Blanche - Empire

PIAS Belgium
VÖ: 29.05.2020
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Belle tristesse
Als Blanche am 13. Mai 2017 beim Finale des Eurovision Song Contests in Kiew auf die große Bühne trat, kannte sie niemand. Drei Minuten später hatte sich das geändert. Millionen von Zuschauern hatten soeben den Klängen von "City lights" gelauscht. Und eine nicht unbeträchtliche Menge von ihnen hatte sich verliebt. In den Song und vor allem in die Stimme der blutjungen Sängerin. Am Ende reichte es für Blanche zu Platz 4, was angesichts der minimalistischen Darbietung und des unterkühlten Sounds eine kleine Überraschung war. Aber manchmal ist ein Song einfach zu gut, um ignoriert zu werden. In den drei Jahren, die seitdem vergangen sind, war von der belgischen Künstlerin, die auf den bürgerlichen Namen Ellie Delvaux hört, nur wenig zu hören. Ein paar Singles gab es, diese gingen aber in der Menge vergleichbarer Releases unter. Dass nach dem Erfolg beim ESC nicht sofort ein Album nachgeschoben wurde, erweist sich rückblickend als die richtige Entscheidung. Zu viele Talente wurden schon auf diese Weise verheizt. Blanche hatte Zeit, an ihren Fähigkeiten und ihrem Debüt "Empire" zu arbeiten. Zeit, die man dem Werk anhört.
Musikalisch gibt es keine Überraschungen. Verträumter Electropop ist noch immer die Basis für Blanches Gesang, wobei die Chanteuse stimmlich deutlich an Variabilität gewonnen hat. Meist bewegt sie sich zwar in ihrer Komfortzone, doch gerade in den vielen mehrstimmigen Passagen zeigt sie eindrucksvoll, dass sie zu mehr in der Lage ist als unscheinbarem Gesäusel. Während die stimmlich ähnlich operierende Billie Eilish bewusst mit den Erwartungen der Hörer spielt und auch vor harten Brüchen nicht zurückschreckt, geht es bei Blanche beschaulicher zu. Das ändert allerdings nichts an der hohen Qualität der Musik. "Fences" ist beispielsweise ein treibender Song mit Disco-Anleihen, dessen Refrain Ohwurm-Potenzial besitzt. Auch der Titeltrack gefällt dank souveräner Melodieführung und geschmackvoller Produktion. Es ist wohltuend, dass die zerbrechliche Stimme der Protagonistin nicht von allerhand Studio-Gedöns an die Wand gedrückt wird. Selbst in opulenteren Momenten wie der Ballade "Only you", welche mit Geigen und Klavier aufwartet, bleibt genug Raum für das Organ der Belgierin.
Ein wenig schade ist, dass dem Album die ganz großen Höhepunkte abgehen. Schlecht ist kein einziger Song, allerdings fehlt ein wenig die Abwechslung. Die Musik ist entweder melancholisch, nachdenklich oder beides. So einzigartig Blanches Stimme ist, so limitiert ist sie leider noch hinsichtlich des emotionalen Spektrums, das sie abdecken kann. Das klingt aber weitaus negativer, als es gemeint ist. Wenn alle Elemente zusammenpassen, lässt sich erahnen, welches Talent da schlummert. Wunderschön ist beispielsweise "How does that sound", dessen Melodieführung Blanche in die Karten spielt. Auch das elegische "Soon" lädt zum Dahinschwelgen ein. Zu elektronisch angereichertem Fingerpicking richtet die Sängerin den Blick in die Ferne. Diese emotionale Tiefe erreicht sie freilich nicht immer, Songs wie "Till we collide" oder "1, 2, miss you" rauschen vorbei, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ein bisschen mehr Mut darf sich Blanche in Zukunft erlauben. Gut stehen würde er ihrem introspektivem Pop auf jeden Fall.
Highlights
- Fences
- How does that sound
- Soon
Tracklist
- Intro
- Empire
- Till we collide
- Fences
- Only you
- Lonely
- How does that sound
- Soon
- 1, 2, miss you
- Summer nights
- Pain
- We had
- Stubborn
Gesamtspielzeit: 46:00 min.
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Edrol Postings: 566 Registriert seit 19.10.2018 |
2020-06-09 20:33:52 Uhr
Recht schönes Album, auch wenn kein "City Lights" drauf ist. "Fences" kommt immerhin recht nahe. Ansonsten kann ich der Rezension im Großen und Ganzen nur zustimmen; ein angenehmes Album aus einem Guss, aber die ganz großen Ausreißer nach oben fehlen halt. 6,5/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28473 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-06-03 19:35:39 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Billie Eilish; Lorde; Birdy; Nina Nesbitt; Halsey; Dua Lipa; Charlie XCX; Tove Lo; Sky Ferreira; Lana Del Rey; Aurora; Lykke Li; Hayley Kiyoko; Willow; Sia; Mitski; Hayley Williams; Ellie Goulding; Robyn; Zara Larsson; Muna; The xx; Demi Lovato; Dido; Duffy; Adele; Roisin Murphy; Scarlett Johansson; Mazzy Star; Warpaint; Lush; Lights; Purity Ring
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