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Tvivler - Ego

Tvivler- Ego

This Charming Man / Cargo
VÖ: 03.04.2020

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ich glaube Dir gar nichts ...

... und doch irgendwie alles. Nannte einst Kevin Hamann alias Clickclickdecker ein Album. Mit ihm und seiner Musik haben Tvivler, ein dänisches Hardcore-Quartett im weitesten Sinne, auch nach oftmaligem Hinhören wirklich nichts am Hut. Erwähnen könnte man Hamann trotzdem mal, vielleicht sogar zusammen mit ein paar anderen Vertretern des schrammeligen Diskurspop wie Kettcar, deren Songs ein oder andere Mal vom gesprochenen Wort getragen werden. Oder zusammen mit Sigur Rós, deren Texte oftmals nicht einmal in einer richtiggehenden Sprache verfasst sind. Und was soll jetzt dieses Anti-Namedropping im Zusammenhang mit einer Krachkapelle? Es ist die komplizierte Formulierung von: Sie singen auf Dänisch und man versteht – wenn man nicht gerade von dort kommt – kein Wort.

Und das ist deshalb so verquast dargelegt, weil Tvivler damit zumindest in den Ohren des hierzulande herumstromernden Kulturkreises nicht die Möglichkeit haben, mit Worten und Sätzen zu begeistern. Die Band um Thomas Burø scheint sich dieser Tatsache mehr als vage bewusst zu sein. Das legt zumindest der Opener "Sabotage" nahe, der erst mal in ziemlich sphärischer Manier vorstellig wird und für kurze Zeit an Circle Takes The Squares "Non-objective portrait of karma" denken lässt. Spätestens wenn die Band dem Stück dann für die letzten gut 30 Sekunden Einlass in Krachhausen gewährt, ist man interessiert. Oder vielmehr: angefixt. Weil Tvivler auf ihrem Debüt "Ego" die Sache mit dem Post-Hardcore nicht auf links ziehen, aber alles, was nötig ist, ganz ausgezeichnet auf die Kette bekommen. Burø manövriert sich spielend durch seine durchweg hohen Tonlagen, schafft es aber immer, mehr zu singen als zu schreien. Der Sound kommt mit viel Schmutz und Proberaumstaub daher, wirkt aber nie schwachbrüstig, matschig oder unterproduziert.

Und die Songs? Nehmen all die Möglichkeiten dankend an, die ihnen von der Band geschenkt wurden und formen ein Album, das sich in der Jahresendabrechnung zu den interessantesten des Genres zählen wird und schaffen es außerdem, immer wieder Glanzpunkte zu setzen. Zum Beispiel wenn "Barn" nach einer knappen Minute in Höchstgeschwindigkeit durch die Gegend gebolztem Hardcore-Gekloppe plötzlich komplett freidreht und im Freejazz-Wahn die Bläsersektion von nebenan reinlässt. Oder wenn sich nur einen Song später "Brudt" in ganz und gar formidabler Manier daran versucht, Post-Hardcore mit stoischem Schlagzeug und einer gewaltigen Prise Indie-Rock-Vibe zu vermengen. Oder wenn sich "Vold" zu Beginn mit seiner verhallten Gitarre viel Zeit nimmt, um langsam Fahrt aufzunehmen und mit vergleichsweise wenigen, dafür aber eine Ecke subtileren Zutaten zum Song wird, in dem man versinken möchte. Unwiederbringlich.

Die Erkenntnis, dass Tvivler auf "Ego" so ziemlich alles gelingt, ist dabei längst Gewissheit. Man hat sie zu dem Zeitpunkt nämlich schon gesehen, die Wandelbarkeit und die vielen Gesichter dieser Band. Sphärische Interludes und gefährlich auf Kante genähte Prügelattacken geben sich hier die Klinke in die Hand, ganz ohne Brüche. Alles fließt ineinander, wirkt so gewollt wie durchdacht. Und übergibt "Vestover" den Staffelstab an "Folkløs", das zunächst eine gefühlte Ewigkeit den gleichen Akkord schrubbt, bevor ein verzerrter Bass reingrätscht und das Stück in einen dramatischen Schlusspart führt, den man so nie und nimmer für möglich gehalten hätte, stellt man ohnehin keine Fragen mehr. Der Beweis, dass sie auch einen eindrucksvollen Song von über sechs Minuten wie den Abschluss "Navn" unter Kontrolle haben, hätte es da gar nicht mehr gebraucht. Am Ende versteht man zwar noch immer kein Wort von dem, was die hier singen. Aber man glaubt der Band alles.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Tvangslogik
  • Vold
  • Flokløs
  • Navn

Tracklist

  1. Sabotage
  2. Tvangslogik
  3. Forkert
  4. Kandidat
  5. Barn
  6. Brudt
  7. Forfalden
  8. Vold
  9. Komplet
  10. Jonas
  11. Vestover
  12. Flokløs
  13. Knytnæve
  14. Venter
  15. Navn

Gesamtspielzeit: 39:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kiste

Postings: 237

Registriert seit 26.08.2019

2020-05-17 10:47:02 Uhr
„ Am Ende versteht man zwar noch immer kein Wort von dem, was die hier singen. Aber man glaubt der Band alles.“ Hehe, sehr gut!

Mayakhedive

Postings: 2591

Registriert seit 16.08.2017

2020-05-14 07:00:04 Uhr
Rezi und Referenzen lesen sich auf jeden Fall schon einmal vielversprechend. Kommt auf'n Zettel.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27940

Registriert seit 08.01.2012

2020-05-13 20:40:55 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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