Cable Ties - Far enough

Poison City / Merge / Cargo
VÖ: 27.03.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Blühende Rifflandschaft
Australiens Musikszene blüht und grüßt in diesen Tagen äußerst gern mit ausgefeiltem Aktionismus an der elektronischen Gitarre. Courtney Barnett, Amyl & The Sniffers oder The Smith Street Band sind nur einige hochtalentierte Exporte aus Down Under an der Schnittstelle von Garagenrock und Punkrock. Wer mit ebenjenen Genres etwas anfangen kann und griffige Gitarrenriffs mag, sollte Cable Ties dringend ins persönliche Radar nehmen. Nicht nur, weil Merge Records die wilden Jungspunde unter Vertrag genommen hat und dem Trio politische Themen wichtiger sind als etwa fesche Instagram-Fotos. Die aus Netflix' "13 reasons why" vorab bekannte Femen-Hymne "Tell them where to go" reißt Sie dennoch nicht vom Hocker, werter Leser? Ging dem Rezensenten ähnlich, bis er bemerkte, dass dies der einzige lediglich gute Track inmitten der absolut fulminanten A-Seite von "Far enough" ist.
Was ein Brett ist zum Beispiel bitte der Opener "Hope"? Zum Intro zuckt lediglich die Gitarre, während Frontröhre Jenny McKechnie mit zarter Stimme von Diskussionen mit ihrem Onkel berichtet – hier symbolisch Vertreter der Boomer-Generation, die den Klimawandel als Hysterie abtut. Nach und nach steigert sich der Song, bis McKechnies Wut in Brody-Dalle-Manier den Refrain entflammt und das eigene bequeme Nichtstun dabei ebenso nicht gelten lassen will: "When everyone is as selfish and careless as me? / If I can't hope, nothing's ever gonna change / So let your eyes roll, you'll still be cool / When we're in flames / It might be hopeless but I've gotta try it / It's better than lying down and bringing on our fate." Nach fast sieben Minuten schließen wir die Kinnlade, die jedoch spätestens zum ebenfalls tollen Garage-Hit "Sandcastles" wieder aufploppt.
Genug Quarantäne-Pogo und Luftgitarre in den eigenen vier Wänden? Sorry, Cable Ties lassen nicht nach, sie wechseln bloß das Werkzeug. Auch mit Atmosphäre gelingt es der Band, die gesellschaftliche Lethargie, das mantraartig proklamierte "Weiter so!" unserer Zeit einzufangen, wenn etwa "Lani" seine unwiderstehliche Basslinie über sieben Minuten hypnotisch wiederholt und den Hörer mit unermüdlicher Intensität um den Finger wickelt. "Far enough" kann auch kompakt, setzt auch abseits der längeren Stücke auf prägnante, eindringliche Riffs. Diese treiben den feinen Punkrocker "Not my story" inmitten von dichtem Garagenstaub an oder unterstreichen mit dick aufgespeister Gitarrenwand den intensiv-appellativen Charakter von "Anger's not enough" mit fettem Edding.
"Far enough" ist eine laute und bemerkenswert intensive Rock-Platte, wenngleich Cable Ties das meisterliche Niveau der ersten Hälfte hinten raus nicht mehr ganz halten können. Dennoch kanalisiert das Trio aus Melbourne jede Menge Emotionen in einer Achterbahnfahrt zwischen Aktivismus, Aufschwung und Aussichtslosigkeit. Cable Ties entscheiden sich letztendlich für die Hoffnung. Was bleibt einem auch sonst übrig?
Highlights
- Hope
- Sandcastles
- Lani
Tracklist
- Hope
- Tell them where to go
- Sandcastles
- Lani
- Not my story
- Self-made man
- Anger's not enough
- Pillow
Gesamtspielzeit: 43:08 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Mr Oh so Postings: 3250 Registriert seit 13.06.2013 |
2020-05-03 13:58:45 Uhr
Hammer. |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2871 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-04-30 11:03:47 Uhr
Produktion ist über Stream / Spotify etwas schwer zu beurteilen. Sicher etwas weniger kratzig als ihr Debütalbum, "zu glatt" empfinde ich nicht. Songs sind außerdem zumeist super. |
cargo Postings: 730 Registriert seit 07.06.2016 |
2020-04-30 10:23:57 Uhr
Die Produktion ist leider viel zu glatt und zerstört die guten Ansätze. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27971 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-04-29 20:37:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Thick; No Age; The Distillers; Brody Dalle; Dinosaur Jr.; Beach Slang; Heim; Japandroids; Yeah Yeah Yeahs; Pavement; Blondie; L7; Amyl & The Sniffers; Jawbreaker; The Stooges; Built To Spill; Courtney Barnett; Sonic Youth; The Thermals; Buffalo Tom; Parquet Courts; Ramones; Sex Pistols; Part Chimp; The Lemonheads; Yo La Tengo; Blackmail; Ken; The Smashing Pumpkins; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; At The Drive-In; Mogwai; Forget Cassettes; Kvlr; The Small Faces; The Yardbirds; Rollins Band; Mercury Rev; The Afghan Whigs; The Rolling Stones; AC/DC; Backyard Babies; The Hellacopters; Motorpsycho
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- Cable Ties - Far enough (4 Beiträge / Letzter am 03.05.2020 - 13:58 Uhr)