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No Joy - Motherhood

No Joy- Motherhood

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 21.08.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Alleinerziehend, auf der Suche

Trennungen wiegen schwer: Oft sind sie traurig, manchmal aber auch notwendig. Im besten Fall geht es allen Beteiligten danach stetig besser, jeder lebt sein Leben und irgendwann versteht man sich wieder prima. Klappt natürlich nicht immer. So manche Trennung versteht man als Außenstehender dann auch so gar nicht. Die mochten sich doch immer? Die waren ein perfektes Team! Aber am Ende kann man natürlich nicht sehen, was auf der anderen Seite der verschlossenen Tür wirklich passiert. Was auch immer zwischen Jasamine White-Gluz und Laura Lloyd geschehen ist, den beiden Gründerinnen von No Joy, bleibt dementsprechend ein Rätsel. Und nicht nur das: Diese Trennung fand derart im Privaten statt, dass man selbst anhand der Pressemitteilung zum neuen Album "Motherhood" nur erahnen kann, dass sie wirklich vollzogen wurde. Kein Wort über Lloyd. No Joy, das liest sich jedoch deutlich heraus, ist nun ein Solo-Projekt.

Durch akribische Detektivarbeit – also etwa einminütiges Stalking der Twitter-Page von Lloyd – findet man immerhin einen kleinen Hinweis: "No longer a rocker in the band no joy, I retired after years of being bad at it." Na denn. Mach's gut, Laura! "Motherhood" erscheint also als Baby von White-Gluz als alleinerziehende Mama. Immerhin gab es Hilfe von außen, unter anderem etwa von Jorge Elbrecht und Chris Walla. Und wie das eben immer so ist, wenn ein Kind von einer Gruppe von Leuten großgezogen wird: Da kommen allerlei verschiedene Einflüsse zusammen. "Motherhood" ist dementsprechend nicht unbedingt No Joys kohärentestes Album und wohl auch nicht das beste. Ein paar tolle Augenblicke hat es aber allemal parat.

Einer der großartigsten dieser Momente ist gleichzeitig auch einer der überraschendsten: In "Dream rats" teilt sich White-Gluz das Mikrofon zum ersten Mal mit ihrer Schwester Alissa, die sonst als Leadsängerin der schwedischen Death-Metal-Band Arch Enemy auf sich aufmerksam macht. Die Mischung aus dem Brachialen auf der einen und dem regelrecht Betörenden auf der anderen Seite wirkt zunächst wie eine Art Fiebertraum, entwickelt mit jedem weiteren Hördurchgang aber einen heftigen Sog, aus dem es kein Entkommen gibt. Ein nicht ganz so geglücktes Experiment ist das dennoch durchaus charmante "Four", das mit TripHop-Anleihen zu überzeugen versucht, mit seinem Noise-Ausbruch letzten Endes aber viel schneller ins Schwarze trifft.

Nach einer Trennung sortiert man sich ja oft neu und entdeckt in sich das dringende Verlangen, unbedingt neue Dinge ausprobieren zu wollen. Insofern überrascht es kaum, dass sich "Motherhood" auf kein Genre oder gar nur auf einen bestimmten Stil festlegen möchte. Für den reinen Hörgenuss ist das nicht immer ganz einfach: Wenn der ätherische Alternative-Pop von "Why mothers die" direkt auf die nun wirklich gewöhnungsbedürftie Synthie-Pop-Hupfdohle "Ageless" folgt, hat das schon etwas von einem markanten Kulturschock. Ebenso geht dem Album kurz vor Schluss die Luft aus – da nämlich wirkt das Dreiergespann aus "Signal lights", "Fish" und "Primal curse" trotz Stromgitarreneinsatzes zu verhuscht, um einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Mit "Kidder" bekommt White-Gluz dann doch noch die Kurve, wenngleich man sich schon nach solchen Final-Highlights wie "Judith", "Uhy yuoi yoi" und "Ghost blonde" von den drei Vorgängern sehnt. Es ist, wie es ist: Trennungen sind oft scheiße, aber manchmal notwendig – und aller (Neu-)Anfang ist schwer.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Birthmark
  • Dream rats
  • Kidder

Tracklist

  1. Birthmark
  2. Dream rats
  3. Nothing will hurt
  4. Four
  5. Ageless
  6. Why mothers die
  7. Happy bleeding
  8. Signal lights
  9. Fish
  10. Primal curse
  11. Kidder

Gesamtspielzeit: 41:42 min.

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User Beitrag

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2020-08-20 16:12:59 Uhr
Wurde scheinbar aussortiert.

ExplodingHead

Postings: 1193

Registriert seit 18.09.2018

2020-08-20 16:11:12 Uhr
BTW, warum ist von Sonic Boom hier nix rezensiert, der hat doch auch ne neue am Start. Passt doch grundsätzlich in Euer Beuteschema...

ExplodingHead

Postings: 1193

Registriert seit 18.09.2018

2020-08-20 16:01:10 Uhr
Ach, deshalb fand ich die EP für Sonic-Boom-Verhältnisse so schwach... ;-)

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2020-08-20 15:48:32 Uhr
Mit Sonic Boom gab es mal eine gemeinsame EP. Das ist aber nicht "sein" Projekt.

ExplodingHead

Postings: 1193

Registriert seit 18.09.2018

2020-08-20 15:38:47 Uhr
Ich dachte, hier gehts um das Sonic-Boom-Projekt "No Joy"... so langsam wirds wohl eng mit den Bandnamen.
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