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Various Artists - Albaum

Various Artists- Albaum

Trikont
VÖ: 20.03.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ein zartes Pflänzchen

Die Idee ist simpel: Namhafte Künstler aus dem deutschsprachigen Raum stellen für einen Sampler Songs zur Verfügung, von den Erlösen werden Bäume in Ostafrika gepflanzt. Schöne Sache. Radio Eins, weforest.org und das Label Trikont haben dieses Projekt auf die Beine gestellt. Zum 29. April 2020 wurden durch diese Kooperation bereits exakt 281.092 Samen ihrem Schicksal übergeben. Die Liste der Beteiligten liest sich wie ein Who-is-who der Pop- und Indieszene. Die meisten Songs sind alte Bekannte, es finden sich jedoch auch einige exklusive Releases auf der Compilation. Und manche von ihnen sind echte Überraschungen. Allen voran begeistern Tocotronic mit "Der letzte Kranich", einer lässigen Westernballade. Auch Dotas Beitrag "Fotosynthese" kann sich hören lassen. "Ich lern' jetzt was Vernünftiges / Ich lern' Fotosynthese", verkündet die Sängerin. Kann man natürlich reichlich albern finden, in Verbindung mit der schunkelnden Musik wird aus der gut gemeinten Botschaft jedoch eine gut gemachte.

Passend zum Thema haben einige Künstler tief in den eigenen Archiven gewildert. So hat Inga Humpe "Wir trafen uns in einem Garten", den Song, der 2raumwohnung zum Durchbruch verhalf, neu aufgenommen. Das Tempo ist im Vergleich zum Original deutlich reduzierter, von seiner eigentümlichen Faszination hat der Song jedoch kaum etwas eingebüßt. Von den bereits bekannten Tracks überzeugen besonders "Der Krieg ist vorbei" von Judith Holofernes und "Die ganze Welt" von Sophie Hunger. Bei einigen Songs bedarf es jedoch einiger Gehirnakrobatik, um eine direkte Verbindung zum Konzept des Samplers herzustellen. Natürlich ist Bilderbuchs "Frisbeee" noch immer ein feines Stück Musik, zum Thema passt es aber nur, wenn man beide Augen zukneift. Besser macht es da Bonaparte, dessen Exklusivtrack "Das Ende vom Film" endzeitliche Bilder mit verpeilten Eindrücken einer langen Nacht verbindet. Hedonismus macht Spaß, aber auch kaputt.

Richtige Störfaktoren gibt es nur wenige. Um Balbinas Beitrag "Wie sag ich das ab?" zu mögen, muss man wahrscheinlich Fan oder taub sein. Thees Uhlmanns Abrechnung mit dem Springer-Verlag "Ich halt mich raus" trifft zwar die Richtigen, bleibt aber ein recht fader Song. Eine große Überraschung stellt hingegen "B12" von Apparat dar. Der Track, der ursprünglich auf "LP5" erscheinen sollte und im letzten Moment gestrichen wurde, beginnt mit unheilvoll dräuenden Soundscapes, ehe ein hektischer Breakbeat das Ruder an sich reißt. Der Rest ist Jazz. Apropos: Auch Die Ärzte sind mit von der Partie. "Abschied" ist der Song, der etwas ankündigte, das bisher nicht passiert ist. Das Unvermeidliche wird aber eintreten. Ob es die Auflösung des Berliner Trios oder das Ende des Anthropozäns ist, wird die Zukunft zeigen. Die Hoffnung ist ein zartes Pflänzchen. Es nicht mit Füßen zu treten, wäre die vernünftige Lösung.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Der letzte Kranich (Tocotronic)
  • Das Ende vom Film (Bonaparte)
  • Der Krieg ist vorbei (Judith Holofernes)
  • B12 (Apparat)

Tracklist

  1. Abschied (Die Ärzte)
  2. Frisbeee (Bilderbuch)
  3. Der letzte Kranich (Tocotronic)
  4. Immer bei Dir (Seeed feat. Trettmann)
  5. Wir trafen uns in einem Garten (2Raumwohnung)
  6. Das Ende vom Film (Bonaparte)
  7. Ich halt mich raus (Thees Uhlmann)
  8. Die ganze Welt (Sophie Hunger)
  9. Nix reparieren (Wanda)
  10. Abbadu (Beatsteaks feat. Farin Urlaub)
  11. Der Krieg ist vorbei (Judith Holofernes)
  12. Enttäuscht (Die Höchste Eisenbahn)
  13. Fotosynthese (Dota)
  14. Kein Mensch ist illegal (Eze Wendtoin)
  15. B12 (Apparat)
  16. Wie sag ich das ab? (Balbina feat. Tristan Brusch)

Gesamtspielzeit: 59:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

S.v.K.

Postings: 223

Registriert seit 13.06.2013

2020-05-14 14:44:52 Uhr
Ja, auch was als "Thees Uhlmanns Abrechnung" beschrieben wird, ist eine Cover eines Songs aus den 80ern von Östro 430.

Sampler des Grauens trifft's wahrscheinlich ganz gut.

dreckskerl

Postings: 9765

Registriert seit 09.12.2014

2020-05-14 01:03:08 Uhr
Witzig finde ich, dass der Tocotronicbeitrag schlicht als "lässige Westernballade" beschrieben wird.
Ich finde dabei schon interessant, dass es sich um ein Cover des Ököklageliedklassikers "Der letzte Kranich vom Angerburger Moor" von der sehr jungen Juliane Werding aus dem Jahr 1972 handelt.

Rainer

Postings: 748

Registriert seit 22.03.2020

2020-05-13 23:37:07 Uhr
Sampler des Grauens

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-05-13 20:41:38 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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