Mad Max
    2. Illuminated biker gang
    3. Soft landing
    4. Overheim
    5. DJ every night
    6. Car keys
    7. Dust
  • Part 4
    1. Oracle
    2. Note velocity
    3. Windows
    4. Feeling
    5. Waldhammer
    6. Polyphloisboisterous
    7. Anything could happen
  • Part 5
    1. Behind glass
    2. Oohu
    3. The best day
    4. Triptych demon
    5. Official
    6. Crimson
    7. Life speed
  • Part 6
    1. Could it be
    2. The end has no end
    3. No yeah
    4. Green beauty
    5. Unreal
    6. 2021
    7. Hold on
  • Part 7
    1. Today
    2. Chandelier
    3. Idyll
    4. Show me what
    5. Somers tape
    6. Crimson and clover
    7. Alright

Gesamtspielzeit: 159:21 min.

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