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Less Bells - Mourning jewelry

Less Bells- Mourning jewelry

Kranky / Cargo
VÖ: 21.08.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ur-Omas Perlenkette

"Mourning jewelry", was ist das nun schon wieder? Laut der Komponistin und Violinistin Julie Carpenter, treibende Kraft hinter dem Projekt Less Bells, sind dies Schmuckstücke, die man im Gedenken an Verstorbene trägt. Diese waren dann auch Anker- und Ausgangspunkt für ihr neues Album. Die Trauer, aber eben auch das liebevolle Angedenken, sowie die Rückbesinnung prägen also diese Musik. Naheliegend, dass sich diese im Bereich Ambient wiederfindet. Doch statt verblassende Klangfolgen, eine verwaschene Reise in die Metaphysik anzubieten, gestaltet Carpenter die sieben Stücke auf "Mourning jewelry" erstaunlich lebhaft und partiell diesseitig.

Nun ist der Einsatz von Chören, die ihre Melodien ohne konkrete Wörter vortragen, im Ambient nichts Ungewöhnliches. Doch findet man im Auftakt "Brooch" eben einen Chor, der sich jeder sakralen Süßheit verstellt. Die Töne haben eher etwas Enervierendes, wie der Stachel einer Erinnerung, dass noch etwas Wichtiges zu erledigen ist oder etwas oder jemand nicht vergessen werden darf. Dies sind Punkte, wo in der weit gefassten Instrumentierung, die scheinbar endlose Landschaften abdeckt, recht konkrete Manifestationen von Lebendigkeit auftauchen, ein reizvolles Nebeneinander. Dabei lässt Carpenter wie erwähnt ihren Songs viel Auslauf, Drones können minutenlang über der flimmernden Erde stehen, leichte melodische Verschiebungen sorgen für dezenten Wandel.

Und doch: Konkret ausgeführte Melodien finden hier auch ihren Platz. Dabei werden Instrumente verwendet, die man gerne mit Americana und Western-Atmosphäre verbindet. Die Violine in "Fiery wings" atmet den morgendlichen Dunst über einer Western-Prärie, ein dezentes Klavier sprudelt seine Töne versonnen hervor, bis die bereits angesprochene Violine sich zu einem markanten, nostalgischen Motiv aufschwingt. Es folgt erneut ein Chor, der die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits verwischt. Dabei ist immer wieder festzustellen, wie behutsam die Übergänge und Transformationen bewerkstelligt werden. Im Verlaufe eines Stückes werden zahlreiche Stimmungen abgedeckt, doch fließen diese fast unmerklich und flüssig ineinander über.

Das mit üppigem Reverb ausgestattete Banjo in "Queen of crickets" vermittelt dabei eine Direktheit und klare Erscheinung, wie sie in diesem Genre nicht alltäglich ist. Und dennoch ist dieses Album auch typisch. Die mäandernden Melodieverläufe entheben den Hörer aus dem Hier und Jetzt in eine zeitenlose Schwebe. Es wabert und fließt in selbstvergessener Trägheit dahin. Doch gibt es eben jene Verweise ins Konkrete. So werden in "The fang" die Saiten fast schon mit metallischer Schroffheit gespielt. Dieses Wechselspiel aus Materie und Vergeistigung macht dann auch die Spannung und den Reiz von "Mourning jewelry" aus. Man driftet schon in außerweltlichen Sphären, wenn einen die teils markant gespielten Instrumente auf die Erde zurück holen, lebendiges Gedenken.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Fiery wings
  • Queen of crickets
  • The fang

Tracklist

  1. Brooch
  2. Fiery wings
  3. The gates
  4. Queen of crickets
  5. The fault
  6. Plait
  7. The fang

Gesamtspielzeit: 40:17 min.

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Armin

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2020-08-09 22:09:02 Uhr - Newsbeitrag
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