Whitney - Candid
Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 14.08.2020
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Quer durch den Gemüsegarten
Keine ganz neue Erkenntnis: Whitney stehen mit ihrem zurückgelehnten Indie-Pop ja schon per se eher fürs gepflegte Easy Listening. Auf ihren ersten beiden regulären Studioalben "Light upon the lake" und "Forever turned around" hat das ja auch mächtig-prächtig funktioniert. Und live tritt die Band aus Chicago ohnehin nochmal etwas wuchtiger auf. Nun erscheint mit "Candid" eine neue Platte der Gruppe, wobei es sich jedoch um ein reines Coveralbum handelt. Und das ist ja für sich genommen schon immer so eine spezielle Sache. Welche Songs wählt man für ein solches Vorhaben aus? Wie gut fügen sich die interpretierten Stücke in die eigene Stilistik? Erhalten die gecoverten Songs einen Mehrwert, eine neue, bislang ungeahnte Ebene? Bei anderen Bands ging in der Vergangenheit der Schuss oftmals nach hinten los. Fragen Sie mal beim Kollegen Heinecker nach, der sich vor einiger Zeit mit den streitbaren Cover-Ergüssen von Weezer herumschlagen musste.
Nun versuchen sich also auch die rundherum entspannten Whitney an einem solchen Vorhaben: Aber nein, sie covern nicht den unkaputtbaren Toto-Klassiker "Africa". Und auch sonst ist ihre Auswahl etwas dezenter, wenngleich sie sich mit "Take me home, country roads" an einem Song versuchen, der durch diverse schlimme Vergurkungen wirklich nicht mehr zu retten ist. Da hilft dann auch Katie Crutchfield von Waxahatchee nicht mehr viel, die hier als Gastvokalistin mit an Bord ist. Grüße an dieser Stelle an die Hermes House Band! Doch abseits dieses durchgenudelten Gassenhauers geben Whitney mit "Candid" einen aufschlussreichen Einblick in ihre musikalische Sozialisation, die offensichtlich quer durch den Genre-Gemüsegarten führt. Im Opener "Bank head" covern sie beispielsweise die R'n'B-Querdenkerin Kelela: Aus ihrem stampfenden Future-R'n'B extrahieren Whitney zwar den vorwärtstreibenden Puls, doch die einst dystopische Stimmung wird hier gebrochen, die Nummer in sehnsuchtsvolle Americana überführt. Nah am Original bleibt die Gruppe um Julien Ehrlich und Max Kakacek in dieser Angelegenheit jedenfalls nicht.
Bei anderen Stücken sieht die Sache schon etwas anders aus: "A.M. AM", im Original von Damien Jurado, erinnert schon deutlicher an die Ursprungsfassung und das oben bereits erwähnte "Take me home, country roads" macht auch nicht gerade besondere Verrenkungen, um von der John-Denver-Fassung abzulenken. Einen Innovationspreis gibt es für derlei Interpretationen dann letztlich sicherlich nicht. Manchmal geht die ursprüngliche Intensität eines Stückes flöten, wie bei Moondogs "High on a rocky ledge", das aufgrund der anderen Stimmfarbe im Falle von Whitney etwas flacher wirkt als das raue, urwüchsige Original. Auf der anderen Seite der Medaille stehen gelungenere Nummern: "Strange overtones", einst von Brian Eno und David Byrne erdacht und komponiert, gewinnt in der Whitney-Variation ein ungeahnt sonniges Gemüt. Ein tolles Stück also, sowohl in der Ursprungsfassung wie auch hier. Die illustre Auswahl der Songs wirkt aber wohl etwas spannender, als es das Resultat letzten Endes dann ist. Für den gemütlichen Ausklang eines langen Sommertags kommt die Platte aber gerade recht.
Highlights
- Something happen
- Strange overtones
Tracklist
- Bank head
- A.M. AM
- Take me home, country roads (feat. Waxahatchee)
- High on a rocky ledge
- Something happen
- Strange overtones
- Hammond song
- Crying, laughing, loving, lying
- Rain
- Rainbows and ridges
Gesamtspielzeit: 33:20 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3930 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-08-16 21:34:39 Uhr
so gern ich die Band mochte - und das Konzert im letzten Herbst gut fand - so schlimm finde ich einzelne Coverversionen dieses Albums. vielleicht müsste man ein paar Wochen an die Westküste von LA um das zu verstehen... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-08-16 21:02:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-07-15 20:21:01 Uhr - Newsbeitrag
Auf ihr gefeiertes zweites Album „Forever Turned Around” folgend, haben WHITNEY ihr zehn Stücke umfassendes Coveralbum „Candid” angekündigt - eine beeindruckende Kollektion für die die Band ihre Lieblingssongs von KünstlerInnen wie KELELA, SWV (SISTERS WITH VOICES), DAVID BYRNE & BRIAN ENO und JOHN DENVER interpretiert hat und sich damit durchaus aus ihrer musikalischen Komfortzone herausbewegt. „Candid” erscheint sowohl digital als auch als physischer Tonträger bereits am 14. August via Secretly Canadian. Die heutige Albumankündigung wird durch die Veröffentlichung der Coverversion der 1979er-THE ROCHES-Single „Hammond Song” komplett und folgt nur wenige Wochen auf die Veröffentlichung der beiden Stücke „Take Me Home, Country Roads” (feat. WAXAHATCHEE) und „Rain”, die ebenfalls auf dem Coveralbum enthalten sind. Über die Idee zum Coveralbum und die Single „Hammond Song” verrät Drummer und Sänger Julien Ehrlich: "This could've been as simple as saying we really love these songs and we love our bandmates and making a covers record just felt right but it truly became an exploration into how we can evolve as a band going forward. We both discovered 'Hammond Song' because Chris Coady sent it to us years ago as a reference for recording when we were making the last Smith Westerns record. It became a song that was always around for us and then we showed it to the rest of the band. This cover is the longest Whitney recording ever and pretty much everything you hear on it is totally live, save for the horns and the slide solo. For a five minute song, if you mess up one part you have to do the whole thing live all over again.” Tracklist „Candid”: 1. Bank Head 2. A.M. A.M 3. Take Me Home, Country Roads (Ft. Waxahatchee) 4. High on a Rocky Ledge 5. Something Happen 6. Strange Overtones 7. Hammond Song 8. Crying, Laughing, Loving, Lying 9. Rain 10. Rainbows and Ridges |
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Referenzen
Unknown Mortal Orchestra; Smith Westerns; Mac DeMarco; Makeout Videotape; Real Estate; Ducktails; Martin Courtney; Foxygen; Alex Calder; Alex G; Amen Dunes; Tame Impala; Girls; Christopher Owens; DIIV; Yo La Tengo; Kurt Vile; Deerhunter; Lotus Plaza; Atlas Sound; Fleet Foxes; Matthew E. White; Kings Of Convenience; Bon Iver; Wild Nothing; Lambchop; Orange Juice; Brian Wilson; The Beach Boys; The Beatles
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