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Teyana Taylor - The album

Teyana Taylor- The album

Def Jam / Universal
VÖ: 19.06.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Es gibt Drama, Baby

Teyana und Iman sitzen im Baum, k-ü-s-s-e-n sich. Erst kommt die Liebe, dann kommt die Hochzeit, und dann fährt Iman ... nirgends mit dem Kinderwagen vor, sondern hilft seiner Liebsten erstmal glatt selbst bei der Entbindung. Als 2015 nämlich mitten in der Nacht die Wehen bei Teyana Taylor einsetzten, war es zu spät für die Fahrt ins Krankenhaus. Also entband sie das Kind auf dem Boden des heimischen Badezimmers, an der Seite ihres Mannes, der die Nabelschnur schließlich mit einem in der Nähe liegenden Kopfhörerkabel abband. Der Notruf des frischgebackenen Vaters direkt im Anschluss an die Geburt der kleinen Junie leitet nach einer kurzen Wiedergabe seines öffentlichen Heiratsantrags somit hochdramatisch das dritte Werk der Sängerin ein. Tränen, Angst, Erleichterung. Was für ein Einstieg. Ins Album? Ins Leben!

"The album", der schlicht betitelte Nachfolger des 2018 erschienenen "K.T.S.E.", unterscheidet auf den ersten Blick recht viel von seinem Vorgänger. Da wäre einerseits die schier unfassbare Länge: 55 Minuten mehr packt Teyana hier drauf, von acht Stücken gibt es einen gewaltigen Sprung auf 23. Und dann wäre da die Sache mit Kanye West. Der ließ Taylor "K.T.S.E." am Ende seiner als "Wyoming sessions" in die Musikgeschichte eingegangene Veröffentlichungsreihe rausbringen, als sich so mancher am Wahnsinn des selbsternannten Genies längst sattgehört haben dürfte. Zufall dürfte es zumindest nicht sein, dass West auf "The album" mit Ausnahme eines kleinen Produzenten-Credits keine Rolle spielt. Dafür gesellen sich so einige andere Gäste zur großen Feier: Erykah Badu, Rick Ross, Ms. Lauryn Hill, Big Sean und mehr – fast schon eine Art Who-is-who im HipHop- und R'n'B-Bereich, das sich hier die Türklinke in die Hand gibt. Und weil Taylor auf "The album" selbst wieder alle Zügel fest in der Hand hält, dürfen sich auch der Göttergatte und das Töchterchen verewigen. Ansonsten wagt Taylor kaum wirkliche Experimente. Muss ja auch nicht: Ihr samtweicher Soul kommt zwar deutlich weniger kantig daher, als das Grace-Jones-Gedächtnis-Artwork vermuten ließe. Dennoch macht das direkt zu Beginn schon großen Spaß. Entspannte Neunzigerjahre-Beats schmeicheln dem Flow von Rick Ross in "Come back to me", das zudem mit einer zuckersüßen Junie eine echte Geheimwaffe im Ärmel hat und als Krönung des Ganzen einen derart charmanten Harmoniegesang in den Hintergrund setzt, als wäre Ghostface Killahs Ex am Ende doch wieder heimgekehrt. Verführerisch wird es in "Wake up love", der Zusammenarbeit mit Shumpert, und zumindest in der zweiten Hälfte von "Lowkey" richtig, richtig gut – Erykah Badu sei Dank, die hier genau dann einspringt, bevor Taylor ein wenig die Luft auszugehen droht.

Haben wir schon erwähnt, was hier für fantastische Features am Start sind? Nicht, dass die 29-Jährige alleine nicht ausreichen würde. Dennoch lässt sich feststellen, dass die Gäste für viel Freude sorgen. Das sich bestens ergänzende Spiel zwischen Taylor, Missy Elliott und Future im grandiosen "Boomin'" ist jedenfalls eine Klasse für sich. Die selbst noch vor dem großen Durchbruch stehende Kehlani veredelt währenddessen "Morning", und sogar Big Sean – solo leider nicht immer verlässlich – liefert im Nullerjahre-R'n'B von "Shoot it up" endlich mal wieder ab. Dass Taylor es auch ohne Unterstützung am Mikrofon schafft, zu überzeugen, beweisen etwa das sphärische "Lose each other" oder auch "Still", das zudem mit einem bockstarken Stakkato-Beat aufwartet. "Try again" ist derweil leider kein Aaliyah-Cover – obwohl die 2001 verstorbene Sängerin ganz offensichtlich ein großes Vorbild Taylor sein muss –, aber immerhin ein eigenständiger und vor allem eingängiger kleiner Hit, der sich geschmeidig seinen Weg ins Gehör bahnt.

Kurz auf der Zielgeraden ist die Reise durch die Nuller- und Neunzigerjahre dann komplettiert, wenn niemand Geringeres als Sean "Diddy" Combs bei "How you want it?" Hand ans Mischpult anlegt. Ehrensache, wenn denn schon sein Sohn Christian alias King Combs hinter dem zweiten Mikro steht. Und ganz zum Schluss gibt es dann ein schönes Wiedersehen mit Lauryn Hill, die sich hoffentlich bald auch wieder richtig zurückmeldet statt nur mit kleinen Häppchen hier und da. Denn der Finaltrack "We got love" zeigt nicht nur, wie groß ihr Einfluss auf solche Sängerinnen wie Teyana Taylor war und ist – sondern zu welchen wirklich tollen Werken auch diese Nachfolge-Generation fähig ist – nicht nur, aber auch dank ihrer Vorbilder.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Come back to me (feat. Junie & Rick Ross)
  • Boomin' (feat. Missy Elliott & Future)
  • Lose each other
  • Try again
  • We got love (feat. Ms. Lauryn Hill)

Tracklist

  1. Intro
  2. Come back to me (feat. Junie & Rick Ross)
  3. Wake up love (feat. Iman)
  4. Lowkey (feat. Erykah Badu)
  5. Let's build (feat. Quavo)
  6. 1800-One-Night
  7. Morning (with Kehlani)
  8. Boomin' (feat. Missy Elliott & Future)
  9. 69
  10. Killa (feat. DaVido)
  11. Bad
  12. Wrong bitch
  13. Shoot it up (feat. Big Sean)
  14. Bare wit me
  15. Lose each other
  16. Concrete
  17. Still
  18. Ever ever
  19. Try again
  20. Friends
  21. How you want it? (feat. King Combs)
  22. Made it
  23. We got love (feat. Ms. Lauryn Hill)

Gesamtspielzeit: 77:19 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-07-01 19:37:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2020-06-16 15:22:15 Uhr - Newsbeitrag
Kommt diesen Freitag raus.







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