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Biffy Clyro - A celebration of endings

Biffy Clyro- A celebration of endings

14th Floor / Warner
VÖ: 14.08.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dennoch deswegen

"Who knows where we're going?!", fragt Simon Neil energisch, und man kann seinen leicht vorwurfsvollen Blick erahnen. Sowas wie ein "Hey, was wollt Ihr?! Alles entwickelt sich, nichts bleibt stehen. Auch wir sind ein Teil davon." Ein Fingerzeig an jene, die den Weg seiner übergroß gewordenen Band nicht mehr mitgehen wollen? Der einstigen Liebhaber-Band, von deren dampflärmender Unberechenbarkeit kaum mehr etwas übrig ist? "Ellipsis" zumindest ist rückblickend das schwächste Biffy-Clyro-Album, denn die im Normalfall vor Ideen nur so sprudelnde Kapelle bot hier nicht nur ungewöhnlich viele halbgare Kompositionen, den Songs fehlte auch der Biss.

"You can take it or leave it" ergänzen Biffy Clyro schlicht und klar und widmen sich im kraftvollen Opener "North of no south" ansonsten einem simplen, aber cleveren Gitarrenriff und einem absolut entkrampften Refrain. Ein Auftakt, der nach dem mit ansehnlichem Gitarren-Punch sowie zackiger Dramatrugie punktenden "End of" viel mehr Hoffnung auf Besserung macht, als der nervtötende 80s-Stadion-Pomp "Instant history" als Vorbote androhte. Eine Einordnung fällt schwer, aber so viel ist klar: Nach dem überraschend gelungenen Soundtrack "Balance, not symmetry", der neben aller Pop-Seligkeit vor allem Ideen, Melodien und Biss im Stile von Biffys B-Seiten-Tradition lieferte, erfindet das neunte Studioalbum der Schotten erst einmal nur wenig neu, ist aber dennoch oder gerade deswegen eine unaufgeregte und feine Angelegenheit geworden.

War "Ellipsis" der Versuch des großen Pop-Entwurfs im Biffy-Kosmos, so hätte man mit dem Soundentwurf von "A celebration of endings" als Nachfolger des doppelten Streiches "Opposites" wohl besser leben können, denn auch die Single "Tiny indoor fireworks" ist ein Stadion-Rocker, der trotz seiner "Oh"s und "Ah"s unterm Stricht klargeht. "The champ" flirtet mit den 80s-infizierten Pop-Hits von Muse, geizt neben dem kleinen Drama nicht mit Melodie und packender Bridge. Bevor "Weird leisure" als echter Biffy-Clyro-Hit bekannte Trademarks bringt und –auch wegen des feinen Twists – an Zeiten erinnert, in denen das Trio hintenraus seine Kompositionen mit Vorliebe selbst zerstörte.

"A celebration of endings" ist nachdenklich – vor allem textlich. Wer will es den Schotten verdenken, angesichts des Brexit-Fiaskos vor der Haustür und anderen Entwicklungen in der Welt, die man bloß noch mit dem Hand-vors-Gesicht-Smiley kommentieren kann. Man will aber auch, wie Neil meint, "das Schlechte hinter sich lassen", einen Aufbruch initiieren, der darauf hinzielt, "die Kontrolle zurückzugewinnen". "The pink limit" trägt diese Stimmung, ist ein eigentlich unspektakülärer und dennoch toller, weil atmosphärischer Rocker. "Worst type of best possible" hält inmitten seiner Melancholie die Hoffnung hoch – und ist gerade deswegen so angenehm. Dies gilt beinahe auch für die Kitsch-Ballade "Space": Wer sich bei Erstkontakt der schmonzettigen Breitseite des Stücks entziehen kann, wird dem Ohrwurm nicht entkommen, der am Ende auf einem wehmütigen Gitarren-Sockel thront.

Ja, der Pomp, der Pop, die Powerchords, das alles gehört zur Band. Nein, Biffy Clyro klingen nicht (und werden auch in Zukunft nicht mehr klingen) wie anno 2004, wenngleich der episch angelegte, mit Geschrei und Streicher-Teppich verzierte Closer "Cop syrup" durchaus Elemente des Sounds von einst trägt. Pures Erfolgsstreben kann man den Schotten aber selbst mit böswillíger Absicht kaum unterstellen. Wer während der Shutdown-Wochen mitbekommen hat, wie hingabevoll Neil beinahe jede Woche mit Gitarre vor der Kamera in seinem Haus saß und für die pandemisch Vereinsamten via Social Media einen Wunsch-Song nach dem anderen klampfte, lauschte einem Musiker – und keiner bloßen Rockstar-Hülle. An der mitunter hitzigen Diskussion jedenfalls, ob Biffy Clyro bloß noch Füller für zwischendrin liefern oder noch immer die Erfüllung fürs Ohr sind, wird "A celebration of endings" jedoch eher wenig ändern.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • North of no south
  • Weird leisure
  • End of
  • The pink limit

