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Car Seat Headrest - Making a door less open

Car Seat Headrest- Making a door less open

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 01.05.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kopf hoch

"Hollywood makes me want to puke!" Voll edgy! Insbesondere der lässige Vortrag überzeugt, man kann förmlich spüren, wie Will Toledo mit Pilotenbrille auf der Nase und in zerschlissener Designer-Jeans vor seinem Hyundai Santa Fe steht und die Elite mal so richtig wissen lässt, was er von ihr hält. Hier, da gibts sogar gleich zwei Mittelfinger statt nur einem! Das Problem ist: So ganz abnehmen will man Toledo und seiner Band Car Seat Headrest die Null-Bock-Haltung nach dem ersten Hördurchgang von "Making a door less open" nicht mehr. Das ist zwar nicht unbedingt Hochglanz, aber doch schon gut aufpoliert, vom ausgesaugten Innenraum mal eh zu schweigen. Wer hätte vor ein paar Jahren schon gedacht, dass aus dem sympathischen Lo-Fi-Indie-Rock-Gespann mal eine durchaus stadiontaugliche Tanztruppe werden könnte?

Nun aber mal halblang: Ganz so schlimm ist es ja gar nicht. Dennoch tönt "Making a door less open", das vierte Album für Matador und immerhin schon das zweite mit neuem Material, stellenweise so ganz anders als das, was man bisher von Car Seat Headrest gewohnt war. Aber pünktlich zum Erscheinungstermin bestätigt sich wohl die alte Weisheit "Alles neu macht der Mai", und weil man nicht nur aufgrund einer eifrig nach links kopfnickenden Community ja gewillt ist, dem Ganzen eine Chance zu geben, gibt es auch noch einen zweiten, dritten, vierten Durchgang. Und noch mehr. Weil: Doof geworden sind Car Seat Headrest ja mitnichten. Nur berühren einen die zehn vorliegenden Songs möglicherweise nicht mehr so wie erhofft. Oder wie erwartet.

Große, bewegende Momente gibt es natürlich trotzdem. "There must be more than blood" zum Beispiel, das hypnotisch treibend mit astreinem Bass aufwartet und sich hier und da sogar den süßlichen Geruch nach Edelseife von der Haut schrammelt. Oder die feine Akustiknummer "What's with you lately", die nicht nur an die gute alte Zeit erinnert, als Toledo seine Songs noch solo im Auto aufgenommen hat, sondern auch an melancholische Abende vorm Fernseher, auf dem irgendein "MTV unplugged" flimmert und die Stille vertreibt. Dass der Haudrauf-Dance-Punk von "Life worth missing" direkt darauffolgend die gediegene Stimmung zerstört, verzeiht man dann auch irgendwann – spätestens wenn man das Teil mal abseits vom Album-Kontext hört und sich das abgefackelte Feuerwerk langsam verzieht.

Inspiriert vom Zwei-Mann-Projekt 1 Trait Danger, an dem Toledo gemeinsam mit Schlagzeuger Andrew Katz beteiligt ist, versuchen sich Car Seat Headrest auf "Making a door less open" verstärkt an elektronischen Elementen. Das funktioniert auch mal richtig gut, wenngleich etwa die Single "Can't cool me down" anfangs in der Tat fast so gewöhnungsbedürftig ist wie der Gedanke, dass diese Band dieses Jahr gute Chancen auf einen Platz auf der Heiterkeit-Seite des Sommer-Mixtapes haben könnte. Derweil weiß "Martin" mitsamt seines ausgeflippten Drum-Computers manchmal scheinbar nicht so recht, wo es eigentlich hin will und reißt daher auch mal die eine oder andere Wand einfach ein. Wo ein Wille ist, ist eben auch ein Weg.

Nun sind auch diese Ruhelosigkeit und der häufig fehlende rote Faden mitunter Gründe dafür, warum "Making a door less open" nicht so recht zünden mag. Nichts hier ist richtig schlecht, und vielleicht ist es der Band gegenüber auch unfair, dass man sie so sehr an ihrem eigenen bisherigen Output und der eigenen Verbundenheit damit misst. Sonst würde man "Deadlines" vielleicht nicht für derart austauschbar halten und die Single "Hollywood" mit einem Augenzwinkern wahrnehmen statt mit einer zumindest kleinen Portion Fremdscham. Am Ende berühren Car Seat Headrest mit ihrem neuen Werk erstmals eher die Tanzbeine anstatt das Herz. Und klar geht das auch mal in Ordnung – wir werden ihnen dafür schon nicht den Kopf abreißen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • There must be more than blood
  • Martin
  • What's with you lately

Tracklist

  1. Weightlifters
  2. Can't cool me down
  3. Hollywood
  4. There must be more than blood
  5. Hymn
  6. Deadlines
  7. Martin
  8. What's with you lately
  9. Life worth missing
  10. Famous

Gesamtspielzeit: 42:45 min.

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User Beitrag

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2859

Registriert seit 14.06.2013

2020-06-26 11:21:08 Uhr
Maximum 5/10 für mich. Ebenso enttäuscht...

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33685

Registriert seit 07.06.2013

2020-06-25 13:14:19 Uhr
Also der Opener versüßt mir echt den Sommer, der Rest leider gar nicht. Mit 2.83 bei rym auch knapp einen ganzen Punkt unter den letzten beiden Alben. Es geht also einigen so.

tbc

Postings: 4

Registriert seit 21.06.2020

2020-06-21 20:04:25 Uhr
Bin von der Platte enttäuscht. Vor allem wenn man bedenkt, auf welch hohem Niveau und in welch kurzen Abständen Toledo früher seine Demos veröffentlicht hat.

Finde die meisten Songs lediglich mittelmäßig und das Album nicht homogen. Die beiden Versionen Deadlines mag ich am meisten. Bei Hollywood musste ich kurz an Mclusky denken.

Ich kann mir vorstellen, dass die Band (bzw. Toledo) gemerkt hat, dass man Teens of Denial nicht toppen kann und dann ihren Stil ändern wollte.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33685

Registriert seit 07.06.2013

2020-05-09 16:17:32 Uhr
Doch, also den Opener mag ich doch ziemlich sehr. Macht Spass. Geb jetzt dem Rest nochmal me Chance.

Zu faul zum einloggen

Postings: 114

Registriert seit 13.07.2017

2020-05-03 23:18:23 Uhr
auf youtube gibts btw einen Vinyl-Rip

https://www.youtube.com/watch?v=mUtPQ4hX2dI&list=PLITaovOtxtAFjcxlrfbK32rKisf98XZTV&index=1
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