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Ariel Sharratt & Mathias Kom - Never work

Ariel Sharratt & Mathias Kom- Never work

BB*Island / Cargo
VÖ: 01.05.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alexas Überstundenkonto

"Never work / Never suffer / Never tip your hat to another." Ariel Sharratt und Mathias Kom, Mitglieder der kanadischen Folk-Band The Burning Hell, haben auf ihrem zweiten Album als Duo "Never work" Songs für und über Arbeiter versammelt. Ja, auch wenn die Working Class heute anders aussieht als zur Hochzeit der Industrialisierung, automatisierte Abläufe und Robotik im Handwerk ganz andere Bereiche aufmachen, steht auch in der heutigen Arbeitswelt der einzelne Mensch mit seiner Arbeitskraft häufig am Rande oder mitten in der Ausbeutung. Sharratt und Kom schwingen jedoch nicht das anarchistiche Brandschwert der Revolte, sie bieten als Gegensatz zur kalten, unwirtlichen Arbeitsrealität einen Ort der Idylle, der weichgebetteten Flucht an. Folk, Folktronica, alles luftig, zart und organisch. Dass die Texte dazu jedoch ätzen wie Säure, macht aus "Never work" ein süß-saures Erlebnis voll melodischer Schönheit und Bauchschmerzen verursachendem Witz.

Diese Grundstruktur lässt an den Kuschel-Intellekt von Belle & Sebastian denken oder an Stars, wenn sie rein akustisch musizieren. Dabei sehen Sharratt und Kom den musikalischen Teil eben nicht als Witz an, gestalten ihn äußerst liebevoll. So ein Refrain wie in "Monitors" besitzt Tiefe, Leid und eine melodische Schönheit, die abseits des Zynismus und Sarkasmus das existentielle Verhängnis prekärer Arbeit aufzeigen. Natürlich lädt "Never work" oft zum Lachen ein, wenn in "Rise up Alexa" die digitale Lebenshilfe gegen ihren Erschaffer gehetzt wird, möchte man losprusten, doch zeigt dies, dass Themen wie Selbstbestimmung, Wert der Arbeit und Absicherung nach wie vor aktuell sind, auch wenn sich die Bedingungen geändert haben.

"Never work" ist deshalb so gelungen, weil es schneidenden Humor besitzt, aber nie ins Klamaukige abrutscht. Dazu gehört, dass die Musik nicht nur als Erfüllungsgehilfe für den textlichen Inhalt dient, sondern mit aller Sorgfalt ausgestaltet ist. Die fluffige Hymne "Everything for everyone" packt ihre weitreichenden Forderungen etwa nicht in Wut und Aggression, sondern überbringt sie mit einem blumigen Gruß der Akustikgitarren. "The robots vs Mrs. Patel" ist klassischer Erzählstoff aus der Blütezeit der Protestsongs: klare, einfache Akkordstrukturen, eine repetitive Gesangsstruktur, doch eindringlich und auf den Punkt. Auch "I don't mind failing" hat diesen klassischen Gestus. Der Country-Absacker hat jede unmittelbare Hektik abgelegt, beklagt und bekräftigt gleichzeitig den eigenen Platz in der Welt, mit langmütigem Harmoniegesang wird eine verspielte, säuselnde Zuversicht ausgesendet, die eben nicht nur Pflaster auf die Wunde, sondern Grundsatz für die eigene Existenz ist. Der Mensch und die Arbeit also, ein Verhältnis im Ungleichgewicht, doch Sharratt und Kom zeigen mit Witz und mit viel Liebe auf, dass man sich wehren kann, dass man Rechte hat. Und dass es nach wie vor wichtig ist, den Finger in die Wunde zu legen.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Monitors
  • Rise up Alexa
  • I don't mind failing

Tracklist

  1. Never work
  2. Monitors
  3. Everything for everyone
  4. Rise up Alexa
  5. The rich stuff
  6. Two Jeffs
  7. The robots vs Mrs. Patel
  8. Talkin' gig economy blues
  9. I don't mind failing
  10. (hidden track, untitled)

Gesamtspielzeit: 38:14 min.

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Armin

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2020-04-29 20:40:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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