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Talking Book - Talking Book II

Talking Book- Talking Book II

Koolarrow
VÖ: 24.04.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Verfallstudien

Wenn neun Jahre zwischen einem Debütalbum und dem Nachfolger vergehen, ist wahrscheinlich einiges dazwischengekommen. So war es auch bei Talking Book, dem Ambient-Projekt des Faith-No-More-Bassisten Bill Gould. Unter anderem verzögerte ein überflutetes Tonstudio die Fertigstellung des Werkes. Gemeinsam mit den im Genre bewanderten Mitstreitern Jared Blum und Dominic Cramp stellte Gould das Album schließlich doch noch fertig. Zum Glück. Denn "Talking Book II" entführt den Hörer dorthin, wo sich Fuchs und Straße gute Nacht sagen. Beleuchtete Augen blinzeln im Abblendlicht. Wer etwas mit sinistren Soundtracks anfangen kann, wie sie etwa ein David Lynch mit Vorliebe auswählt, wird viel Freude mit Talking Book haben.

Wenn man von Ambient spricht, ist der Allvater Brian Eno natürlich nicht weit. Dass hier Musiker am Werk waren, die Enos stilbildende Alben der Siebzigerjahre rauf- und runtergehört haben, wird schon nach wenigen Tracks klar. Synthesizer wabern und zischeln, dazwischen nehmen minimalistische Melodien den Hörer bei der Hand. Die Stimmung, die dabei erzeugt wird, ähnelt nicht selten der zweiten Hälfte des Bowie-Klassikers "Low". Zwar erreichen Talking Books Klangstudien nicht ganz die Intensität des Vorbilds, Bilder im Kopf erzeugen sie aber allemal. Und was für welche: "A crumbling mind smiles" beginnt zum Beispiel mit einem wirren Sprach-Sample, das nach wenigen Augenblicken in Gefiepe ertränkt wird. Zwischen Beton und Maschinen hetzt der Mensch von A nach B. Der Track fungiert als eine Art Intro für "Zastava", das mit seinen lange ausklingenden Akkorden die Uhr auf Endzeit weiterdreht.

Allgemein ist es schwierig, einzelne Songs herauszugreifen. "Talking Book II" funktioniert in erster Linie als Gesamtwerk. Am ehesten sticht noch "The came at dawn" mit seinen an Horrorfilme erinnernden Leadsynthies heraus. Auch hier spielen die Musiker jedoch geschickt mit den Erwartungen: Was wie "Halloween" beginnt, findet nach einigen Hakenschlägen schließlich den Weg ins Neonlicht. Bloße Berieselung geht anders. Gegen Ende des Albums schlingern sogar einige Zeitlupenbeats am Ohr vorbei, doch auch diese bleiben nicht lange haften. Immer atonaler werden die Soundscapes, "Lost in glass" etwa driftet nur haarscharf am Abgrund vorbei. Geräusche und Melodien beginnen zu verschwimmen. In "This war was better" künden schließlich Fanfaren vom Einsturz der Paläste. Was am Himmel anklopfte, liegt nun in Trümmern. Staub bedeckt alle Hoffnungen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Zastava
  • They came at dawn
  • The war was better

Tracklist

  1. Blood aurora
  2. Thermal drift
  3. The land upright
  4. A crumbling mind smiles
  5. Zastava
  6. Early sorrows
  7. The last time she died
  8. They came at dawn
  9. A sea turned to stone
  10. Heritor
  11. Lost in glass
  12. The war was better
  13. Dying light
  14. Absent horizon

Gesamtspielzeit: 42:03 min.

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Armin

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2020-04-29 20:40:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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