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Nzca Lines - Pure luxury

Nzca Lines- Pure luxury

Memphis Industries / Indigo
VÖ: 10.07.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Nachdenklichkeit im Hedonismus

Michael Lovett steht auf Gegensätze, wie es scheint. Auf seinem dritten Album als Nzca Lines vereint er Widersprüchliches zu einer apokalyptischen Funk-Pop-Party. Da ist nicht nur auf dem Plattencover von "Pure luxury" ein hedonistischer Plastik-Look dominant, auch im Sound seiner neuesten Platte dominiert das Artifizielle. Das ist für Nzca Lines nichts wirklich Neues, doch fallen einem die Hochglanz-Synthies, die Plastik-Beats und die im sommerlichen Swimming Pool durchgewaschenen Synthetik-Gitarren doch sehr ins Auge beziehungsweise Ohr. Doch statt jetzt auf textlicher Ebene ebenfalls diesen selbstvergessenen Party-Vibe auszustrahlen, geht es hier deutlich problematischer zur Sache. Neben im Pop-Kontext gängigen Herschmerz-Bewältigungen, wird eben auch die Brücke zu sozio-kulturellen und ökologischen Krisen geschlagen. Nur stellvertretend sei da das Herzstück der Platte "Larsen" genannt, welches sich und den Zuhören die griffige Frage stellt: "Don't you want to save your daughter / From the world you created for her?"

Dies in Kombination mit den offensiven, zeitweise aufgektatzten musikalischen Äußerungen, wie man sie beispielsweise im Titelsong vorfindet, sorgt für ein ambivalentes Hin und Her, eine Uneindeutigkeit, die für sich gesehen bereits eine starke künstlerische Aussage darstellt. Da gehen die Beats angestachelt nach vorne, wirbeln und überschlagen sich, die Synths erschaffen eine schillernd glänzende Oberfläche und man lässt sich frohgemut in diesen Strudel hineinziehen. Doch Lovett lässt es sich dabei nicht nehmen eine konsumkritische Breitseite loszulassen: "Scented oils, expensive sheets / It's all about who you meet." Doch dann kommt die "Real good time" eben doch mit einem verführerischen Stampf-Beat um die Ecke, die Melodie setzt im leichten Flitter-Look luftige Akzente und schon ist sie da, die tänzerische Sorglosigkeit, deren Kehrseite ein schlechtes Gewissen ist.

Auch die zaghaften Klavierklänge zu Beginn von "Prisoner of love", nur echt mit Prince-Gedächtnis-Gesang, finden sich schnell in einen flott nach vorne gehenden Rhythmus ein, der von markanten Streicher-Verzierungen an die Hand genommen wird. Letztere finden sich dezent manipuliert auch in "Primp & shine" wieder und passen hervorragend zu dem lässig abgehangenen R'n'B-Setting des Songs. Solche geschmeidigen Stücke sind ein netter Konter-Part zu den schnelleren, offensiven Nummern, welche jedoch sicherlich den Vorteil der größeren Markanz in sich tragen. Treibend, dabei auch herrlich vertrackt, was die Drums betrifft, ist dann das bereits angesprochene "Larsen", welches seine Synth-Klänge durch Turbinen jagt und verwurschtelt, der Gesang mag sich nicht zwischen Klarheit und künstlerischem Seitenschritt entscheiden, auch hier also wieder Ambivalenz. Und so lässt man sich mitreißen als Hörer, bewahrt jedoch auch die nachdenklichen Momente, so dass eine eindeutige Einordnung oder Beschreibung schwer fällt – trotz teilweise sehr eindeutiger musikalischer Statements.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Prisoner of love
  • Larsen
  • Primp & shine

Tracklist

  1. Pure luxury
  2. Real good time
  3. Prisoner of love
  4. For your love (feat. VIAA)
  5. Take this apart
  6. Opening night
  7. Larsen
  8. Primp & shine
  9. Tonight is all that really matters

Gesamtspielzeit: 38:25 min.

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Armin

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2020-07-17 22:12:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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