Tracklist

  1. North of no south
  2. The champ
  3. Weird leisure
  4. Tiny indoor fireworks
  5. Worst type of best possible
  6. Space
  7. End of
  8. Instant history
  9. The pink limit
  10. Opaque
  11. Cop syrup

Gesamtspielzeit: 44:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

jo

Postings: 7390

Registriert seit 13.06.2013

2025-06-29 10:04:42 Uhr
Ich würde es jetzt nicht an Emotionen ausmachen, aber ich hatte tatsächlich auch noch nie ein Ranking gesehen, in dem das Album derart schlecht abschneidet. Geschmackssache eben.

Leech85

Postings: 954

Registriert seit 15.03.2021

2025-06-28 15:11:26 Uhr
Wow Vertigo of Bliss auf Platz 8:-/?????
Für mich klar ihre beste. Alleine diese Emotionen in Bodies in Flight oder All the Way Down haben sie nie mehr hingekriegt.

jo

Postings: 7390

Registriert seit 13.06.2013

2025-06-28 08:16:49 Uhr
Klar. Highlights gibt es auf jedem Album. Das von mir auch noch nachgeschoben.

Vennart

Postings: 1247

Registriert seit 24.03.2014

2025-06-27 16:15:28 Uhr
1. Opposites
2. A Celebration Of Endings
3. Infinity Land
4. Puzzle
5. The Myth Of The Happily Ever After
6. Balance, Not Symmetry
7. Only Revolutions
8. The Vertigo Of Bliss
9. Ellipsis
10. Blackened Sky

Die ersten 5 sind wirklich schwierig zu ranken, meine beiden ersten Plätze begründe ich aber wie folgt:
“Opposites“ ist meiner Meinung nach ihr Magnum Opus und eines der besten Doppelalben ever, fast auf einer Stufe mit Doppelalben wie “Songs In The Key Of Life“.
“A Celebration Of Endings“ war für mich eines der meistgehörten Alben während der Corona-Zeit, hat dadurch zusätzlich einen besonderen Stellenwert, wobei ich das Album auch nüchtern betrachtet als eines ihrer stärksten empfinde.
“Instant History" und "Tiny Indoor Fireworks“ gehören jetzt nicht zu ihren besten Songs aber im Albumfluss finde ich sie voll in Ordnung. Vor allem in der “Live From The Barrowlands Ballroom“ Version einer ihrer größten Momente.

Aber so wie Felix finde ich auch auf jedem Album Highlights.

jo

Postings: 7390

Registriert seit 13.06.2013

2025-06-27 07:38:53 Uhr
@Leech85:

Stingin Belle, Accident without E

Für mich viel kommerzieller als "Saturday Superhouse" - und auch beide wirklich nicht toll beziehungsweise für mich Lowlights auf "Opposites". Ich denke, wir haben da - zumindest bei den beiden Alben - einfach andere Geschmäcker :).

Ich mag auch die Produktion auf "Puzzle" lieber als auf "Opposites" (auch wenn Letzteres wirklich gut ist).

Es kommt mir so vor, als ob da bei "Puzzle" bei dir einfach ein Bruch mit der Band passiert war, der sich dann aber später letztlich als "nicht (mehr) so schlimm" herausstellte. Aber "Puzzle" war dadurch anscheinend für immer durch für dich.

"Living Is a Problem...", "As Dust Dances", "Machines"

Ich füge Felix' Liste auch noch "A Whole Child Ago", "The Conversation Is..." oder "Love Has a Diameter" hinzu. Alle toll.

puzzle is großartig. die hintergründe zum album und die dadurch greifbare dringlichkeit in musik und texten, die atmosphäre, die perfekte balance zwischen zackig, rockig, ruhig und melodiös...

Didz hat es hier auch super zusammengefasst. Diese Dringlichkeit kommt mir auch durch die Produktion gut raus. "Puzzle" hat da den Balanceakt wirklich gut hinbekommen - und ist für mich auch wirklich kaum eingängiger als zum Beispiel das Debüt.

Und sie hatten ja immer eingängige Songs. Ich meine... "Questions & Answers" war wohl der bis dato Eingängigste - und das, obwohl es auf dem ab und an durchaus wirren "Vertigo..." war.
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