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Mando Diao - I solnedgången

Mando Diao- I solnedgången

Playground
VÖ: 12.06.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Vor der Haustür

"Bang"?! War da was? Nicht nur, dass Oktober 2019 einem aufgrund gewisser pandemischer Vorgänge bloß acht Monate später so vorkommt, als seien seitdem mindestens fünf Jahre vergangen. Der Rezensent muss auch zugeben, dass er Mando Diaos neuntes Album trotz netter Songs wie "Long long way" höchstens als Randnotiz wahrgenommen hat. Doch wie bei so Vielem gilt: Vor der eigenen Haustür ist nicht überall. Während die Schweden auf dem Kontinent für Hits wie "Dance with somebody" oder "Down in the past" bekannt sind, nimmt man Mando Diao in der nordischen Heimat auch anders wahr. "Infruset", ihr erstes rein schwedischsprachiges Album und eine Vertonung einiger Gedichte Gustaf Frödings, gilt hierzulande bloß als eigenwilliges Nebenprojekt. In Schweden indes sammelte dessen Single "Strövtåg i homebygden" über 40 Millionen Spotify-Plays, hielt sich schlappe 86 Wochen in den Charts und ist heute eine Art moderne Nationalhymne für Groß und Klein.

Wer die folkloristisch-reduzierte und poetische Ader der Truppe mag, findet mit "I solnedgången", zu deutsch in etwa "Blick in den Sonnenuntergang", nun endlich Nachschlag. Erneut werden Gedichte von Fröding und anderen schwedischen Lyrikerinnen und Lyrikern vertont, erneut geht es eher ruhig, harmonisch und melancholisch zu: viel Akustische, zarte Percussion, Klavier, Orgel, Synthies und extra viel Raum für die tolle Stimme von Dixgård. Zu "Sparven" etwa kann man wunderbar runterkommen, zum mit Synthies ausgeschmückten "Sorgen" in der Abendsonne den Tag Revue passieren lassen.

"Stigen" ist beinahe Chanson in Reinkultur, während das wirklich traurige "Stjärnornas tröst" bewusst im Gospel steckt und auch aufgrund der prominenten, versöhnlichen Kirchenorgel schon bald so manche Beerdigung in Schweden begleiten könnte. "I solnedgången" wurde binnen weniger Tage live und in kammermusikalischen Kontext aufgenommen und zeugt von der Kreativität Mando Diaos abseits erwartungsbehafteter Pfade. "Kvällstilla" schielt in die Siebzigerjahre, flirtet ausgiebig mit der Hammond-Orgel, während sich auf den entspannten Kammer-Pop von "Långsamt" und seinem feinen Ohrwurm-Refrain wirklich viele einigen sollten.

"Was kann man meckern über diese Band!", schrieb einst Kollege Makolies und liegt bei Mando Diao sicherlich nicht komplett daneben. Grundsätzlich ist es aber so, dass die vier Männer aus Borlänge sich kaum noch darum scheren, was Kritiker von ihnen halten. Zudem müssen Künstler die staubig getretenen Pfade auch mal verlassen können, um Inspiration zu finden. Dabei ist Songschreiber Dixgård tatsächlich auf ein Lied seiner Eltern gestoßen, welche einst eine Art finnischen Tango-Pop komponierten und ihn "Själens skrubbsår" tauften. Dieser Charakter wohnt auch Dixgårds mehr folkiger Version noch inne, in der liebevollen Umsetzung findet man allerdings vor allem eines: Verneigung und Respekt. Zumindest letzteren sollte man der Band für dieses Album zollen.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Långsamt
  • Stjärnornas tröst
  • Själens skrubbsår

Tracklist

  1. I solnedgången
  2. Kvällstilla
  3. Långsamt
  4. Stjärnornas tröst
  5. Sparven
  6. Sorgen
  7. Stigen
  8. Själens skrubbsår
  9. Kullen vid sjön
  10. Vaggvisa under stora Björn
  11. Tid tröste

Gesamtspielzeit: 34:17 min.

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