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Surf Rock Is Dead - Existential playboy

Surf Rock Is Dead- Existential playboy

Surf Rock Is Dead
VÖ: 01.05.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gar nicht wahr!

Wo sind sie, die Stephen-King-Fans? Leser dieses Meisters der Horror-Literatur werden sich vielleicht noch eher an die Erstverfilmung des King-Klassikers "Friedhof der Kuscheltiere" erinnern, die 1989 in die Kinos kam. Dort wird in einer berüchtigten Szene eine Weisheit ausgesprochen, die Gerichtsmediziner und Bestatter schon immer wussten: "Sometimes, dead is better." Kein Wunder also, dass das in Brooklyn ansässige Duo von Surf Rock Is Dead lieber auf Nummer sicher geht und ihren eigenen Stil gleich für tot erklärt. Das Problem? Ausgefuchste Musikjournalisten haben längst eine neue Genre-Bezeichnung für die beiden gefunden.

"Surfgaze", die Mischung aus Surf-Rock und Shoegaze also, ist auch der vorherrschende Sound auf "Existential playboy", dem Debütalbum von Kevin Pariso und Joel Wittenberg, ursprünglich aus Chicago beziehungsweise dem australischen Melbourne. Dabei riechen diese zehn kleinen Perlen weder komisch noch klingen sie gar blutleer. Voller Leben kommen sie stattdessen daher, allen voran das großartige Album-Highlight "Diabolik", das es trotz relativer Unbekanntheit der Band sogar auf die offizielle Sommer-Playlist von Plattentests.de geschafft hat. Von frühzeitigem Ableben kann hier also keine Rede sein, eher von durchaus tanzbarer Lebensfreude. Denn Surf Rock Is Dead starten gerade erst durch – das wird dann glatt mit einer Rezension belohnt, obwohl die beiden Herrschaften noch nicht mal einen ordentlichen Vertrieb haben. Wer will von Anfang dabei sein und das beim hoffentlich baldigen Durchbruch in echter Hipster-Manier ungefragt ständig wiederholen? PS: Ich kannte sie ja schon viel früher als alle anderen.

Ein bisschen DIIV, ein bisschen Wild Nothing, hier und da schrammeln sich My Bloody Valentine durch den dichten Klangteppich – und stets ist da diese sonnengeküsste Melancholie, die offenbar zu jeglichen Surf-Musikstilen dazugehört. Die Single "Away message" jedenfalls ist voller jugendlichem Sturm und Drang. Nostalgie und Hoffnung liegen hier so nah beieinander wie zwei Finger derselben Hand, und wohin auch immer sich der Erzähler verzogen hat, gönnt man es ihm ob dieser beeindruckenden Abwesenheitsnotiz. Da passt das rasante "Miss you" nicht nur wegen seines Titels, sondern auch aufgrund seiner eigenen hektischen Aufbruchstimmung, die durch das Gitarrenspiel nur noch verstärkt wird.

Nein, gestorben oder gar in Frieden ruhend ist hier mal so gar nichts. Und doch schätzen Surf Rock Is Dead ab und an auch die kleineren, verträumten Momente, so etwa im düsteren "Immaculate", das das Gewitter erst ordentlich aufziehen lässt und dann doch ausgelassen im Regen tanzt. Noch so eine Verarsche also wie mit dem Bandnamen? Nehmen wir mit Kusshand. So wie auch das eingängige "Watching the dead" kurz vor Schluss, bei dem sich Gitarre und Schlagzeug zunächst ein knallhartes Wettrennen liefern und schließlich Hand in Hand gemeinsame Sache an der Ziellinie machen. Völlig aus der Reihe tanzt danach nur noch "Always learning what not to do" als fast akustischer Finaltrack, der eine nicht mehr ganz so taufrische Beziehung zu Grabe trägt. Am Ende wird dann also doch gestorben. Aber, um noch mal auf Stephen King zurückzukommen: "No good thing ever dies." Manche Lügen glaubt man eben immer ein bisschen leichter.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Away message
  • Diabolik
  • Watching the dead

Tracklist

  1. Our time
  2. Away message
  3. Diabolik
  4. Immaculate
  5. Solid ties
  6. Typical cliché
  7. Miss you
  8. Another world
  9. Watching the dead
  10. Always learning what not to do

Gesamtspielzeit: 37:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

tjsifi

Postings: 786

Registriert seit 22.09.2015

2020-06-23 12:23:35 Uhr
Diabolik ist richtig toll! Der Rest plätschert ein bisschne vor sich hin. Werde das ALbum aber sicher noch ein paar mal durchhören.

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2020-06-21 09:07:47 Uhr
Eigentlich genau mein Ding. Eigentlich. So ganz mag es dennoch nicht zünden, weil es mich fast zu jeder Sekunde an irgendwelche Vorbilder erinnert. der Kopf sagt JA, der Bauch sagt "ne lass mal"

Peacetrail

Postings: 3890

Registriert seit 21.07.2019

2020-06-17 20:37:13 Uhr
Diese Stephen-King-Eröffnung von mir, äh, Jennifer ist einfach gigantisch.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-06-17 20:13:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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