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Disclosure - Energy

Disclosure- Energy

Island / Universal
VÖ: 28.08.2020

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Get lau in da club

Oh, wie sie verglühen! Disclosure scheinen schon abgestempelt zu sein als einer dieser Fälle, bei denen der Interpret dem Debütwerk eine Karriere lang hinterherläuft. Das fulminante "Settle" traf den Zeitgeist-Nerv und fand gleichzeitig einen selbstständig artikulierten Sound sowie eine einprägsame Ästhetik – die kreideumrandeten Gesichtszüge verbindet man seit jeher mit dem Brüderpaar Guy und Howard Lawrence. Wer ein dermaßen lahmes "Caracal" nachschiebt, darf sich aber nicht wundern, wenn die Musikszene schadenfroh die "One album wonder"-Transparente vorsorglich entstaubt. Was die zwischenzeitliche EP "Ecstasy" andeutete, wird mit dem dritten Longplayer "Energy" Gewissheit: Disclosure können sich doch weiterentwickeln – die vermehrten Weltmusik-Einflüsse und Rap-Anleihen sprechen eine deutliche Sprache. Leider auch sicher: "Settle" bleibt weiterhin in einsamer Ferne.

Dabei macht "Energy" in der ersten Hälfte so viel richtig. Mit Kelis in einem Dancefloor-Track geht ohnehin selten was schief, hier stellt "Watch your step" aber nur das Aufwärmprogramm dar. "Lavender" legt eine Schippe Schwung drauf, der kalifornische Newcomer Channel Tres säuselt mit tiefer Raspelstimme Dinge wie "Come closer, baby / I need you in my life", während der Beat allein die Füße über den Boden schiebt. Ein leicht träumerisches "Who knew?" kontrastiert ideal das schwitzige Rapduell "My high", das mit Aminé und Slowthai beide Seiten des Atlantiks auf engem Raum zusammenbringt. Geografisch exotischer wird es beim Gastspiel von Fatoumata Diawara, die den Namen ihres Heimatlandes mit dem äußerst einprägsamen Chant von "Douha (Mali Mali)" im Ohr festsetzt. Damit wäre das Ding eigentlich eingetütet. Welche guten Geister die beiden Engländer aber danach verlassen haben, ist unklar.

Deplatzierte Chillout- oder Soul-Interludes, die den Drive völlig herausnehmen, stehen neben wenig gelungenen Experimenten – oder völlig nervtötenden Kröten wie dem Titeltrack. Hier darf zwar der Motivationsspezialist Eric Thomas nach "When a fire starts to burn" noch ein paar mehr Zeilen ins Mikro rufen – "Where your focus flows, your energy goes", hallo, Kalenderspruch –, der "Samba de Janeiro"-Gedächtnis-Trillerpfeifen-Techno geht aber einfach tierisch auf den Geist. "Ce n'est pas" ist zwar eine willkommene Abwechslung, mit sechs Minuten gerät der abgedunkelte, französischsprachige Ruhepol allerdings viel zu lang. Und Kehlani, die normalerweise für Qualität steht, bekommt mit "Birthday" ein absolut vergessenswertes Feature, bevor Common das kurze Abschlussstück "Reverie" esoterisch zerschwafeln darf. Wo zum Teufel ist die "Energy" vom Albumanfang hin?

Es scheint so, als wollten Disclosure mehr als nur einen Banger nach dem anderen platzieren und so etwas wie einen umspannenden Bogen schaffen – scheitern dabei aber am eigenen Anspruch und entfernen sich mit zunehmender Spielzeit von dem, was sie eigentlich mal so groß gemacht hat. Dabei zeigt "Energy" gute neue Ansätze auf, die leider aber nur auf einer Hälfte zu Ende gedacht wurden. Das macht die Platte sympathischer und auch etwas besser als das völlig öde "Caracal", das Thermometer bleibt unterm Strich aber auch nur bei lauwarm stehen. "When a fire starts to burn, right, and it starts to spread / She gon' bring that attitude home / Don't wanna do nothing what they like", so sprach Thomas es auf dem Debüt immer und immer wieder im Opener. Das Flamme flackert weiterhin schwächelnd und Disclosure fahren mit der Strategie, sich nicht an Erwartungen zu orientieren, leider nicht arg brillant.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • My high (feat. Aminé & Slowthai)
  • Who knew? (feat. Mick Jenkins)
  • Douha (Mali Mali) (feat. Fatoumata Diawara)

Tracklist

  1. Watch your step (feat. Kelis)
  2. Lavender (feat. Channel Tres)
  3. My high (feat. Aminé & Slowthai)
  4. Who knew? (feat. Mick Jenkins)
  5. Douha (Mali Mali) (feat. Fatoumata Diawara)
  6. Fractal (Interlude)
  7. Ce n'est pas (feat. Blick Bassy)
  8. Energy
  9. Thinking 'bout you (Interlude)
  10. Birthday (feat. Kehlani & Syd)
  11. Reverie (feat. Common)

Gesamtspielzeit: 43:09 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-08-30 19:29:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2020-08-25 11:51:56 Uhr - Newsbeitrag
Zwei neue Tracks mittlerweile noch:



Stephan

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Registriert seit 11.06.2013

2020-05-21 21:41:08 Uhr - Newsbeitrag
28. August 2020



Stephan

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Registriert seit 11.06.2013

2018-08-23 21:42:37 Uhr - Newsbeitrag
Vier neue Tracks gibt es schon mal







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