Psychonaut - Unfold the god man

Pelagic / Cargo
VÖ: 06.03.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Post-Metal-Rundtrip
Wenn die Band schon Psychonaut heißt, als Titel für die Veröffentlichungen "24 trips around the sun" oder eben, wie in diesem Falle, "Unfold the god man" wählt und auch noch "spacige" Cover mitbringt, dann kann man davon ausgehen, dass so wirklich jedes Klischee psychedelisch angehauchter Musik erfüllt ist. Sucht man nach Psychonaut im Netz und bei Streamingdiensten, kommen auch die erwartbaren Angebote zu Tage. Eine vor 20 Jahren gegründete Metalband mit Black Sabbath, Motörhead und härteren Referenzen, natürlich Goa-Acts und – dann endlich – Psychonaut aus Belgien. Dass in der heutigen globalisierten und Alles-schon-mal-dagewesen-Welt Künstlernamen doppelt und dreifach auftauchen, ist jedes Mal wieder eine Freude. Etwa, wenn man Celeste hören möchte und sich plötzlich statt französischem Anschreigeballer auf einmal Neosoul auf die Ohren bekommt – oder andersherum. Im Falle von Psychonaut aber ließe sich aus den diversen Psychonauts sogar ein passender Sampler basteln.
Die Psychonaut, um die es hier gehen soll, spielen nun psychedelisch angehauchten Post-Metal. Nach zwei eher kürzeren Veröffentlichungen, bei denen das Trio noch etwas seinen Stil und seine Produktionsqualität suchen musste, ist "Unfold the god man" nun mit neun Songs in 70 Minuten ein Werk in voller Pracht, beziehungsweise Länge. Dabei wird im Grunde alles referenziell abgefrühstückt, was sich im Genre des (eben psychedelischen) Post-Metal und links und rechts davon so bewegt.
Der rein instrumentale Opener "All I saw as a huge monkey" etwa erinnert an einen Mix aus Monkey3 mit ein paar Tool-Riffs und Djent-Einspielern. Richtig los geht es in "The story of your enslavement", welches zügig mit einem Markenkern der Band aufwartet: Gemeint ist wechselseitiger Gesang, mal clean, mal keifendes Geschrei, welches in der Form so sofort an Cult Of Luna erinnert. Sind die ersten drei Stücke noch im Bereich der fünf/sechs Minuten, in denen massive Soundwände losgetreten werden, lassen sich Psychonaut später wesentlich mehr Zeit.
"The fall of consciousness" reicht hier als erster gen zehn Minuten und zeigt das Trio gleich einmal sehr abwechslungsreich. Beginnend mit fast schon kopierten Amenra-Riffs, fühlt es sich im Mittelteil wie ein Jam verschiedenster Progstile bis zurück in die 1970er an, die aber sehr gut miteinander verknüpft werden. In solchen Prog-Exzessen kann man sich leicht verlieren, dem nun anschließenden "Sananda" kann man schon den Vorwurf machen, hier vor allem Kunst um des Handwerks willen zu sein. Technisch auf hohem Niveau, aufgrund der Länge allerdings etwas orientierungslos. In "Celestial dictator" bringen Psychonaut mit Tribal-Drumming und Didgeridoo-Klängen ein weiteres Klangexperiment rein, welches jedoch nur kurz währt und in schönem Geballer vom Stile der ersten Stücke mündet.
Die letzte Viertelstunde ist "Nothing is consciousless" vorbehalten, in dem Psychonaut noch einmal so etwas wie eine Zusammenfassung ihrer Musikidee zusammenstellen. Post-Rock-Elemente, heftiges Gebolze, dazu das Wechselspiel der Stimmen: Alles fließt, alles bewegt sich, fällt ineinander, baut aufeinander auf und schlussendlich, ganz am Ende, steht ein Ruhepol, mit dem "Unfold the god man" ausfadet und einen wieder in die Realität entlässt.
Highlights
- The story of your enslavement
- Kabuddah
- Nothing is consciousless
Tracklist
- All I saw as a huge monkey
- The story of your enslavement
- Kabuddah
- The fall of consciousness
- Sananda
- Celestial dictator
- Halls of Amenti
- Nexus
- Nothing is consciousless
Gesamtspielzeit: 71:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34411 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-04-30 17:40:12 Uhr
Ich hätte schwören können, dass ich die Band schon mal vorher gehört hab, aber Last.FM says No. |
kiste Postings: 237 Registriert seit 26.08.2019 |
2020-04-30 15:57:08 Uhr
Wäre echt spannend, wenn du deine Erfahrung mit dem Album teilen würdest, wenn du es angehört hast! |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34411 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-04-30 15:07:16 Uhr
Ah, das klingt nach was für mich. |
kiste Postings: 237 Registriert seit 26.08.2019 |
2020-04-30 08:40:56 Uhr
Ach und das Cover ist auch sehr grandios. Ja, es kommt sehr „spacig“ daher. Ist aber eine Baumrinde mit Spinnweben und Baumnadeln, also sehr erdig. Super! |
kiste Postings: 237 Registriert seit 26.08.2019 |
2020-04-30 08:39:35 Uhr
Das Album habe ich eine Weile recht oft gehört. Ich bin sehr angetan vom wuchtigem Sound und dem abwechslungsreichem Gesang. Dennoch machten sich nach einer Weile Abnutzungserscheinungen bemerkbar, so dass ich die Rezension hier sehr gut nachempfinden kann. Dennoch eine sehr spannenden Neuentdeckung für mich! |
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Referenzen
Neurosis; Isis; Tool; Amenra; Monkey3; Cult of Luna; Porcupine Tree; Steven Wilson; Baroness; Corrections House; The Ocean; Pink Floyd; Deafhaven; Devin Townsend Project; Downfall Of Gaia; Envy; Godflesh; Black Sabbath; Jesu; Knut; Mastodon; Mogwai; Mono; Omega Massif; Pelican; Red Sparowes; Russian Circles; Shrinebuilder; Swans; Tephra; Tesa; YOB; Ufomammut
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