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Ötzi - Storm

Ötzi- Storm

Artoffact / Cargo
VÖ: 22.05.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Kein Stern

"Wie nutzlos ist Wissen, wenn es den Wissenden keinen Gewinn bringt" – so Robert de Niro einst im Thriller "Angel heart". Recht hat er. Nehmen wir die drei Damen von Ötzi aus dem kalifornischen Oakland, die sich nach der berühmten Gletschermumie benannt haben. Denen kann man in der Tat nur völlige Ahnungslosigkeit wünschen, wenn es um die Tatsache geht, dass in Europa ein fast gleichnamiger, wollbemützter Österreicher ohnehin grässliche Schlager-Schmonzetten zu allem Überfluss mit tumben Dance-Beats unterlegt und so Bumsschuppen auf dem ganzen Kontinent bespaßt. Ein Glück für Akiko Sampson, Gina Marie und K. Dylan Edrich: In ihren Augen ist Ötzi einfach "a cold, cold man" und somit prädestiniert als Schirmherr des eisig klirrenden Post-Punk und Gothic-Rock alter Schule, mit dem das Trio nach dem 2017er Debüt "Ghosts" nun schon das zweite Album füllt. Und nein, auch auf diesem ist kein Stück mit dem Titel "Ein Todesstern (... der Deinen Namen trägt)" vertreten.

Dafür enthält "Storm" praktisch alles, womit Bands wie Siouxsie And The Banshees oder Skeletal Family um 1980 herum das Genre mitbegründeten: das Fleisch von den morschen Knochen schleifende Gitarren, sich knorrig windende Bassläufe sowie jenseitige Sirenen-Vocals zwischen Wehklagen und Zorn. Und zwar in einer so scharf gespielten Variante, dass der zweite Teil des Begriffs Post-Punk wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zugeführt wird. "Hold still" gilt im Song über die liebgewonnenen menschlichen Rückzugsorte im Leben entsprechend rein inhaltlich – musikalisch kicken Ötzi einen aufgekratzten, von knackigen Leads angetriebenen Rocker vor sich her, dem der Wechselgesang von Bassistin Sampson und Schlagzeugerin Marie noch zusätzliche Dynamik verpasst. So klingen kajalbewehrte Riot Grrrls mit Klick im Herzen und Friedenspfeife im Mund – was drin ist, könnte sich daraus ergeben, dass erstgenanntes Mitglied einen Nebenjob in der Marihuana verarbeitenden Industrie ausübt.

Doch deswegen bloß keine beduselte Grundstimmung vermuten: "Tunnels" legt gleich darauf mit einem überfallartigen Drum-Break los und wird im Anschluss nicht leiser, "Scorpio" überholt sich dank frenetischen Speed-Riffs, Rüpel-Saxofon und einer atemlos japsenden Sampson derart ungestüm beinahe selbst, dass sogar Jehnny Beth von Savages kaum mitkommen würde. Auch in der Folge brennen Ötzi ungeachtet des frostigen Bandnamens mit Rasanz ein glühendes Tischfeuerwerk in Death Rock ab, wenn sich die "Eight cups" im Galopp einer tollwütigen Zombie-Sau wie von selbst leeren oder "Outer bounds" zum Overdrive im Untergrund lädt. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt in dieser stürmischen halben Stunde folglich nicht – erst im Titeltrack beruhigt sich "Storm" allmählich und verabschiedet sich zu tiefschwebenden Synthie-Schwaden in ein Gary-Numan-Universum, in dem es nur unwesentlich kuscheliger zugeht als im ewigen Eis. Der gebührende Abschluss eines Albums, das man am besten kalt serviert.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Hold still
  • Scorpio
  • Eight cups
  • Storm

Tracklist

  1. Moths
  2. Hold still
  3. Tunnels
  4. Scorpio
  5. Ballad of Oiwa
  6. Contagious
  7. Eight cups
  8. Outer bounds
  9. 15 stars
  10. Storm

Gesamtspielzeit: 34:12 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-05-27 19:52:07 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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